Freitag, 14. März 2008
Kolumba, das etwas andere Museum
varzil, 15:03h
In Köln gibt es seit einigen Monaten neu "Kolumba", das ehemalige Diözesanmuseum.
Und während das "alte" Museum klassisch orientiert war und einem erklärte und zeigte, kommt das neue Kolumba ganz ohne jede Erklärung aus. Da stehen Sachen aus dem Jahr 2000 neben Sachen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.
Das kann seinen Reiz haben. Allerdings nur, wenn man die Assoziationen der Museumsmacher teilt. Wer zum Beispiel bei
Auch anderwo erntet man einen Rüffel, wenn man die Gedanken der Chef-Musealen nicht teilt. So fordert man einerseits architektonisch auf, der Kunst näher zu treten (Fenster vom Boden bis zur Decke, keine Fugen zwischen Boden und Wand, weitestgehend einheitliche Farbgebung von Böden und Wänden), man verzichtet einfach auf alles Trennende. Andererseits gibt es in einem Raum eine anspruchsvoll gestylte Bank mit einem eigentlich alltäglichen Garderobenständer daneben. Die Bank dient dem Besucher, er darf und soll sich darauf setzen. Der Garderobenständer ist Bestandteil eines Kunstwerks (Bild rechts von Jannis Kounellis "Tragedia Civile" bei west.art - WDR) und darf "natürlich" keinesfalls als Garderobenständer benutzt, ja noch nicht einmal angefasst werden.
Hier also ganz klassisches Museum mit "Anfassen verboten" - dort eine Architektur, die einem "Anfassen erlaubt" suggeriert. Ähnlich weit klafften Theorie und Praxis schon auf der documenta auseinander.
Allerdings ist St. Kolumba, eine im 2. Weltkrieg gründlich zerstörte Kölner Pfarrkirche, ein schönes Beispiel dafür, dass selbst Kirchen, die als Kultstätten eigentlich dem zerstörerischen Zugriff noch stärker entzogen sind als die hergebrachte "Kunst", letztlich alles andere als unantastbar sind.
Die "Madonna in den Trümmern" hat wundersamer Weise den Bombenhagel unversehrt überstanden - und auch diesen Museumsneubau. Die ihr zu Ehren nach dem Krieg errichtete Kapelle ist in den Museumsbau integriert.
Der Architekt, Peter Zumthor (Link zur Wikipedia), hat hier ein gutes Gebäude geschaffen mit ebensoviel Eigenarten wie letztlich auch das Museum selbst. Es ist entgegen dem weltweit geltenden Grundsatz "Museen sind montags geschlossen" nicht montags, sondern dienstags zu. Und Kinder bis 18 (!) haben freien Eintritt! Zu diesen Überraschungen passt es dann auch, dass unklar ist, wo man sich setzen oder wo man etwas anfassen darf.
Und während das "alte" Museum klassisch orientiert war und einem erklärte und zeigte, kommt das neue Kolumba ganz ohne jede Erklärung aus. Da stehen Sachen aus dem Jahr 2000 neben Sachen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.
Das kann seinen Reiz haben. Allerdings nur, wenn man die Assoziationen der Museumsmacher teilt. Wer zum Beispiel bei
"Was haben Bügeleisen der letzten 80 Jahre mit Vasen, Kaffeekannen, Hausaltären, Aquamanilen usw. gemeinsam?"
feststellt, dass die Worte alle auf "n" enden, kommt damit nicht recht weiter. "Gebrauchsgegenstände" wäre die weiterführende Assoziation gewesen. Die muss man aber erst einmal haben.Auch anderwo erntet man einen Rüffel, wenn man die Gedanken der Chef-Musealen nicht teilt. So fordert man einerseits architektonisch auf, der Kunst näher zu treten (Fenster vom Boden bis zur Decke, keine Fugen zwischen Boden und Wand, weitestgehend einheitliche Farbgebung von Böden und Wänden), man verzichtet einfach auf alles Trennende. Andererseits gibt es in einem Raum eine anspruchsvoll gestylte Bank mit einem eigentlich alltäglichen Garderobenständer daneben. Die Bank dient dem Besucher, er darf und soll sich darauf setzen. Der Garderobenständer ist Bestandteil eines Kunstwerks (Bild rechts von Jannis Kounellis "Tragedia Civile" bei west.art - WDR) und darf "natürlich" keinesfalls als Garderobenständer benutzt, ja noch nicht einmal angefasst werden.
Hier also ganz klassisches Museum mit "Anfassen verboten" - dort eine Architektur, die einem "Anfassen erlaubt" suggeriert. Ähnlich weit klafften Theorie und Praxis schon auf der documenta auseinander.
Allerdings ist St. Kolumba, eine im 2. Weltkrieg gründlich zerstörte Kölner Pfarrkirche, ein schönes Beispiel dafür, dass selbst Kirchen, die als Kultstätten eigentlich dem zerstörerischen Zugriff noch stärker entzogen sind als die hergebrachte "Kunst", letztlich alles andere als unantastbar sind.
Die "Madonna in den Trümmern" hat wundersamer Weise den Bombenhagel unversehrt überstanden - und auch diesen Museumsneubau. Die ihr zu Ehren nach dem Krieg errichtete Kapelle ist in den Museumsbau integriert.
Der Architekt, Peter Zumthor (Link zur Wikipedia), hat hier ein gutes Gebäude geschaffen mit ebensoviel Eigenarten wie letztlich auch das Museum selbst. Es ist entgegen dem weltweit geltenden Grundsatz "Museen sind montags geschlossen" nicht montags, sondern dienstags zu. Und Kinder bis 18 (!) haben freien Eintritt! Zu diesen Überraschungen passt es dann auch, dass unklar ist, wo man sich setzen oder wo man etwas anfassen darf.
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