Dienstag, 21. Dezember 2010
Autonomie: wo das Verständnis aufhört
Schon in den Achtziger und Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts machten Autonome Gruppen viel Krawall, wobei ein politischer Hintergrund gerne mal behauptet wurde, aber oft einfach nur vorgeschoben wirkte.

Bei Indymedia wird jetzt auf einen Polizeibericht Berlin 2010 verwiesen. Auf 109 Seiten beschäftigt sich der Bericht mit Aufbau, Ausrüstung, Taktik der Berliner Polizei.
Nachfolgend ein Ausschnitt daraus:
(Quelle: Autonome Gruppen im Polizeibericht Berlin 2010 S. 50, URL gibt's bei Indymedia.de)
Das ist eine Sprache, die an Deutlichkeit kaum noch zu wünschen übrig lässt. Die Polizei erscheint als der Feind, den es an seinen Schwachstellen anzugreifen gilt.

Fragt man sich, woher das Feindbild stammt, findet man einiges an der Klassenkampf-Rhetorik der 68er, so z.B. im Vorwort als Fazit:
"... Das Gesagte soll nicht den Eindruck erwecken, dass eine gesetzestreue Polizei besser wäre. Der grundgesetzkonforme Schlagstock tut genauso weh. Keine_r soll sich etwas vormachen: Wir leben in einem kapitalistischen Zwangssystem, das die Polizei, als eines der zentralen Herrschaftsinstrumente, im Orchester der Disziplin, das Lied der Unterdrückung spielen lässt..."
(Quelle: Autonome Gruppen im Polizeibericht Berlin 2010 S. 9, URL gibt's bei Indymedia.de)
Nach Erinnerung des Autors ging es seinerzeit (in den 68ern) allerdings meist um den Kampf gegen das System, den militärisch-industriellen-Komplex und ähnliches. Der Kampf gegen den einzelnen Polizisten war eher verpönt, weil dieser letztlich auch zu der arbeitenden Klasse zu rechnen war.

Und es sieht so aus, als ob ein Dialog mit diesen "autonomen Gruppen" nicht mehr stattfindet (nicht mehr möglich ist?). Traurige Zeiten: Der Staat rüstet gegen Teile seiner eigenen Gesellschaft - und umgekehrt: die autonomen Gruppen erklären den staatlichen Organen den Kampf.

Varzil ergänzt: die Kämpfer aus den 68er Jahren dürften inzwischen überwiegend Großväter- und Großmütter sein, haben ihre Ideen anscheinend aber biologisch oder ideologisch auf nachfolgende Generationen übertragen können. Erstaunlich.

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