Dienstag, 6. Dezember 2016
PISA: halb voll - halb leer?
PISA 2015, die internationale Vergleichstudie zur Leistung von 15-jährigen Schülern, ist in die dritte Runde gegangen.

Wenn man der FAZ glauben will, geht es mit Deutschland bergab:
PISA-Rückschlag für Deutschland in Naturwissenschaften und Mathe
...
...Die 15-jährigen Schüler erzielten in Naturwissenschaften und Mathematik schlechtere Ergebnisse als in den Jahren zuvor. Bei der Punktzahl für Lesekompetenz ging es hingegen leicht aufwärts, wie die OECD mitteilte.

(Quelle: Faz.net, ähnlich Deutsche Welle)
Liest man hingegen die Infos bei den staatlicherseits Verantwortlichen, klingt das ganz anders:
PISA 2015 bestätigt Deutschlands gute Platzierung
...
Fünfzehnjährige in Deutschland liegen in den drei Kompetenzbereichen Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik deutlich über dem OECD-Durchschnitt. In der Hauptdomäne Naturwissenschaften sind die Leistungen gegenüber 2006 konstant geblieben.
...
(Quelle: www.kmk.org, ähnlich auch das BMBF)
Offenbar tut sich der Staat mit der Darstellung von Pisa schwer (siehe auch 2006). Vermutlich ist das eine aktuelle Fassung von "Glas halb voll" versus "Glas halb leer".

Nachtrag

Es geht auch anders. Unter der Überschrift "Was bedeutet signifikant" schreibt Marlene Weiß:
... Wenn Schulen einzelne Jugendliche von dieser Ziehung ausschließen wollten, mussten sie Gründe haben, Behinderungen etwa oder zu schlechte Sprachkenntnisse; das betraf 54 Schüler. Dann waren natürlich noch Schüler am Testtag krank; am Ende nahmen 6522 Jugendliche an den Prüfungen teil, weniger als ein Prozent des Jahrgangs.

Das ist zwar eine relativ große Stichprobe, aber es sind nicht alle Schüler. Würde man die Studie komplett wiederholen, würde man eine andere Stichprobe erwischen und andere Ergebnisse erhalten, bessere oder schlechtere, je nachdem, wie viele Physik-Asse oder Chemie-Nieten hinzukommen oder herausfallen. Hinzu kommt der Messfehler: Kein Test ist perfekt, schon gar nicht, wenn die Schüler nur wenige Fragen zu beantworten haben. Mit anderen Fragen würde man wieder andere Ergebnisse bekommen, auch das macht den Mittelwert ungenau.

Diese Faktoren lassen die Werte schwanken: Auf 509 Punkte kamen die deutschen Schüler in den Naturwissenschaften im Schnitt. Würde man das ganze Prozedere oft wiederholen, wäre laut der Analyse der Tester damit zu rechnen, dass die Werte in 95 Prozent der Versuche zwischen 504 und 514 Punkten lägen. Je nachdem, wie der Zufall den anderen Ländern mitspielt, käme Deutschland in 95 von 100 Versuchen innerhalb der OECD auf einen Rang zwischen 6 und 13. Viel genauer lässt sich das Ergebnis nicht fassen; alles andere liegt im Bereich statistischer Schwankungen.

(Quelle: Marlene Weiß in Sueddeutsche.de, Hervorhebung vom Autor)

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