Montag, 19. März 2007
Über das Arten-Sterben
Manches geht an einem vorbei. Man las zwar, dass da eine Reihe von Umweltministern getagt haben und dass Greenpeace auf einem See herumgeschippert ist. Wahrgenommen hat der Autor jedoch nur das Klima-Diskutieren.

"Artenschutz" war aber auch Thema:
"Die Industrie- und Entwicklungsländer haben eine "Potsdamer Initiative" beschlossen, um dem dramatischen Artenschwund auf der Erde Einhalt zu gebieten.
... [Umweltminister] Gabriel sagte, die Artenvielfalt müsse ähnlich viel Aufmerksamkeit bekommen wie derzeit der Klimaschutz. Täglich gingen 150 Arten weltweit unwiderruflich verloren. "Wir löschen derzeit die Festplatte der Natur", sagte Gabriel. Dabei bauten 40 Prozent des Wohlstands in der Welt auf der intensiven Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen. "Der Schutz der Artenvielfalt ist gleichzeitig ein Schutz des Wohlstands und der sozialen Entwicklung", meinte der Minister. ..."
(Quelle: heute.de)
Artenvielfalt ist natürlich schön - für die Systematiker bei den Biologen, für die Züchter neuer Rosensorten oder auch für den Osterspaziergänger in Gottes schöner Natur.
"...Das Aussterben vieler Arten innerhalb der letzten 200-300 Jahre aufgrund menschlicher Einflüsse wie etwa die Verwendung von Stickstoffdüngung droht nach Ansicht einer wachsenden Zahl von Wissenschaftlern von seinen Ausmaßen her zu einem Massenaussterben zu werden, das sich in seinen Konsequenzen nicht wesentlich von den geologisch beobachteten unterscheidet. Da nach den geologisch beobachteten Massensterben etwa 10 Millionen Jahre vergingen, bis die Artenvielfalt wieder die vor dem Aussterben beobachtete Vielfalt erreichte, könnten die Folgen nachhaltig sein.

Nach Stephen Jay Gould ist etwa das Aussterben der Dinosaurier für die Entwicklung des Menschen notwendig gewesen: wenn alle ökologischen Nischen „besetzt“ sind, ist kein Platz für das Entstehen neuer Arten.

Neue Analysen großer Datenbestände lassen auf den Beginn des seit 440 Millionen Jahren vermutlich sechsten großen Massensterbens schließen, das der Welt bevorstehen wird. In allen drei untersuchten Gruppen zeigte sich in einer Untersuchung ein Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere in der Gruppe der Schmetterlinge. ...
(Quelle: Wikipedia zum Artensterben)
Der Mensch an sich (eine recht junge Art) hat natürlich ein Interesse am Fortbestehen bestimmter Arten von Pflanzen und Tieren, die er für seine Ernährung braucht; darüber hinaus muss er an einer Biosphäre interessiert sein, die diesen Arten ein Überleben ermöglicht. Und da man nicht genau weiß, ob das Überleben z. B. der Hausstaubmilbe für die Menschen wichtig oder unwichtig ist, kann man den Tenor auch nachvollziehen, dass man dem Artensterben generell einen Riegel vorschieben will.

Aber ob man tatsächlich generell den derzeitigen Artenbestand sozusagen "unter Schutz stellen" bzw. konservieren kann und damit alle Arten vor dem Aussterben bewahren sollte (wenn man es könnte)?

Das käme letztlich dem Versuch gleich, der Evolution Einhalt zu gebieten. Der Versuch ähnelt dem Ansatz, die Schöpfungslehre in der Bibel zum Maßstab zu nehmen und Darwins Lehre von der Entwicklung der Arten in Grund und Boden zu verdammen.

Vermutlich haben viele der beschließenden Minister in Potsdam die Sorge, dass die Biosphäre/die Natur den Menschen zum Aussterben bestimmt, weil er mit den vorhandenen Ressourcen zu verschwenderisch umgeht. Insofern macht ein Abkommen zur Eindämmung des Artensterbens Sinn: Vielleicht profitiert homo sapiens ja auch davon.

Varzil weist dezent darauf hin, dass - soweit bekannt - Mutter Natur an der Tagung in Potsdam nicht teilgenommen hat. Es bleibt daher offen, ob sie sich an ein solches Übereinkommen halten wird.

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