der beleidigte Bundespräsident
Horst Köhlers sofortiger Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten wird in der öffentlichen Meinung überwiegend kritisiert.
Die Kritik an seinen Äußerungen, zuletzt zum Militäreinsatz in Afghanistan, muss ein Bundespräsident aushalten können. Was er gesagt hat:
"In meiner Einschätzung sind wir insgesamt auf dem Wege, in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe, mit dieser Außenhandelsabhängigkeit, auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren - zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch negativ auf unsere Chancen zurückschlagen, bei uns durch Handel Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern. Alles das soll diskutiert werden - und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.
(Quelle: Tagesschau.de)
An diesem Bandwurmsatz ist manches falsch, vor allem aber leidet die Verständlichkeit unter der verschrobenen Syntax.
Andererseits:
Deutschland lebt vom Export, hat also natürlicher Weise ein Interesse an "freien Handelswegen" oder an der Verhinderung regionaler Instabilität. Das ist eigentlich selbstverständlich; erstaunlich also, wenn deswegen jetzt jemand aufjault.
Dass der Bundespräsident damit nicht gerade den Verteidigungsauftrag der Bundeswehr aus dem Grundgesetz zitiert hat, dürfte auch jedem klar sein, der den Bandwurmsatz verstanden hat. Leider waren das offenbar nur wenige. Vor allem Politiker und Medienmenschen haben den Mammut-Satz offenbar nicht verstanden und eine verfassungsfeindliche Gesinnung hineininterpretiert.
Das ist ärgerlich, aber das muss man eigentlich aushalten, auch als Bundespräsident, und erst recht, wenn man für sich in Anspruch nimmt, unbequem sein zu wollen.
Andererseits ist es jedermanns gutes Recht, auch des Bundespräsidenten, einen Beruf aufzugeben, wenn er sich zu sehr geärgert hat (in anderer Lesart: "beleidigt ist"). Man muss nicht alles aushalten, sondern kann einfach aufhören, vor allem dann dann, wenn man das Rentenalter (Horst Köhler ist 67 Jahre alt) und damit die meisten Lebensziele erreicht hat.
So hat die Politik jetzt ein Problem mehr. Vielleicht überlegt sich der eine oder die andere ja doch, wie man vernünftiger Weise miteinander umgeht...
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