Freitag, 1. Juni 2007
Moscheen im Rheinland
In Köln geht alles etwas anders, vieles ist gelassener, manches dafür ernster (wie z.B. Karneval).

Wer wie der Autor einige Zeit in Köln gelebt hat, weiß um die Schwierigkeiten Kölns mit Ausländern, insbesondere Türken. Es sind derer einfach viele in Köln. Ganze Straßenzüge sind türkisch geprägt. Und nicht überall sieht man den Halbstarkengruppen von Jungmännern, die da immer wieder mal an Kreuzungen, U-Bahn-Stationen und Plätzen herumhängen, wirklich gelassen entgegen. Militante Kurden und militante Türken haben sich gerade auch in dem an sich liberalen Köln eine ungute Heimstätte aufgebaut. Zuletzt geisterte der "Kalif von Köln" Metin Kaplan durch die Schlagzeilen.

Andererseits: es gibt gerade in Köln viele Beispiele von gelungenem Miteinander - in der Pop-Musik, in der lokalen Theaterszene, im Karneval finden sich gute Multi-Kulti-Beispiele.

Ralph Giordano polarisiert daher - vermutlich mit Absicht, wenn er von einer gescheiterten Integration spricht:
"Meine Forderungen an die politische Leitung der Stadt Köln, die Pläne zum Bau einer zentralen Großmoschee in Köln-Ehrenfeld einzustellen, weil sie angesichts der gescheiterten Integration ein falsches Bild von den wahren Beziehungen zwischen muslimischer Minderheit und Mehrheitsgesellschaft entwerfen, haben mir Morddrohungen eingebracht, unmissverständlich und in türkischer Sprache - womit ich diesen Teil der muslimischen Minderheit nicht unter Generalverdacht stellen will.

Dazu erkläre ich bindend: Ich werde mich auch weiterhin tabulos wenden gegen alle grundgesetzwidrigen und damit integrationsfeindlichen Verhältnisse und Zustände innerhalb der muslimischen Minderheit, allen voran gegen die inakzeptable Stellung der Frau, wie sie niemand erschütternder dokumentiert hat als die türkische Soziologin Necla Kelek, im Namen aller anderen entwürdigten und bedrohten Leidensgenossinnen. ..."
(Quelle: Giordano in faz.net)
Ein deutliches Bekenntnis ist das, vor allem zur Meinungsfreiheit. Man darf gespannt sein, ob und wie die Gemeinschaft der Muslime sich darauf einstellt.

Ob nun die Moslems in Köln-Ehrenfeld tatsächlich eine Großmoschee mit 50 Meter hohen Minaretten bauen dürfen - der Kölner Dom ist immerhin 180 Meter hoch -, ist eine ganz andere Frage. Besonders würdevoll ist die bisherige Unterbringung einer Moschee in einer Lagerhalle jedenfalls nicht. In Wesseling gibt es eine Moschee, mitten in einem Gewerbegebiet. In Bonn wird in Tannenbusch eine Moschee oder ein Kulturzentrum angedacht.

Und immer wieder gibt es das zumindest für einen bodenständigen Menschen verständliche Argument:
Ich will in einem Stadtteil/Ort leben, ohne Minarette zu sehen und Muezzins zu hören.
Vermutlich gibt es da ja einen Mittelweg - nämlich den Bau einer Moschee, die sich optisch und akustisch an die Gegebenheiten anpasst. Die Minarette müssen nicht zwingend dominieren, und der Ruf des Muezzins (wohl so etwas wie das Angelus-Läuten) kann ja vielleicht auch anders den Gläubigen nahe gebracht werden (per Klingelton und SMS z.B.)

Giordano hat allerdings in einem uneingeschränkt recht:

Zumindest sollte es möglich sein und bleiben, seine ablehnende Meinung zum Bau von Moscheen öffentlich zu äußern, ohne mit Mord und Totschlag bedroht zu werden.

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