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Samstag, 3. April 2010
Steuer: Beamte fehlen?
varzil, 22:25h
Dem Fiskus entgehen nach Schätzungen der deutschen Steuergewerkschaft jährlich bis zu 30 Milliarden Euro an Abgaben. Derzeit fehlten Tausende von Beamten in der Finanzverwaltung, sagte Gewerkschaftschef Ondratschek der Süddeutschen Zeitung..."Das lässt einen natürlich aufhorchen, zumal dann, wenn man im Hinterkopf hat, dass das Steuerrecht so kompliziert sein soll, dass es für Finanzbeamte nicht mehr zu beherrschen sei.
(Quelle: ARD in der Tagesschau von heute, 20 Uhr)
Die ausführlichere Meldung bei Süddeutsche.de sagt mit etwa 500 Worten das Gleiche, geht aber mit keinem Wort auf die zu komplexe Materie ein. Der Gewerkschaft fällt nichts anderes ein als den Mangel an Beamten zu beklagen und mehr Personal zu fordern.
Dabei ginge es doch auch anders: "Steuervereinfachung" wäre das Zauberwort. Und gab es da nicht eine Partei, die sich sogar für Steuersenkungen stark gemacht hatte (vor der Wahl "mehr netto vom brutto")?
Steuervereinfachung würde ja schon reichen - aber dazu fehlt dann der Steuergewerkschaft wohl doch der Mut: Wär ja auch noch schöner, wenn sich jeder selbst ausrechnen könnte, was er an Steuern zu zahlen hat.
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Bach: Passion total
varzil, 04:36h
Dank Elektronischer Programmzeitung (EPG) gibt es einen erschreckend kompletten "Überblick" über das laufende Programm. Und wenn man gern die XY-Passion von Bach hört/sieht, kann man den ganzen Tag fast kontinuierlich damit zubringen.
Dabei hatte gestern erst die Süddeutsche im Feuilleton beschrieben, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Bach gar keinen Chor hatte, um die Passionen aufzuführen. Vielmehr bildeten die Solisten wohl den Chor. Und außerdem sei Bach kein Pietist gewesen. Nun ja.
Nach bald 300 Jahren ist das einfach zu behaupten und schwierig zu widerlegen.
Nebenbei: die Aufnahme der Matthäus-Passion aus der Kölner Philharmonie, die 3Sat gesendet hatte, war teilweise erschröcklich an die alten Zeiten erinnernd übersteuert. Und der WDR 3 brachte die Aufnahme der Johannes-Passion in der Schumannfassung, über die hier in Koriander schon mal berichtet worden war. Während die 24 Reihen vom Geschehen entfernten Ohren des Autors im wesentlichen Klangbrei hörten, waren die Mikrofone des WDR dichter dran und haben eine differenziertere Aufnahme produziert. Die romantischen Instrumente waren hörbar. Aber man würde sie nicht vermissen, wenn sie fehlten. Da wird es nicht so leicht fallen, sich das nochmal anzuhören, um den spontanen EIndruck zu bestätigen oder zu überprüfen.
Erbaulich und schön hingegen das MDR-Fernsehen, das zu nachtschlafender Zeit eine Aufnahme aus der Leipziger Thomaskirche sendet. Die wird aber der Rekorder zu Ende sehen. "Da siehe Du zu" - möchte man der Maschine zurufen, und "Gute Nacht, ihr Freunde".
Dabei hatte gestern erst die Süddeutsche im Feuilleton beschrieben, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Bach gar keinen Chor hatte, um die Passionen aufzuführen. Vielmehr bildeten die Solisten wohl den Chor. Und außerdem sei Bach kein Pietist gewesen. Nun ja.
Nach bald 300 Jahren ist das einfach zu behaupten und schwierig zu widerlegen.
Nebenbei: die Aufnahme der Matthäus-Passion aus der Kölner Philharmonie, die 3Sat gesendet hatte, war teilweise erschröcklich an die alten Zeiten erinnernd übersteuert. Und der WDR 3 brachte die Aufnahme der Johannes-Passion in der Schumannfassung, über die hier in Koriander schon mal berichtet worden war. Während die 24 Reihen vom Geschehen entfernten Ohren des Autors im wesentlichen Klangbrei hörten, waren die Mikrofone des WDR dichter dran und haben eine differenziertere Aufnahme produziert. Die romantischen Instrumente waren hörbar. Aber man würde sie nicht vermissen, wenn sie fehlten. Da wird es nicht so leicht fallen, sich das nochmal anzuhören, um den spontanen EIndruck zu bestätigen oder zu überprüfen.
Erbaulich und schön hingegen das MDR-Fernsehen, das zu nachtschlafender Zeit eine Aufnahme aus der Leipziger Thomaskirche sendet. Die wird aber der Rekorder zu Ende sehen. "Da siehe Du zu" - möchte man der Maschine zurufen, und "Gute Nacht, ihr Freunde".
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Montag, 29. März 2010
Facebook
varzil, 17:19h
Soziale Netzwerke haben was Angenehmes: man kann sich über seine Freunde/Kinder/Bekannte informieren, ohne sie direkt zu kontaktieren. Und umgekehrt: man kann auch die "Freunde" über eigenen Aktivitäten informieren, ohne direkten Kontakt aufnehmen zu müssen.
Das hat seine Vorteile. Beispielsweise muss man sich weder auf eine gemeinsame Zeit zum Reden verabreden, noch gar sich auf einen gemeinsamen Ort verständigen.
Facebook und Co. teilen diese Aktivitäten den "freunden" in Echtzeit mit, sobald man sich einloggt. Soweit so schön.
Nun kommt dank der in Sachen Datenschutz oft recht pingeligen deutschen Medien Bewegung in die Dinge, Sand ins Getriebe und Wasser in den Wein.
Hässlicher noch wird es, wenn Facebook wie angekündigt seine Datenschutzrichtlinie ändert:
Das hat seine Vorteile. Beispielsweise muss man sich weder auf eine gemeinsame Zeit zum Reden verabreden, noch gar sich auf einen gemeinsamen Ort verständigen.
Facebook und Co. teilen diese Aktivitäten den "freunden" in Echtzeit mit, sobald man sich einloggt. Soweit so schön.
Nun kommt dank der in Sachen Datenschutz oft recht pingeligen deutschen Medien Bewegung in die Dinge, Sand ins Getriebe und Wasser in den Wein.
"...Beim Datenschutz haben die meisten Netzwerke Mängel. So schränken Facebook, Myspace und LinkedIn die Rechte der Nutzer stark ein, genehmigen sich selbst aber weitreichende Rechte, vor allem bei der Weitergabe der Daten an Dritte. Zu welchem Zweck, sagen sie nicht. Bei Facebook zum Beispiel heißt es: „Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, unentgeltliche, weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest“. Unter IP-Inhalte ist das geistige Eigentum beispielsweise an Texten und Bildern gemeint. ..."Unschön - nimmt man aber vielleicht wegen der Vorteile noch in Kauf.
(Quelle: Warentest)
Hässlicher noch wird es, wenn Facebook wie angekündigt seine Datenschutzrichtlinie ändert:
In einem Vorschlag zur Neufassung seiner Datenschutzregeln kündigt Facebook an, Kundendaten an "überprüfte" (pre-approved) Websites und Anwendungen Dritter weiterzuleiten....Und wer es nicht glaubt, möge in der "Facebook Site Governance: Facebook-Datenschutzrichtlinie" selber lesen:
(Quelle: heise.de)
"...So schön das "Gesichtsbuch" auch sein mag - da fängt man doch an zu grübeln, ob man da überhaupt noch mitmachen will.
6. Wie wir Informationen mit anderen teilen.
...Gelegentlich tauschen wir gesammelte Informationen mit Dritten aus, damit wir unsere Dienstleistungen verbessern oder bewerben können. Dabei gehen wir allerdings so vor, dass kein einzelner Nutzer erkannt oder mit einer bestimmten Handlung oder Information in Verbindung gebracht werden kann."...
(Quelle: facebook.com)
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Donnerstag, 25. März 2010
Die Misere mit der online-Werbung
varzil, 15:35h
Eine Überschrift sagt oft mehr als tausend Worte
Andererseits ist verständlich, dass die diversen Online-Redaktionen zumindest das Geld, das sie kosten, auch verdienen wollen.
Nur ist das definitiv nicht ein Problem der Leser. Eine Zeitschrift, die vor allem aus Werbung besteht, liest man einfach nicht, sondern wirft sie, selbst wenn sie nichts kostet ("Anzeigenblättchen"), einfach ungelesen ins Altpapier.
Und Webseiten, die nur noch blinken und glitzern und einem dubiose zweideutige bis eindeutige Inhalte anpreisen, besucht man nie wieder, wenn man nicht einen ganz triftigen Grund hat.
Oder konkreter: Werbeblocker sind oft so etwas wie Notwehr, das geringere Übel gegenüber dem "Gar-nicht-Aufrufen" der Seite ...
Und was nun? Da ist sicherlich Fantasie gefragt. Und natürlich Qualität - denn an Qualität mangelt es dem sogenannten Qualitätsjournalismus in den online-Redaktionen auch immer wieder.
Da fällt Herrn Patalong auch nichts mehr ein:
Oder man könnte überlegen, ob dass, was man als "Qualitätsjournist" da produziert, es tatsächlich wert ist, andere dafür zur Kasse zu bitten. Zahlreiche OpenSource-Projekte beweisen, dass viele Menschen bereit sind, gute Inhalte über Spenden zu finanzieren.
Und der Hype um die Apps auf iPhone und Co. zeigt, dass viele bereit sind, auch für schlichte Fun-Produkte zu zahlen. Das sind oft Programme, die den Ansprüchen, die der sogenannte "Qualitätsjournalismus" an sich selbst stellt, nie genügen würden. Gibt es da für den SPIEGEL nicht gerade eine App für Spiegel-Content, für schlappe 2,99 (Dollar, nicht EURO)?
"qualitätsheulsusenismus"Auslöser ist ein an Publikumsbeschimpfung erinnernder Artikel von Frank Patalong zum Thema "Medienkrise: Warum Online-Werbung wichtig fürs Web ist":
(Quelle: ix@wirres.net)
... Der Hauptgrund für diesen Trend ist natürlich die oben geschilderte Schwäche des Werbemarktes. Werbeblocker aber haben sich inzwischen zu einem Faktor entwickelt, der ausreicht, aus kleinen schwarzen Bilanzzahlen rote zu machen: Je nach Angebot verweigern zwischen 5 und 25 Prozent aller Online-Mediennutzer inzwischen das Ansehen von Werbung.Das kann man zunächst einmal so schreiben, und Herr Patalong belegt das auch mit den unterschiedlichsten Zahlen - leider passen die Zahlen nicht immer zueinander, wenn er mal Erhebungen aus den USA, mal aus Deutschland zitiert. Richtig daneben liegt er mit folgender Behauptung, es gebe einen Vertrag zwischen Verlag und Leser mit folgendem Inhalt:
Das Perfide daran: Je medienaffiner die Nutzer sind, desto häufiger setzen sie Blocker ein. Es sind also die Nutzer mit dem größten Interesse und Verständnis für Inhalte, die den meisten Schaden verursachen. Wir bei SPIEGEL ONLINE können das sogar innerhalb des Angebotes quantifizieren: Leser des Technik-Ressorts Netzwelt setzen bis zu zweieinhalbmal so häufig Werbeblocker ein wie der Durchschnittsleser von ..."
(Quelle: SPIEGEL)
Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.Das ist natürlich Unsinn. Zu einem Vertrag gehören zwei, und kaum einer wird auf die Frage "willst Du meine Werbung sehen" mit "ja" antworten. Herr Patalong selbst liefert dazu ja hinreichend Belege.
(Quelle: SPIEGEL)
Andererseits ist verständlich, dass die diversen Online-Redaktionen zumindest das Geld, das sie kosten, auch verdienen wollen.
Nur ist das definitiv nicht ein Problem der Leser. Eine Zeitschrift, die vor allem aus Werbung besteht, liest man einfach nicht, sondern wirft sie, selbst wenn sie nichts kostet ("Anzeigenblättchen"), einfach ungelesen ins Altpapier.
Und Webseiten, die nur noch blinken und glitzern und einem dubiose zweideutige bis eindeutige Inhalte anpreisen, besucht man nie wieder, wenn man nicht einen ganz triftigen Grund hat.
Oder konkreter: Werbeblocker sind oft so etwas wie Notwehr, das geringere Übel gegenüber dem "Gar-nicht-Aufrufen" der Seite ...
Und was nun? Da ist sicherlich Fantasie gefragt. Und natürlich Qualität - denn an Qualität mangelt es dem sogenannten Qualitätsjournalismus in den online-Redaktionen auch immer wieder.
Da fällt Herrn Patalong auch nichts mehr ein:
"... Die Alternative zur Online-Werbung wäre Paid Content, die aber nur in speziellen Fällen akzeptiert wird."Da kann man zwar sagen, dass das böse Internet bzw. der dumme User schuld ist. Und damit ist man dann auch alle Sorgen los. Denn die anderen sind ja schuld.
Da hat er [Paul Mudter, Vorsitzender des Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW):] allerdings recht. Wenn es einen Punkt gibt, über den sich alle Marktforscher einig sind, dann über diesen: Nur 16 Prozent aller Nutzer würden zahlen, ergab eine Forsa-Umfrage im Oktober 2009. ...
(Quelle: SPIEGEL)
Oder man könnte überlegen, ob dass, was man als "Qualitätsjournist" da produziert, es tatsächlich wert ist, andere dafür zur Kasse zu bitten. Zahlreiche OpenSource-Projekte beweisen, dass viele Menschen bereit sind, gute Inhalte über Spenden zu finanzieren.
Und der Hype um die Apps auf iPhone und Co. zeigt, dass viele bereit sind, auch für schlichte Fun-Produkte zu zahlen. Das sind oft Programme, die den Ansprüchen, die der sogenannte "Qualitätsjournalismus" an sich selbst stellt, nie genügen würden. Gibt es da für den SPIEGEL nicht gerade eine App für Spiegel-Content, für schlappe 2,99 (Dollar, nicht EURO)?
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