Der "gerechte Lohn" bei Transparency
Es gibt Dinge, über die staunt und schweigt man zunächst, weil einfach nicht weiß, was man davon halten soll.
Da hat
wasweißich vor einiger Zeit eine Geschichte aufgeschrieben, die jetzt immer noch im
Google-Cache, inzwischen aber auch in diversen Blogs (
Rebellen ohne Markt,
sagichdoch und ganz oft auch anderswo nachzulesen ist. Im Kern geht es um eine Freundin, die einen schlecht bezahlten Job bei
Transparency International - Deutschland e.V. unter dubiosen Umständen verloren hat.
Die non-government-organisation (NGO) namens
Transparency International - Deutschland e.V. (kurz: "Transparency Deutschland" oder TI-D) hat sich die Bekämpfung von Korruption zum Ziel gesetzt. Lobenswert. Auch lobenswert, dass sie mit den eingeworbenen Spendengeldern sparsam umgehen will.
Diese NGO hat offenbar einen Justitiar ostdeutscher Provenienz und offenbar habilitiert (der gleichzeitig wohl der Ethikbeauftragte jener Transparenz-NGO ist) in ihren Reihen.
Einschub:
Ost-Juristen "subsumieren" nicht, sondern haben dafür ein eigenes Wort geschaffen. Das merkt man manchmal.
Ob nun als Ethikbeauftragter oder als Anwalt, hat eben jener Anwalt freitags die Bloggerin mit einer
obskuren Abmahnung per e-mail aufgefordert, die Story bis Sonntag (!) vom Netz zu nehmen.
Das wirkt nicht nur ungeschickt, sondern hat sich auch hochgradig kontraproduktiv ausgewirkt.
wasweißich hat auf einmal etwa den zehnfachen Traffic auf ihrer Seite und die Bloggerszene diskutiert den Vorgang, nämlich die Aufforderung, einen Beitrag zu löschen, nahezu überall.
Die auslösende Frage,
- ob man nämlich für einen 20 Stunden-pro-Woche-Job ("nur") 1000 € brutto bekommen darf,
- und ob eine NGO eine Kündigung aussprechen darf, wenn sie auf ihre Bitte, doch eventuell mehr zu arbeiten, mit einer Gehaltsforderung konfrontiert wird.
gerät darüber etwas in den Hintergrund.
Es geht also nicht um ein unbezahltes Praktikum, sondern um eine - sicherlich nicht üppig - bezahlte Arbeit, sowie darum, dass als Antwort auf eine Gehaltsforderung gekündigt wird..
Die Unsitte, insbesondere im kreativen und journalistischen Bereich Berufsanfänger zunächst umsonst arbeiten zu lassen, kann man gar nicht oft genug beklagen. "Umsonst" ist auch nicht Thema.
Transparency International Deutschland e.V. sucht zur Unterstützung der Geschäftsstelle in Berlin ab dem 17. Juli und dem 1. September 2006 jeweils eine/n Praktikant/-in für die Dauer von mindestens sechs Monaten (Vollzeit).
...
Wir bieten:
- Einen Einblick in den aktuellen Stand der Korruptionsbekämpfung in Deutschland und in die tägliche Arbeit einer Nicht-Regierungsorganisation
- Einen eigenverantwortlichen Arbeitsplatz
-
Geringe Entlohnung (ca. 300 Euro) und ein nettes Team!
(Quelle: Transparency International -Deutschland)
Also nicht umsonst, sondern für 300 €. Damit aber betreten wir das weites Feld der Diskussion um den "gerechten Lohn" - die Diskussion hat schon biblisches Ausmaß. Einigkeit besteht, dass ordentliche Arbeit ein entsprechendes Entgelt verdient. Ob das Einräumen eines Arbeitsplatzes für einen Berufsanfänger, der einem Meer von Arbeitslosen entkommen will und auf weiteres Entgelt verzichtet, schon ein ordentliches Entgelt ist, mag man lange diskutieren.
In jedem Fall muss sich eine NGO, die mit moralischen Ansprüchen argumentiert, um von anderen eine Verhaltensänderung zu erreichen, auch ihr eigenes Verhalten an moralischen Maßstäben messen lassen. Und gemessen daran ist es moralisch fragwürdig, von jemandem zu verlangen, dass er für das selbe Geld 10 Stunden pro Woche mehr arbeitet.
Den Boden jeglichen moralischen Handelns verlässt Transparency Deutschland aber endgültig, wenn sie dem Angesprochenen kündigt, weil er die Anfrage nach Mehrarbeit mit einer Forderung nach mehr Geld pariert.
Transparency kriegt jetzt den gerechten "Lohn" für ungerechtes Verhalten, nämlich eine ganze Menge schlechte Presse.
Nachtrag 19:30 Uhr:
" TI-Ds Grundprinzipien sind Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft....
...Transparency arbeitet nicht konfrontativ, sondern sucht Koalitionen mit Regierungen, Verwaltungen und Politikern, mit der Wirtschaft und mit Gruppen der Zivilgesellschaft, die eine vertrauenswürdige, transparente, werteorientierte, zivile demokratische Politikkultur vertreten.
(Quelle: Über TI Transparency International - Deutschland e.V.)
Nachtrag 3.4.:
Die Vielzahl der Blog-Einträge zu dem Thema hatte zumindest auch die Wirkung, dass die Angelegenheit friedlich beigelegt wurde, wenn auch erst mit Hilfe eines (weiteren)
Anwalts.
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Regenradar: Regenecho ohne Wolken
Regelmäßige Radfahrer regen sich über Regen kaum noch auf; Regen gehört hierzulande einfach dazu.
Andererseits: wenn man sich mal Rechenschaft ablegt, wann und wie oft man tatsächlich im Regen unterwegs ist: so oft ist das gar nicht. Der Autor braucht sein Regenzeug im Schnitt alle vier Wochen.
Dabei geholfen hat auch die Beobachtung des Regenradars, hier z.B. bei
Wetter online. Besonders der Film, der einem die letzten 90 Minuten zeigt, gibt oft ein gutes Indiz dafür, ob man trocken nach Hause oder zur Arbeit kommt.
Nun hat Spiegel online das schöne Bild vom zuverlässigen Regenradar getrübt. Offenbar gibt es Radarechos ohne Regen.
Das Niederschlagsradar hat in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche große Regenwolken im Norden angezeigt - obwohl kein Tropfen vom Himmel fiel. ...
Niederschlagsradar (gelb/blau), projiziert auf das Satellitenbild der Wolkenbedeckung. Das Regengebiet am Rhein entsprach der Realität, das Radarecho im Norden beruht auf einer Täuschung.
...
SPIEGEL: Gab es vielleicht technische Probleme?
...
(Jörg Asmus, 49, Meteorologe am Deutschen Wetterdienst in Offenbach,:)"Es ist bekannt, dass die Briten und Deutschen im Zweiten Weltkrieg Stanniolfäden vom Himmel fallen ließen, um das gegnerische Radar zu stören.
Heute werden dafür hauchdünne metallüberzogene Kunststofffäden genutzt, die Düppel. Sie sind wenige Zentimeter lang und werden in der Atmosphäre ausgestreut. So bildet sich eine Art unsichtbare Mauer, die Radarstrahlen reflektiert.
SPIEGEL: Das Verteidigungsministerium hat aber dementiert. Es gebe "keine Anhaltspunkte dafür, dass die Wolke von unseren Luftstreitkräften verursacht wurde".
Asmus: Beweisen können wir nichts. Aber am wahrscheinlichsten scheint derzeit dennoch, dass im Luftraum über der Nordsee Erprobungen mit Metallfäden stattfinden, die unsere meteorologischen Geräte stören und uns eine falsche Wetterlage vorgaukeln.
(Quelle: Spiegel online)
Als Radfahrer sollte man meinen, dass Regen, der angezeigt ist, aber nicht fällt, nicht so schlimm ist. Umgekehrt ist es blöder, wenn man auf trockenes Wetter hofft und es regnet dann doch!
Nachtrag vom 25.04.2006
Bei
www.sueddeutsche.de gibt es inzwischen eine weitere interessante Zusammenstellung der Infos.
"...„Wir haben keine Erklärung für das Phänomen“, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Der Bonner Meteorologe Karsten Brandt, der Anzeige erstattet hat, reagiert darauf verwundert: „Wie ist dann zu erklären, dass wir auch für die Jahre 1998 und 2000 Phantomwolken ermitteln konnten, die einmal über dem Pfälzer Wald und einmal nordwestlich des Sauerlandes entstanden sein müssen?“
Hoffnung machen sich die Wetterbeobachter nun darauf, eines Tages mit speziellen Radars selbst nachschauen zu können, woraus geheimnisvolle Wolken-Objekte am Himmel bestehen: Senden die Beobachter polarisierte Mikrowellen aus, die senkrecht schwingen, können sie auch auf die Form der Objekte, ob Regentropfen, Hagelkörner oder Düppel, Rückschlüsse ziehen.
„Allerdings sind die Routine-Netzwerke zur Wetterbeobachtung noch nicht polarimetrisch ausgerüstet“, sagt Volkert vom DLR. „Das ist erst in Planung.“ Noch eine Weile dürften die Geisterwolken ihr Geheimnis also behalten.
(Quelle:www.sueddeutsche-online.de)
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