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Eishaie galten bislang als plumpe, träge Aasfresser, die weder Forscher noch Dokumentarfilmer interessierten. Doch das Image der Raubfische ändert sich rapide: Mit Peilsendern versehene Exemplare erwiesen sich als gefährliche Jäger.Nach dieser Grisham-würdigen Eröffnung greift die Biologie, immerhin eine Natur-Wissenschaft, wieder zu handfesten Methoden und zählt
Sollten Ringelrobben Albträume haben, könnten sie etwa so aussehen: Es ist Herbst, die Eisdecke auf dem nördlichen Polarmeer wird immer dicker, die Atemlöcher müssen ständig freigehalten werden. Man kratzt mit den Vorderpfoten an den Rändern und muss dabei vor Eisbären auf der Hut sein. Aber im Wasser ist es sicher. Unter dem Eis herrscht Ruhe, hier kann man sich ausruhen, schwebend im Lichtschein des Atemlochs.
Doch dann schleicht etwas Dunkles aus den finsteren Tiefen heran. Es hat keine Eile, es kennt seine Chancen genau. Es ist ein fünf Meter langer Eishai. Das Raubtier hat sein Opfer anhand von Kratzgeräuschen, Duftstoffen und Wasserbewegungen gefunden. Die Robbe schwimmt zwar schneller als der bullige Knorpelfisch, doch ab jetzt kann sich der Meeressäuger keinen Moment mehr sicher fühlen. Der Hai lauert in der Nähe des Atemlochs auf ihn, tagein, tagaus. Jede Sekunde Unachtsamkeit kann tödlich sein. ...
(Quelle: Spiegel online)
"... Vor kurzem noch galten diese bis zu siebeneinhalb Meter langen Tiere als träge, stupide Riesen, die am Boden des arktischen Meeres herumlungern und sich zu einem wesentlichen Teil von Aas ernähren.So kann mühsam anstudiertes Wissen veralten. Ähnliches passiert gelegentlich auch in der Juristerei. Immer wieder macht der Gesetzgeber mit einer (oft minimalen) Gesetzesänderung ganze Jura-Büchereien zu Makulatur.
Inzwischen jedoch ändert sich das Bild rapide. Der Eishai entpuppt sich als höchst anpassungsfähiger Jäger mit komplexen Verhaltensmustern. Neue Studien haben faszinierende Details offenbart. Der kürzlich verstorbene japanische Ichthyologe Kazunari Yano vom Nationalen Fischereiforschungsinstitut Seikai hat mit Kollegen im "Journal of Fish Biology" (Ausg. 70 (2007): S. 374-390) ausführliche Daten über Verbreitung, Ernährung und geschlechtliche Entwicklung des Eishais veröffentlicht. Die Forscher untersuchten auch Exemplare nah verwandter Arten aus dem Nordpazifik und dem südlichen Polarmeer.
Yano analysierte unter anderem die Mageninhalte von 39 an der Westküste Grönlands gefangenen Eishaien. Das Ergebnis spricht klar gegen die bisherige Aasfressertheorie. "Zu viele Haie haben Robben im Magen, als dass sie sie als Kadaver hätten auflesen können", meint Yanos Kollege John Stevens. Auf dem Speiseplan der untersuchten Eishaie standen die Robben nach Fisch an zweiter Stelle.
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Erkenntnisse über Wachstum und Lebensdauer von Eishaien sind dagegen nahezu nicht vorhanden. "Es gibt keine Methode, um ihr Alter festzustellen", sagt George Benz. Im Knorpelskelett bilden sich keine Ringstrukturen, die sich lesen ließen. Bei der Geburt - Eishai-Eier entwickeln sich im Mutterleib - messen die Tiere nur 40 Zentimeter. Die Geschlechtsreife erreichen männliche Eishaie laut Yanos Untersuchungen bei einer Länge von drei Metern. Fortpflanzungsfähige Weibchen sind sogar mehr als vier Meter lang.
In Grönland markierten dänische Forscher Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen 2,62 Meter langen Eishai und ließen ihn wieder frei. 16 Jahre später wurde der Fisch wieder gefangen. Er war in der Zwischenzeit nur acht Zentimeter gewachsen. Demnach wären große Exemplare theoretisch Jahrhunderte alt....
(Quelle: Spiegel online)
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