Montag, 4. März 2019
der unkorrekte Witz im Karneval
Merkwürdiges geschieht gerade wieder im Bereich der political correctness:

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU-Vorsitzende 2019) hat einen Witz gemacht.
"Wer war denn von Euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen", sagte Kramp-Karrenbauer bei einem satirischen Auftritt am Donnerstag im baden-württembergischen Stockach am Bodensee. "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette."
(Quelle: Tagesschau.de)
Das ist nun nicht gerade der Brüller, aber nun ja: im Karneval ist nicht alles witzig, was sich als Witz tarnt. Und AKK hat heftig Prügel Kritik erfahren.

Aber sie ist nicht allein. Bernd Stelzer hat einen Witz im Karneval gemacht.
Bernd Stelter hatte nach eigenen Angaben einen Witz gemacht, in dem es zunächst um seine eigene Heirat ging. Der Mädchenname seiner Frau sei Rumpen – und ein möglicher Doppelname daher Rumpen-Stelter. "Der Standesbeamte hat da gesagt: Nee. Sie wollen keinen Doppelnamen", sagte der Comedian am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. "Deswegen habe ich gesagt: Hätte nicht ein Standesbeamter Frau Kramp-Karrenbauer warnen können?"
(Quelle: t-online.de)
Eine Weimarerin (Gabriele Möller-Hasenbeck) protestierte daraufhin in einem bühnenreifen Auftritt im Gürzenich gegen Witze über Doppelnamen. Und zumindest die halbe Republik, vermutlich die, die nicht Karneval feiert, gibt ihr Recht, siehe "Steltergate".

Varzil rät, das Thema "Witz" im Karneval entspannt zu sehen. Karneval ist nicht dazu da, die politisch korrekte Gesinnung zu fördern. Karneval ist im Ursprung anarchisch, richtet sich gegen die Herrschenden und die herrschende Meinung. Erst die Ordnungswut des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts hat versucht, mit der Organisation des Karnevals ("Festkommitee") das Anarchische zu zähmen. Eigentlich ist das jetzt aber schon bald 100 bis 150 Jahre her. Varzil meint, dass wir eigentlich über jene Zeit hinaus sind.

Nachtrag:
Da sind jetzt wohl die Spin-Doktoren am Werk und geben dem ganzen einen tieferen Sinn:
Man kann daraus etwas über die Strategie der womöglich nächsten CDU-Kanzlerkandidatin lernen.

Seit ihrer Wahl zur neuen CDU-Parteichefin Anfang Dezember sagt Kramp-Karrenbauer immer wieder Sätze, die eine bestimmte Botschaft übermitteln, die sich in etwa so zusammenfassen lässt: Ihr wollt euch nicht verbieten lassen, was euch selbstverständlich ist – wie Autofahren und Fleischessen? Ihr habt das Gefühl, man darf nichts mehr sagen? Ihr findet, diese Moralapostel übertreiben es mit ihrer politischen Korrektheit? Ich auch, ich auch, ich auch!
(Quelle: t-online.de)
Das macht den Witz nicht gerade besser - und befriedigt allenfalls die in der rechten Ecke, die zum Lachen sonst in den Keller gehen würden...

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