Dienstag, 24. April 2007
Lateinische Konjugationen
Angestiftet durch die Nöte der eigenen Kinder im Fach "Latein" will man als Vater, der ein humanistisches Gymnasium besucht hat, die Nöte lindern.

Die alte Grammatik "ars latina" ist irgendwann zwischen dem 6. und dem 9. Umzug verschollen. Die Schulbücher der Kinder sind im Vergleich zur "ars-latina" Grammatik nur noch Ruinen (mal steht hier was, mal da, mal fehlt auch was). Was also tun?

Das gute alte Internet könnte helfen. Macht die "Grammatik des Lateinischen" in der Wikipedia noch einen ganz brauchbaren Eindruck, hapert es bei den dort angegebenen weiterführenden Links zum Teil massiv:

Der "Konjugator" bei Lateininfo.net liefert beispielsweise abgrottig falsche Konjugationsformen bei der 3. Person Plural Indikativ Präsens Aktiv von "audire": er behauptet "audint" (statt: "audiunt"), oder entsprechend im Futur I "audivent" (statt "audient").

Das Wikibook "Lateinische Grammatik" ist offenbar im Aufbau und nennt nur pro Konjugation den Indikativ Präsens (immerhin mit Aktiv UND Passiv); nicht toll und nicht hilfreich, aber wenigstens auch nicht falsch.

Besser ist da schon das Lateinwiki: da wird soweit ersichtlich richtig konjugiert. Die Versuche, die Konjunktive im Deutschen abzubilden, erscheinen allerdings nicht immer überzeugend ("audiverim" = "ich habe gehört" ist einfach wenig aussagekräftig und wirkt auf den ersten Anschein falsch.) Auch dass dort die Konjunktive mit I, II, III und IV durchnummeriert werden, ist eigenartig.

Interessanter noch ist da die Kurzgrammatik des Lateinischen von Michael Bradtke. Hier wird auf die (fehlerträchtige) Formulierung von Konjugationstabellen verzichet.
Der Präsensstamm wird gebildet, indem man vom Inf. Präs. die Endung "re" abstreicht. Bei der kons. Konj. fällt nicht nur "re", sondern "ere" weg...
(Quelle: Seite 4 der erwähnten Grammatik kurz und bündig von Michael Bradtke)
Da muss man eigentlich schon Latein können, um mit solchen Bildungsregeln etwas anfangen zu können.

Versucht man schließlich, anhand der eigenen Erinnerung und mittels einer tauglichen Textverarbeitung eine Konjugationstabelle zu basteln, fallen einem die eignene Erinnerungslücken auf. Und dann lassen sich die Bildungsregeln nicht 1:1 von einer Konjugation auf die andere schematisch übertragen. Nach "copy" und "paste" kann man zwar mit "Suchen und Ersetzen" den Wortstamm austauschen, muss dann aber einzelne Formen in jeder Konjugation von Hand nacharbeiten.

Der Autor überlegt, die so entstandene Tabelle den Kindern zur Gegenkontrolle zu überlassen und eine Belohnung für gefundene Fehler auszuloben. So lernen die Kinder auch gleich die Unregelmäßigkeiten in den Regeln kennen.

Wieder einmal ein Moment, in dem auffällt, dass man die Defizite der Schule nicht ohne weiteres selbst ausgelichen kann.

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