Freitag, 11. Mai 2007
Wenn das Telefon streikt
Das hätte ja zu einer Katastrophe werden können:

Streik bei der Telekom
"Tausende Telekom-Mitarbeiter haben am Freitag den ersten Streik in der Geschichte des Bonner Konzerns begonnen.

Die Gewerkschaft Verdi rief rund 11.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom auf, ihre Arbeit niederzulegen und damit gegen die Sparpläne des Unternehmens zu protestieren.

"Der Streik zielt auf Callcenter, Servicestellen und technische Infrastruktur ab", sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm. Die Gewerkschaft habe sich darauf vorbereitet, lange durchzuhalten. Der Schwerpunkt liege in Nordrhein-Westfalen, wo Verdi 3.000 Streikende erwartete. Bei einer Urabstimmung hatten sich 96,5 Prozent der Teilnehmer für den Streik ausgesprochen, der nach Gewerkschaftsangaben mehrere Wochen dauern könnte...."

(Quelle: reuters.de)
Früher hätten 11.000 Streikende bei der Post die Telefonie wirklich stören können (aber nicht stören dürfen, weil sie meist verbeamtet waren): Früher, als das Fräulein vom Amt da noch werkelte und stöpselte. Früher, als da jede Menge analoge automatische Vermittlungsstellen mit jeder Menge mechanischer Teile (und Verschleiß) Selbstwählgespräche vermittelten.

Heute dagegen: Wenn es das Festnetz nicht mehr tut, nimmt man das Mobilfunk-Teil oder telefoniert über IP-Telefonie.

Und wenn die Call-Center bestreikt werden, ist vielleicht ja auch mal Ruhe vor den besorgten Anrufen, ob man denn schon mal von dem Tarif XYZ gehört habe...

Das rechte Verständnis für den Streik fehlt. Die Telekom ist einfach wirklich ziemlich teuer. Folglich sind, wenn keiner mehr mit ihr telefoniert, die Streikenden irgendwann ihren Job los (siehe Karstadt, BenQ, Deutsche Bank, Allianz u. a.). Die Wahl zwischen "weniger verdienen und mehr arbeiten müssen" und "nichts verdienen und keine Arbeit haben" ist eine üble Wahl - kein Wunder, dass die Telekomiker das nicht wollen und lieber streiken. Bloß - was hat ver.di davon, ihre Mitlgieder in die Arbeitslosigkeit streiken zu lassen?

Sinnvoller wäre es, wenn die Telekom ihren Mitarbeitern zusätzlich zu den abzusenkenden Löhnen eine Gewinnbeteiligung anböte. Alternativ sollten auch die Telekom-Beschäftigten regelmäßig eine normale Telefon-Rechnung bekommen. Das sollte als Denkanstoß reichen, um noch einmal neu die "Leistungen" seines Arbeitgebers nachzudenken. Möglich, dass dann auch der jetzt streikende Telekom-Mitarbeiter den sog. "Service" der Telekom als zu teuer empfindet...

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