Mittwoch, 15. Dezember 2010
Es schneit ...
... und immer wieder stößt man auf Schlagzeilen mit "Schnee-Chaos", "Katastrophe" oder ähnlichem.

Dabei sollte jedem, der auf den Kalender sieht, klar sein, dass Schnee im Dezember eigentlich keine Katastrophe ist.

Vermutlich sind die Meldungen eher eine billige Entschuldigung dafür, dass man nicht genügend Vorsorge getroffen hat. Die Stadt Königswinter hat inzwischen eine andere Konsequenz gezogen:
Stadt Königswinter lässt den Schnee festfahren
Angesichts der jüngsten und prognostizierten weiteren Schneefälle in den kommenden Tagen haben die Stadtbetriebe Königswinter endgültig ihre Strategie umgestellt. "Wir streuen nur noch die Hauptdurchgangsstraßen und die Gefällstrecken. Ansonsten wird der Schnee nur noch weggeschoben", teilte Stadtbetriebe-Vorstand Theo Krämer am Dienstag mit....
(Quelle: Bonner Generalanzeiger)
Die Stadt Bonn hingegen lamentiert noch:
Der Stadt Bonn geht das Streusalz aus
(Quelle: Bonner Generalanzeiger)
Vielleicht werden die ja auch noch wach.

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Freitag, 10. Dezember 2010
der Wandel der Wahrnehmung bei Wikileaks
Die Entwicklung und die Aufregung um Wikileaks in den letzten Wochen ist schon erstaunlich:
  • Zunächst ist Wikileaks das böse Hackerportal, das mit der Veröffentlichung von diversen vertraulichen Dokumenten aus den Botschaften der USA erheblichen Schaden zufügt.
  • Dann (deshalb) sperren diverse Geldinstitute (Paypal, Mastercard, Visa) die Konten von Wikileaks
  • Dann gibt es diverse Hackerangriffe auf die Server solcher Finanzinstitute, auf Server von Staatsanwaltschaften und Rechtsanwälten des "Gesichts" von Wikileaks (Julian Assange).
  • Inzwischen stellen US-amerikanische Anwälte fest, dass ein Haftbefehl für/gegen Julian Assange wegen Wikileaks kaum zu begründen ist. Offenkundig hat Wikileaks nichts Verbotenes gemacht.
  • Australien stellt fest, dass australische Bürger, denen im Ausland Straftaten vorgeworfen werden, nicht einfach ausgebürgert werden sollten, sondern australischen Schutz verdienen.
  • Die von den Hacker-Attacken betroffenen Finanzinstitute revidieren ihre Entscheidung und geben die gesperrten Konten wieder frei<>
  • Diverse staatliche Verlautbarungen, die anfangs "Cablegate" in die Nähe von Terroristen rückten, sind inzwischen ebenfalls zu differenzierterer Betrachtung in der Lage.
Was lehrt uns das?
  1. Die öffentliche Meinung ist offenbar einfach zu beeinflussen.
  2. Beruhigender Weise relativiert sich dieser Effekt nach einigen Tagen/Wochen.
  3. Das Tempo, mit dem maßgebliche Politiker lernen (dass angebliche sexuelle Vergehen von Geschäftsführern nicht auch deren Organisation anzulasten sind), ist erstaunlich unterschiedlich. (Sarah Palin hat es immer noch nicht...)

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Dienstag, 7. Dezember 2010
Sex und Leaks
Julian Assange hat sich inzwischen der Polizei gestellt und wurde von der Londoner Polizei aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Schweden verhaftet.
Assanges Anwalt Mark Stevens nennt das Vorgehen der Schweden eine "Farce", wie er sie noch nie erlebt habe, und spricht von einem "politischen Trick". Sein Mandant habe nach dem vermeintlichen Verbrechen im August nicht nur mehrere Wochen in Schweden auf eine Vernehmung gewartet, sondern auch eine Befragung in der schwedischen oder der australischen Botschaft in London oder per Videokonferenz angeboten. Außerdem hätten weder er noch Assange selbst Akteneinsicht bekommen.

Staatsanwältin Ny verteidigte sich am Wochenende, die Rechtslage sehe eine Befragung in einer Botschaft nicht vor. Sie wolle Assange persönlich sehen, weil sie ihn eventuell festnehmen lassen müsse. Eine Auslieferung an die USA werde es allerdings nicht geben: "Das ist in einem Fall wie diesem nicht möglich."
(Quelle: Spiegel online)
Dabei wurden jetzt auch nähere Details zu den Haftgründen bekannt:
Tatsächlich wirft die Verfolgung in Schweden diverse Fragen auf. Der Fall begann Mitte August mit einer Veranstaltung einer Organisation, die den schwedischen Sozialdemokraten nahe steht. Deren Sprecherin Anna A. hatte Assange eingeladen und ihn privat bei sich in Stockholm untergebracht. Unstrittig ist, dass Assange und Anna A. am Abend vor der Veranstaltung Sex miteinander hatten.

Am Tag darauf sprach Assange im Haus des schwedischen Gewerkschaftsbunds über die vorangegangene Veröffentlichung der Afghanistan-Protokolle. Unter den Zuhörern war auch eine junge Künstlerin aus Enköping namens Sofia W., die sich für die Veranstaltung als Fotografin akkreditiert hatte und Assange verehrte. Unstrittig ist, dass auch Sofia W. und Assange in der Nacht und am folgenden Morgen erneut Sex hatten, ehe er verschwand.

Kurz darauf erfuhren die beiden Frauen von den parallelen Affären, tauschten ihre Erfahrungen aus und beschlossen, gemeinsam zur Polizei zu gehen. Sie habe die jüngere Sofia eigentlich nur als Zeugin begleiten wollen, gab Anna A. später zu Protokoll. Assange sei zwar nicht gewalttätig, habe aber eine verquere Einstellung gegenüber Frauen und könne kein "Nein" akzeptieren.

Nach der Aussage der beiden Frauen beantragte die zuständige Staatsanwältin einen Haftbefehl auch wegen Vergewaltigung.

...

Was genau in jenen schwedischen Nächten geschehen ist, muss nun die Justiz klären; Assange hat alle Vorwürfe stets bestritten. Beide Frauen hatten ausgesagt, zunächst einvernehmlichen Sex mit Assange gehabt zu haben. Dies sei allerdings später umgeschlagen. Der Streit drehte sich offenbar um den Gebrauch von Kondomen.

...

Selbst wenn Assange schuldig im Sinne des schwedischen Gesetzes sein sollte - der Verfolgungseifer der dortigen Staatsanwaltschaft mit internationaler Ausschreibung via Interpol sei "höchst ungewöhnlich", heißt es in Berliner Regierungskreisen. Dazu passt das merkwürdige Verhalten der britischen Polizisten, die sich weigerten, auch nur den Grund der Festnahme vorab mitzuteilen.
(Quelle: Spiegel online)
Da gibt es zweierlei: zum einen ist da offenbar einen Mann mit fragwürdigem Sexualverhalten("akzeptiert kein Nein", "lehnt den Gebrauch von Kondomen ab"). Und es da sind zwei Frauen, die mit ihm einvernehmlichen Sex hatten, dann sich später kennenlernten und danach gemeinsam zur Polizei gingen, um eine Vergewaltigung anzuzeigen.

Und zum anderen: Schweden macht tatsächlich einen Heidenaufstand, um den Mann, der hinter Wikileaks steht, vor Gericht stellen zu können.

Das klingt tatsächlich nach einer Agenten-Story, aber:
... US-Verteidigungsminister Robert Gates kommentierte Assanges Verhaftung bei einem Besuch in Afghanistan kurz und kühl. Das klinge nach einer "guten Nachricht", sagte er auf eine Frage von Journalisten. Wegen der Veröffentlichung zahlreicher US-Geheimdokumente durch WikiLeaks streben die USA eine Auslieferung Assanges an.
(Quelle: Spiegel online)
So ganz astrein riecht das Vorgehen der USA nicht. Besser als Guantanamo ist es aber allemal.

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