Freitag, 6. Juni 2008
Rundfunkgebührenpflicht
Vorsicht:
Das Folgende könnte man zum Aufruf zur Missachtung von Gesetzen verstehen. Es ist aber eher als Aufforderung zum Nachdenken gedacht, auch und vor allem als Aufforderung für die Verfasser des Rundfunkstaatsvertrags...

Aus einem Formularschreiben des WDR an eine Behörde:
...Übrigens:
Nutzen Sie oder Ihre Mitarbeiter/Innen private KFZ mit Autoradio auf für andere als ausschließlich private Zwecke? Dann muß das Autoradio zusätzlich zu den privaten Geräten vom jeweiligen Halter angemeldet werden. Geringfügige Nutzung für freiberufliche oder geschäfliche Zwecke oder für Fahrten von Mitarbeitern im Auftrag des Arbeitgebers bewirken Gebührenpflicht.

Mit freundlichen Grüßen
Westdeutscher Rundfunk Köln

Unterschrift 1 Unterschrift 2
Will heißen:
Jeder, der mit seinem Privat-PKW eine Dienstreise unternimmt und in dem Auto ein Autoradio hat, muss das Radio noch ein zweites Mal - zusätzlich zu seiner privaten Rundfunkgebühr - anmelden? Man mag es kaum glauben.

Aber auch die FAQ der GEZ schreiben:
Wie ist es, wenn ich als Selbständiger / Freiberufler / Arbeitnehmer mein Privatfahrzeug gelegentlich nutze, um zu Kunden oder anderen wichtigen Terminen zu fahren?
Als Selbständiger/Freiberufler müssen Sie die Rundfunkgeräte in ihrem Kfz zusätzlich anmelden. Auch als Arbeitnehmer müssen Sie in der Regel die Rundfunkgeräte in Ihrem Kraftfahrzeug anmelden.
(Quelle: GEZ)
Und wer das immer noch nicht glauben mag, dass er extra Gebühren zahlen soll, wenn er eine einzige Dienstfahrt mit dem Privat-PKW macht, liest in Artikel 5 Rundfunkstaatsvertrag über Zweitgeräte und gebührenbefreite Geräte :
...(2) Die Gebührenfreiheit nach Absatz 1 Satz 1 gilt nicht für Zweitgeräte in solchen Räumen oder Kraftfahrzeugen, die zu anderen als privaten Zwecken genutzt werden. Auf den Umfang der Nutzung der Rundfunkempfangsgeräte, der Räume oder der Kraftfahrzeuge zu den in Satz 1 genannten Zwecken kommt es nicht an.
(Quelle: Artikel 5 des Staatsvertrags über den Rundfunk im vereinten Deutschland vom 31.08.1991, zuletzt geändert durch den neunten Staatsvertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge vom 31.07./10.10.2006, gefunden bei GEZ)
Nimmt man das Ernst ("Auf den Umfang der Nutzung .... kommt es nicht an"), dürfte das die Bereitschaft, gelegentlich seinen PKW für Dienstreisen einzusetzen, deutlich reduzieren. Schon eine einzige Dienst-Fahrt mit dem Privat-PKW macht das Autoradio extra gebührenpflichtig (4 x 16,56 € = 66,24 € pro Jahr). Hält das Auto 10 Jahre, sind das 662,40 €, und das nur, weil man eben einmal abends die Dienstpost mit dem Privat-PKW noch zum Briefkasten bringt...

Varzil meint:
Besser nimmt man das alles nicht ganz so Ernst: Zum einen erschließt sich einem der Sinn einer solchen gesonderten Gebührenpflicht einer eventuell nur wenige Kilometer langen Dienstfahrt nicht, zum anderen ist es billiger. Offenbar wieder mal ein Fall von "Der Ehrliche ist immer der Dumme"...

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Donnerstag, 5. Juni 2008
Milch
Säugetiere heißen Säugetiere, weil sie alle nach der Geburt Muttermilch als erste Nahrung geben/erhalten, daher auch der lateinische Gattungsname Mammalia ("Mamma" steht im Lateinischen für die "Brust").

Und damit - besonders in schlechten Zeiten - die Erwachsenen nicht den Neugeborenen die (nahrhafte) Milch wegtrinken, gibt es bei praktisch allen Arten eine "Laktoseintoleranz".

Wobei:
"Damit" ist eigentlich nicht richtig. Nur hatten die Säugetiere, die auch als Erwachsene noch (Mutter-)Milch vertragen und folglich den Neugeborenen die Milch wegtranken, schlechtere Überlebenschancen.

Diese Laktoseintoleranz gibt es auch beim Säugetier "homo sapiens", allerdings mit regional großen Unterschieden:
"Die größte Konzentration Erwachsener, die Laktose verwerten können, findet sich in Europa nördlich der Alpen. Über 95% der Holländer, Dänen, Schweden und anderer Skandinavier verfügen über eine körpereigene Laktaseenzymgenese, um ihr ganzes Leben lang Laktose verdauen zu können. Ein Großteil der mittel- und südasiatischen erwachsenen Bevölkerung verträgt im Erwachsenenalter keine Kuhmilch mehr, bei ihnen besteht eine Laktoseintoleranz...."

(Quelle: Wikipedia zu Milch; von dort auch das Foto)
Erstaunlich, dass man nichts zur Milchuntverträglichkeit von Menschen findet, die in Ostafrika, der Wiege der Menschheit, leben. Die Laktosetoleranz der Europäer entwickelte sich nach dem, was man so liest vor rund 9500 Jahren - eben zu der Zeit, als die letzte Kaltzeit zu Ende ging.

In den letzten (150?) Jahren hat sich die Menge der Milchproduktion radikal verändert. Wurde früher neben der Milch für den eigenen Nachwuchs allenfalls Milch für die jeweilige Nachbarschaft bereitgestellt, wird seit dem Milch für die Menschen in den Städten produziert und aufbereitet, meist in Molkereien.

Die Segnungen der europäischen Agrarwirtschaft haben auf dem Weg der garantierten Festpreise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts unter anderem auch zu "Milchseen" geführt. D.h. Milch wurde unabhängig vom Bedarf produziert (und dann vernichtet, verdampft, zu Milchpulver gemacht und verschenkt ...).

Seit etwa 20 Jahren soll eine Milchquote eigentlich dafür sorgen, dass nicht mehr Milch produziert als verbraucht wird. Das klappt aber nicht:
"Die zugeteilte Quote der EU lag rund 15–20 % über dem Verbrauch. Auch heute noch liegt sie 10–15 % darüber, so dass bis heute dieser Teil der Erzeugung weitgehend subventioniert abgesetzt wird (Futtermittel, industrielle Verwertung, Drittlandsexport). Damit konnten die stabilen Preise nicht in der erhofften Form durchgesetzt werden.
(Quelle: Wikipedia zu Milchquote
Der subventionierte Export in Nicht-EU-Länder führt zwangsläufig dazu, dass der Milchpreis am Weltmarkt sich auf einem (noch) niedrigeren Niveau als ohne den Export einpegelt.

In diesem ohnehin nicht befriedigenden System ist jetzt zusätzliche Unruhe ausgebrochen:

Zum einen haben die ostasiatischen Märkte - aller Laktoseunverträglichkeit zum Trotz - nicht nur ihren Appetit auf Erdöl, sondern auch auf Milchprodukte entdeckt und entwickelt. Im Herbst 2007 stieg daher der Weltmarktpreis für Milch so sehr, dass er zeitweise über dem EU-Marktpreis lag. Milch wurde - auch in Deutschland - teuerer. Nach Ausweitung der Produktion hat sich dieser Effekt wieder normalisiert. Die Milch wurde vor einigen Monaten wieder billiger.

Zum anderen haben die deutschen Bauern ihre alten Flugblätter gelesen und festgestellt, dass die Erzeugererlöse für Milch zu niedrig sind. Ihr ursprünglich eher belächelter Lieferboykott wird inzwischen ernst genommen.
Nach gut einer Woche sehen sich die deutschen Milchbauern fast am Ziel: Sie wollen ihren Boykott ab Donnerstagabend aufheben.
...

"Ich rufe sie auf, ab heute Abend wieder Milch zu liefern", forderte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, demonstrierende Bauern in Berlin auf. ...

Die Bauern seien zwar mit den bisherigen Zugeständnissen des Handels noch nicht ganz zufrieden, weil die zugesagten Preiserhöhungen nur für Butter und Milch gelten sollten. Aber sein Verband begrüße es, dass Bewegung in die Preisgestaltung bekommen sei. "Das Ganze ist nicht mehr zu halten", sagte Schaber. Seinen Angaben zufolge haben sich die Ketten Lidl, Rewe, Norma, Plus und Aldi-Süd zur Zahlung höherer Preise bereit erklärt. "Die letzte Bastion bei den Discountern wird bald fallen", sagte Schaber.

... Am Mittwoch hatte bereits Lidl angekündigt, den Verkaufspreis je Liter um 10 Cent und für Butter je 250-Gramm-Päckchen um 20 Cent erhöhen. Gültig werden soll die Preiserhöhung ab kommenden Montag.... Die rechtlich voneinander unabhängigen Unternehmen Aldi Nord und Aldi Süd gelten als Signalgeber für die gesamte Discounter-Branche.
(Quelle: Financioal Times Deutschland vom 5.6.2008)
Mal sehen, was wird: Unwahrscheinlich, dass da was Vernünftiges rauskommt.

Ein guter Hinweis auf einen funktionierenden Marktpreis könnte die Bio-Milch geben. Die ist nicht reglementiert - sie kostet das, was der Verbraucher bereit ist, dafür zu zahlen: deutlich mehr als ein Euro der Liter....
...Schon heute ist Deutschland nach den Vereinigten Staaten weltweit der zweitgrößte Absatzmarkt für Bionahrung. Die Kunden sind bereit mehr zu zahlen. Bei Basic kostet der Liter Vollmilch zur Zeit 1,29 Euro. Aldi dagegen wirbt diese Woche mit einem neuen "Dauertiefpreis" von 61 Cent. ..."
(Quelle: faz.net vom 3.6.08)
Varzil gehört auch zu denen, die lieber 61 als 129 Cent für einen Liter bezahlen. Vielleicht lernt er ja mal um. Basic ist gar nicht so weit weg.

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Dienstag, 1. April 2008
Fundstücke (2)
Der Klügere gibt nach ....

Und weil wir das seit Jahren so handhaben, sind jetzt die Dummen an der Macht.

(Quelle: unbekannt, via heise-forum)

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