Dienstag, 27. Juni 2017
"finis germania"
Das ist der Titel eines Buchs von Rolf Peter Sieferle, einem ordentlichen Professor für "Allgemeine Geschichte" an der Universität St. Gallen.

Die Grammatik im Titel lässt stutzen. Eingängiger wäre "finis germiae". Allerdings darf man bei einem Historiker erwarten, dass er das bewusst so formuliert, wohl im Sinne "Deutschland - das Ende".

Unstreitig ist, dass der Autor sich um das zivilisatorische Wohlergehen Deutschlands gesorgt hat. Ihm werden nationale und rechtsnationale Sentenzen nachgesagt.

Große Aufregung daher, als "finis germania" auf der Liste der Sachbücher des Monats Juni 2017 auftauchte.

Ohne das Buch gelesen zu haben: Mehr oder weniger alle Besprechungen gehen dahin, dass das Buch sprachlich gesehen lesenswert sei. Der überwiegende Teil der öffentlichen Meinung verurteilt das Buch allerdings wegen seiner teilweise wohl arg rechtslastigen Aussagen. Der Spiegel-Redakteur, auf dessen Veranlassung das Sachbuch auf die Liste genommen wurde (Johannes Saltzwedel), trat von seinem Posten in der Jury zurück.

Der Rücktritt ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Herr Salzwedel hat wohl eine Verfahrenslücke ausgenutzt (alle Punkte auf ein Buch gesetzt) und der Algorithmus, der die Jurypunkte auswertet, hat das nicht gemerkt.

Soweit ok. Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl. Eine Auseinandersetzung mit dem offenbar gut geschriebenen Buch findet nicht oder nur am Rande statt. Statt dessen streitet man über das Zustandekommen der Sachbuchliste.

Das Büchlein ist aber auch gar nicht so einfach zu bekommen. In der Kulturstadt Weimar erklärte ein engagierter Buchhändler dem Autor, dass er das Buch nicht vorrätig habe, dass das Buch in einem etwas anrüchigen Verlag erschienen sei und dass auch sein Großhändler es nicht vorrätig habe.

Bei Amazon scheint es lieferbar zu sein - 8,90 € sind allerdings zur Befriedigung der Neugier vielleicht etwas viel Geld. Mal sehen, ob es das Buch in einer Bibliothek gibt.

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Mittwoch, 7. Juni 2017
VW: erwischt und verpfuscht
Seit bald zwei Jahren (September 2015) ist offensichtlich, dass VW Dieselmotoren verbaut hat, die im Alltag völlig andere Abgaswerte haben als auf dem Prüfstand.

In den USA hat VW inzwischen zweistellige Milliardenbeträge als Schadensersatz gezahlt - in Deutschland haben Besitzer von Dieselautos nur ein Software-Update erhalten. Nun haben findige Leute mal nachgemessen und das Ergebnis erschüttert, aber überrascht nicht wirklich.
Die Software von Diesel-Autos von VW enthält auch nach dem Update mehrere Abschaltvorrichtungen, berichtet das ZDF. Auf der Straße werde der Stickoxid-Grenzwert um ein Mehrfaches überschritten.
Im Zuge des Abgas-Skandals umgerüstete Diesel-Autos von VW stoßen im Straßenbetrieb 540 bis 900 mg/km Stickoxide aus und damit wesentlich mehr als der Grenzwert von 180 mg/km. Dieser werde lediglich im offiziellen Labortest eingehalten, geht aus vertraulichen Dokumenten hervor, die dem ZDF nach eigenen Angaben vorliegen.
(Quelle: heise.de)
VW hat offenbar der einen Abschalteinrichtung - die erkannte, wenn das Auto auf dem Prüfstand ist - weitere Abschalteinrichtungen hinzugefügt:
VW hatte offenbar von Anfang an nicht die Absicht, die Stickoxidemissionen durch das Update drastisch zu senken. Das legt ein vertrauliches Papier des VW-Konzerns vom November 2015 nahe. Darin definiert VW selbst "Zielwerte" für den Stickoxidausstoß nach dem Software-Update. Im Straßenbetrieb liegt dieser Zielwert bei dem "Faktor 3 bis 5" über dem Grenzwert. Anstatt der erlaubten 180 mg/km NOx sollte das Auto nach dem Update 540 bis 900 mg/km NOx ausstoßen. Nur im offiziellen Labortest sollte laut VW der Grenzwert eingehalten werden. Diese "Zielwerte Volkswagen" für das Software-Update sind laut dem vertraulichen Papier des VW-Konzerns "inhaltlich mit den Zulassungsbehörden (KBA) und dem Rechtswesen vereinbart".
(Quelle: Spiegel online)
Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen:
- Oh: wir sind aufgefallen wegen Abgasbetrugs
- Aah: wir verteilen ein Software-Update: Update ist immer gut! Und ob das dann besser (= sauberer) ist, interessiert niemanden.

Unverständlich bleibt, wieso ein namhafter Autohersteller sich zu so einem Betrug hergibt, sich einmal erwischen lässt, und dann eine weitere Pfuscherei nachlegt.

Ach ja - nur noch mal nebenbei:
Autos mit Elektromotor mögen zwar beim Fahren kein Abgas produzieren - dafür haben aber die Stromerzeuger in der Regel vorher das Abgas produziert (wenn man mal die erneuerbaren Energien außen vor lässt).

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Dienstag, 6. Juni 2017
Terror in Wahl-Zeiten
England wird in den letzten Wochen stark von Terroranschlägen heimgesucht: Am kommenden Donnerstag wird in Großbritannien ein neues Unterhaus gewählt. Großbritannien ist außerdem in Sachen "Brexit" stark mit sich selbst beschäftigt.

Also sucht man in dem komplexen Geschehen die Vereinfachung: und voilà:

Schuld ist das große böse Internet:
...
Die Islamisten fänden zu viele "Rückzugsorte" im Internet, auch wegen "großer Firmen", die Internetdienstleistungen anböten. Gemeinsam mit verbündeten demokratischen Regierungen wolle man den Kampf gegen diese Ideologie auch online verschärfen.
(Quelle: Spiegel Online)
Vermutlich sind dann auch die Straßenbaufirmen schuld, wenn es so viele Todesfälle im Straßenverkehr gibt.

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