Sonntag, 5. Oktober 2014
Cameron Carpenter am 03.10.2014 in Berlin
Nach ca. 60 Besuchen in Berlin wurde es Zeit: eigentlich, um mal die Berliner Philharmoniker zu hören. Da die im Moment aber in New York sind, musste das noch was warten.

Aber man kann sich ja mal die Philharmonie ansehen ... Von außen relativ häßlich merkt man das innen nicht mehr.

Und auf dem Programm steht ein Konzert mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach. Organist ist Cameron Carpenter. Es verspricht, spannend zu werden.
... Carpenter, der bereits als 11-Jähriger mit einer vollständigen Aufführung des Wohltemperierten Klaviers von sich reden machte, scheut sich nicht, überraschende Register- und Tempowechsel vorzunehmen, die durch Gewohnheit überhörte Passagen in völlig neuem Licht erscheinen lassen: Ein oftmals repetierter Ton – von Carpenter mit einem Zungenregister ausgestattet – klingt erstmals deutlich hörbar durch das Stimmengeflecht hindurch, wobei die überaus kontrastreiche Registrierung allgemein für eine plastische Durchhörbarkeit der komplexen polyfonen Satzkunst Bachs sorgen.
(Quelle: Programm
Und es wird spannend. Zunächst tritt ein junger Mann mit kahlgeschorenem Kopf und Kappe (oder einem interessant geformten Haarschopf) und Schuhen auf, deren Absätze wie gewisse Turnschuhe im Dunkeln blinken.

Er spielt auswendig, und tatsächlich: Stücke, die man zu kennen meint, haben auf einmal Passagen, die man nicht oder nicht so in Erinnerung hat. Und dann passiert etwas noch Spannenderes.

Am Ende eines furiosen Orgelstücks (vor der erwarteten Es-Dur Triosonate) bleibt ein Ton der Orgel (so etwa ein a bei 440 Herz) in einem Zungenregister hängen. Der Organist lässt sein Publikum mit dem Dauerton allein.

Wie war das noch gleich:
Ein oftmals repetierter Ton – von Carpenter mit einem Zungenregister ausgestattet – klingt erstmals deutlich hörbar durch das Stimmengeflecht hindurch,...
Versprochen und geliefert. Nur wird der Ton nach ein paar Minuten arg penetrant. Ein Bühnenarbeiter erscheint (Beifall), versucht sich an dem Spieltisch, zuckt ratlos die Schultern und geht wieder (Gelächter, Beifall). Nach ein paar Minuten kommt er wieder, das Schauspiel von eben wiederholt sich, der Beifall fällt etwas magerer aus. Dann erscheint er zum dritten Mal, (kein Applaus mehr), er schaltet die Orgel komplett aus, nach ca. 45 Sekunden geht der Orgelpfeife so langsam die Luft aus, der Ton wird tiefer und leiser und verklingt schließlich (großer Applaus).

Dann schaltet der Mann die Orgel wieder ein, es bleibt 2 Sekunden still, dann ist der repetierende Orgelton wieder da. (Gelächter, Beifall)

Schließlich kommt ein Verantwortlicher auf die Bühne, erklärt, dass das ein Defekt der Orgel sei (so etwas nennen die Orgelbauer "Heuler") und kündigt einige Reparaturversuche an.

Tatsächlich wird die Orgel noch 2 Mal aus und wieder eingeschaltet. Und jedesmal wieder mit dem Dauerton.

Dann eine starke Wendung:
Cameron Carpenter lässt ankündigen, dass er das Konzert an einem Steinway-Flügel fortsetzen will. Und in der Tat: der Orgelspieltisch wird zur Seite geschoben, aus dem Keller fährt ein großer Steinway nach oben.

Und der Mann mit den Glitzerabsätzen spielt (wieder auswendig) eine Buson-Adaption von Bachs Chaconne, ein Impromptu von Chopin und was von einem Ami-Komponisten. Dann noch was von Bach und 2 Zugaben. Ziemlich eindrucksvoll, wie virtuos und souverän er da musiziert, gelegentlich mit einem entschuldigenden "I will try to play ..."

Insgesamt ein rundum gelungener Abend:
- Ein interessanter Organist
- eine frisch restaurierte Schuke-Orgel
- ein großer Steinway
- und 2000 Zuhörer, die dem Spiel fasziniert folgen.

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Montag, 7. Juli 2014
Vorerst also ohne Bilder
Nach ein paar Monaten Abwesenheit sind hier wohl alle Bilder verschwunden ... Mal sehen, ob die Datenrettung gelingt.

So merkt man erst, was man verloren hat, wenn was kaputt gegangen ist.

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Donnerstag, 28. Februar 2013
Wir sind nicht mehr Papst
nach all dem Hype von vor ein paar Jahren zieht die ZEIT nüchtern Bilanz:
Dieser Konflikt zwischen dem Reformwillen des Papstes und den Beharrungskräften im Vatikan lässt sich als deutsch-italienischer Geisteskonflikt lesen. Hier der Deutsche, dort die durch und durch italienisch geprägte Kurie. Ein Gegeneinander zweier Denkarten: Hier abstraktes Denken in Strukturen und davon abgeleitet eine angestrebte Kohärenz zwischen Theorie und Praxis, dort die Emotion, die Pflege von Netzwerken und eine Neigung dazu, Fünfe gerade sein zu lassen. Hier die Sachebene, dort die Beziehungsebene.
(Quelle: ZEIT)
Im Alter von 85 Jahren aus diesem Durcheinander auszusteigen ist sicher eine weise Entscheidung.

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