Montag, 4. Januar 2016
Radfahrer und Vegetarier
"Radfahrer und Vegetarier", die wirklichen Probleme dieser Welt, zumindest in Polen

Das sind die Krankheiten, an denen der polnische Staat leidet. Meint zumindest deren (neuer) Außenminister Waszczykowski:
..."Wir wollen lediglich unseren Staat von einigen Krankheiten heilen, damit er wieder genesen kann."

Unter der Vorgängerregierung sei ein bestimmtes Politikkonzept verfolgt worden, sagte er weiter. "Als müsse sich die Welt nach marxistischem Vorbild automatisch in nur eine Richtung bewegen - zu einem neuen Mix von Kulturen und Rassen, eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern, die nur noch auf erneuerbare Energien setzen und gegen jede Form der Religion kämpfen. Das hat mit traditionellen polnischen Werten nichts mehr zu tun."
(Quelle: Spiegel online)
Da hat die PIS also nicht nur das Verfassungsgericht praktisch arbeitsunfähig gemacht und die öffentlich-rechtlichen Medien staatlicher Kontrolle unterstellt, sondern sich jetzt den wirklichen Übeln dieser Welt gewidmet: Radfahrer, Vegetarier und Atheisten.

Glückliches Polen.

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Freitag, 4. Dezember 2015
Krieg dem Terror in Syrien, Irak und in ...?
Nun hat nach der Bundesregierung auch der Bundestag einem Kampfeinsatz der Bundeswehr in Syrien zugestimmt:
Damit werden bis zu 1200 deutsche Soldaten mit Aufklärungsflügen und einer Fregatte die internationale Koalition im Kampf gegen den IS-Terror [AUDIO] unterstützen - zunächst bis Ende 2016. Die Bundeswehr soll die Kampfjets der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak mit Aufklärungsflügen von sechs "Tornado"-Maschinen aus Jagel in Schleswig-Holstein helfen, selbst aber keine Bomben abwerfen. Die deutsche Fregatte "Augsburg" soll zudem zum Schutz eines französischen Flugzeugträgers eingesetzt werden. Ein Tankflugzeug soll mit Treibstoffversorgung in der Luft längere Angriffsoperationen ermöglichen.
(Quelle: Deutschlandfunk)
Der Kampf gegen den Terror hat damit einen weiteren Teilnehmer gefunden. Kein großes Trara, aber: Wir liefern jetzt den Bombern die Informationen, wo sie ihre Bomben hinwerfen sollen. Wenn die Menschen, die dort wohnen, dann vor den Bomben weglaufen, landen sie irgendwann an "unseren" Grenzen - wo auch immer die gerade sind (Schengenland-Grenzen oder deutsche Grenzen).

So übel die Situation dort im Irak, in Syrien oder in ... auch ist, wird sie wohl durch den deutschen Beitrag nicht wesentlich verändert. Dazu gibt es da zu viele andere Beteiligte (IS, Kurden, Turkmenen, gemäßigte Rebellen, Assad-Truppen, Jesiden ...).

Wenn man aber nichts verbessert, hält man im Zweifel doch besser die Füße still.

Das einzige halbwegs überzeugende Argument ist das der Solidarität mit den Franzosen. Die hatten ausdrücklich um Hilfe gebeten. Und auch wenn es eine zweifelhafte Sache ist, für die Frankreich sich da stark macht, ist es unzweifelhaft eine gute Sache, dass Deutschland den Franzosen hilft. Vielleicht klappt das ja auch irgendwann dann mal mit einer einheitlicheren EU-Verteidigungspolitik.

Jakob Augstein hat da seine Zweifel:
... Aber jetzt ist der Krieg in Syrien auch unser Krieg. Warum? Aus Liebe zu Frankreich, und das ist im Prinzip ein guter Grund. Aber er ist nicht gut genug für einen Krieg. Und er rechtfertigt nicht das Risiko, dass der Terror nun auch zu uns kommt. ...
(Quelle: Spiegel online)
Das kann man so sehen. Das Risiko, dass dadurch in Deutschland Terroranschläge provoziert werden, ist gestiegen.
ABER:
Zur Solidarität gehört auch, dass man bereit ist, die schlechten Folgen einer Handlung gemeinsam zu ertragen. Nachdem wir innerhalb von weniger als 80 Jahren drei Mal Krieg gegen die Franzosen geführt haben, schulden wir den Franzosen Hilfe, wenn sie Hilfe brauchen.

Das ist allemal besser als eine deutsch-französische Konfrontation.

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Dienstag, 1. Dezember 2015
Harnischfeger
Wenn man Freitag Mittag auf eine Beerdigung geht mit der üblichen Erwartung, dass da ein paar Familienangehörige sowie ein paar mehr Freunde und Bekannte kommen, rechnet man im Geiste mit vielleicht 50 - 100 Leuten.

Und wenn man den Verstorbenen nicht kennt, sondern nur seine Witwe, mit der man gemeinsam im Chor singt, dann macht man sich dazu auch keine tiefschürfenden Gedanken.

Foto Manfred HarnischfegerUmso überraschender war dann neulich die Beerdigung von Manfred Harnischfeger. Die Kirche war gut gefüllt - und es war keine kleine Kirche. Der katholische Geistliche sowie sein evangelisches Pendant machten einen hervorragenden Eindruck, und auch der Organist musizierte beeindruckend frisch und künstlerisch ansprechend. Zur Verstärkung für den Chor waren etliche Leute auch von weiter weg angereist.

In der Trauerfeier in der Kirche stand der Verstorbene als Mensch im Vordergrund. Erst auf der Veranstaltung nach der Beisetzung wurde klar, dass sein berufliches Wirken weitaus mehr beeindruckend war, als die wohlgesetzten Worte in der Kirche vermuten ließen.

Der verstorbene Ehemann der Chor-Schwester wurde als der Großmeister der Öffentlichkeitsarbeit dargestellt. Er arbeitete Jahrzehnte lang für die Bertelsmann AG und später für die Post/DHL. Und als einer seiner ehemaligen Schüler die Reihe der Pressesprecher von großen DAX-Unternehmen verlas, die alle seine Schüler waren, wurde die Darstellung plausibel.

Exkurs:
Der Harnischfeger war im Mittelalter lt. Wikipedia derjenige, der die frisch geschmiedete Rüstung auf Hochglanz polierte. Ähnlich poliert - jedenfalls nach der Vorstellung des Schreibers dieser Zeilen - auch der Öffentlichkeitsarbeiter sein Unternehmen auf optimale Außenwirkung.

Der Eindruck, den der Schreiber dieser Zeilen von dem Verstorbenen gut 6 Monate zuvor hatte, war ein vollständig anderer: da war ein fragiler Mann im Rollstuhl, der kaum noch verständliche Worte artikulieren konnte. Vor allem an Mimik und Sprachmelodie war erkennbar, dass der Geist in dem todkranken Körper noch ganz klar und unbeeinträchtigt wirkte.

Welch eine Katastrophe: Ein Großmeister der PR, der sich nicht mehr klar verständlich machen kann. Das eigene Selbst erschrickt noch im Nachhinein bei der Erinnerung.

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