Montag, 31. Oktober 2016
Zeit und "SAP-Zeit"
Zeit ist ja nicht erst seit Einstein etwas sehr Relatives. Kurzfassung: Je schneller ich mich bewege, desto langsamer vergeht die Zeit, jedenfalls im Vergleich zu Zeitmess-System in unbewegtem Zustand...

Auch die Abbildung von Zeit auf digitaler Ebene hat ihre Tücken, zuletzt spuckte die Jahrtausendwende etlichen Admins in die Suppe.

Irgendwann gegen 2038 wird die Anzahl der seit dem 1. Januar 1970 vergangenen Sekunden so groß, dass sie auf 32-bittiger Software einen Fehler verursachen kann.
Die Unixzeit zählt die seit dem 1. Januar 1970 abgelaufene Zeit in Sekunden.[1] Am Dienstag, den 19. Januar 2038 um 03:14:08 Uhr UTC wird die Anzahl der vergangenen Sekunden die Kapazität einer vorzeichenbehafteten 32-Bit-Ganzzahl (maximal 2.147.483.647, 231−1) überschreiten.[2] Das signifikanteste Bit (MSB) wird laut Konvention dazu verwendet, positive und negative Zahlen zu unterscheiden (Vorzeichen im Zweierkomplement), sodass die Zählung bei einer Überschreitung des Wertes 2.147.483.647 (binär 01111111111111111111111111111111) in den negativen Bereich springt (z. B. −2.147.483.648 binär 10000000000000000000000000000000). Das führt bei einer ungenügend implementierten Konvertierung von Unixtime zu Datum und Uhrzeit ungewollt zu einem Wert, der vor Beginn der POSIX-Epoche (1. Januar 1970) liegt.
(Quelle: Jahr- 2038-Problem bei Wikipedia)
Vergleichsweise harmlos dagegen sind die Folgen der Winter- und Sommerzeitumstellung. Die meisten Systeme können es automatisch. Die meisten Menschen bleiben einfach im Herbst eine Stunde länger im Bett und schlafen im Frühjahr dafür eine Stunde weniger. Manche jammern jetzt laut darüber - und die armen Kühe, deren biologische Uhr sich anscheinend nicht automatisch umstellt.

Merkwürdig allerdings, dass knapp 40 Jahre nach Einführung der Sommerzeit einer der führenden Softwarehersteller (SAP) immer noch ein Problem mit der Umstellung hat:
Like all the software that deal with local time will be confused when the computer clock traverses twice
through the same points in time, SAP system is no exception. With many delivered SAP systems, the "system time", that is, "wall clock time", accessible via SY-UZEIT, SY-DATUM, is used for control-relevant timestamps. With double hours this could lead to consistency problems. If, for example, timestamp1 is taken at point 2:30 summer time and timestamp2 is taken at point 2:15 winter time, the timestamp comparison timestamp1 > timestamp2
leads to an incorrect result. These inconsistent records are stored in the database, and cannot be solved by system reboot ...
(Quelle: Zhi Lue in SAP White Paper am 24.01.2012
Seine Empfehlungen:
There are three ways to deal with Daylight Saving Time:

A Two hour downtime method: Completely avoid running SAP system during this double hour.
B One hour downtime method: See Note 102088
C Zero downtime method: Use the default “stretched time”.
(Quelle: Zhi Lue in SAP White Paper am 24.01.2012)
"Streched time" bringt einen zur Ausgangsthese "Zeit ist relativ" zurück.

Die beiden anderen Empfehlungen "downtime" wirken im Jahr 2016 zumindest seltsam. Merkwürdig, dass es billiger ist, die SAP-Admins eine Nachtschicht machen zu lassen als da eine gescheite Zeitumstellungssoftware zu schreiben.

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Donnerstag, 27. Oktober 2016
Herr der Ringe
Wenn man sich von einem Text (oder Film) gefangen nehmen lässt, fallen einem manche Ungereimtheiten nicht mehr auf. Der unbefangene Leser oder Zuschauer hingegen sieht das ganze Geschehen dann vom Ende her und ergebnisorientiert:
...Und damit man als Zuschauer auch wirklich realisiert, was für eine immense Zeitverschwendung diese vergangenen zwölf Stunden waren, wird es einem am Ende noch einmal supersymbolisch vorgeführt. Da steigen Frodo und Sam nämlich auf einen wie von Zauberhand herbeigerufenen Adler, der sie innerhalb kürzester Zeit vom Ort der Ringvernichtung in Sicherheit fliegt. Fünf Minuten dauert das. Das hätte in die andere Richtung sicher auch geklappt. Das ganze Latschen durch die Landschaft, das stundenlange Geweine und Wehklagen - alles umsonst. Sie hätten einfach fliegen können, hätte irgendjemand in diesem Buch mal fünf Sekunden nachgedacht.
...
(Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 27.10.2016)
Varzil meint: Die 1200 Seiten bzw. 12 Stunden Film von "Herr der Ringe" sind gute Unterhaltung. Wie langweilig wäre es gewesen, wenn Frodo mit dem Ring tatsächlich zum Schicksalsberg geflogen wäre.

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Mittwoch, 26. Oktober 2016
Trump
Die USA entscheiden am 8. November 2016 darüber, wer demnächst das Präsidentenamt übernimmt. Neben einigen meist unbekannten Bewerbern stehen Hillary Clinton und Donald Trump zur Wahl.

Der zivilisierte Teil Europas ist sich einigermaßen einig darüber, dass Trump nicht wählbar ist.

Trumps loses Mundwerk, mit dem er sich anscheinend um Kopf und Kragen redet, macht ihn andererseits für die weniger zivilisierten Wählerschichten attraktiv nach dem Motto "der redet wie wir - der ist einer von uns". Bevor man aber als (zivilisierter) Europäer allzu sehr die Nase darüber rümpft, sollte man sich mal ansehen, wer in Europa in letzter Zeit große Wählerscharen hinter sich versammelt hat:
  • AfD in Mecklenburg-Vorpommern,
  • UKIP in England (Europawahl und Brexit),
  • Front National in Frankreich,
  • Norbert Hofer in Österreich,
  • Lega Nord in Italien
  • und dann die Orban-Partei in Ungarn, PIS in Polen, und ...
Dunkle Zeiten - nicht nur in den USA.

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