Während das "goldene Kronenkreuz" der Diakonie in der
Auferstehungskirche in Düsseldorf-Oberkassel darauf wartet, an eine 86-jährige verliehen zu werden, entdeckt der heterokonfessionelle Christ im evangelischen Gottesdienstbuch (EGB) wieder einmal eine kleine Perle von religiösem Wischi-Waschi.
Bevor man allerdings sich selbigem widmet, sei doch ein kleiner Hinweis auf ein unwesentliches Detail angebracht: die Uhrzeit auf der Kirchturmuhr mit 9:05 Uhr ist richtig, gerade mal 6 Stunden nach der Umstellung auf die Sommerzeit!
Nun aber zurück ins EGB und das 16. Jahrhundert:
"...ARTIKEL 3: VOM SOHN GOTTES
Ebenso wird gelehrt, daß Gott, der Sohn, Mensch geworden ist, ..., ebenso daß dieser Christus hinabgestiegen ist zur Hölle (Unterwelt), ...; daß dieser Herr Christus am Ende öffentlich kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten usw. ...
"
(Quelle: Art. 3 Augsburger Bekenntnis, zitiert bei confessio.de)
"
usw"!
Das steht da tatsächlich so:
"...die Lebenden und die Toten
usw. ..."!
Was soll das denn heißen: "...und so weiter"? Sollen etwa auch die Untoten oder die
nascituri gerichtet werden? Die Verfasser des
"Augsburger Bekenntnisses", u.a. auch Melanchthon, hatten schon damals (1530) das Bedürfnis,
schwierige Dinge auszuklammern den Text lesbar zu halten. Und kürzten die Passage aus dem Glaubensbekenntnis daher ab.
Wer meint, dass das nur eine neumodische Verkürzung ist, kann sich hier eines Besseren belehren lassen:
"Item, dass derselbe Herr Christus endlich wird oeffentlich kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten usw., laut des Symboli Apostolorum. ...
(Quelle: Original-Neuhoch-Deutsche Fassung aus dem Project Wittenberg)
Was mögen Melanchthon und Co. mit "usw." abgekürzt haben, fragt man sich da unwillkürlich. Der zitierte Text "zu richten ...." erinnert an das
apostolische Glaubensbekenntnis. Dieses schließt den Abschnitt "Credo ... et in Iesum Christum" mit "venturus est iudicare vivos et mortuos" ab, also damit, dass Christus kommen werde, "zu richten die Lebenden und die Toten".
Danach kommt ein Absatz. Es geht mitnichten "und so weiter". Vielmehr wendet sich das Glaubensbekenntnis danach dem Heiligen Geist zu. Ob dieser Teil der sancta trinitas aber mit "usw." gemeint ist?
"Credo in unum Deum ...
Et in Iesum Christum,
... et cetera "
klingt jedenfalls nicht sehr andächtig, sondern mehr nach Gerhard Schröders "Ministerin für Frauen und Gedöns".
Was man nicht alles so vor sich hin denken kann, wenn einem die Predigt zu langweilig wird und man in dem Evangelischen Gebets- und Gesangbuch blättert.