Mittwoch, 10. März 2010
Pädagogischer Eros
Da ist gestern in der Süddeutschen Zeitung als Aufmacher im Feuilleton ein tapferer Artikel über den "pädagogischen Eros" von Albert von Schirnding erschienen.

Einigermaßen unaufgeregt geht es um die emotionale Beziehung zwischen Lehrer und Schüler, vor allem auch um eine Auseinandersetzung mit Platons Beschreibung dieser Beziehung. Das soll keine Rechtfertigung von sexuellem Mißbrauch sein, sondern eine Aufforderung zu einer differenzierteren Betrachtung.
Kehren wir noch einmal zu den Griechen zurück. Der platonische Eros ist unterwegs nach dem Schönen, nach dessen Idee. Die Idee verkörperte sich - nicht nur, aber vorwiegend - im Jugendlichen etwa zwischen dem vierzehnten und achtzehnten Lebensjahr. Was war an ihm so reizvoll? Es war die Aura von unverbrauchter Zukunft, der Zauber des Noch-Nicht, die Offenheit, Begeisterungsfähigkeit, Formbarkeit. Diese Verfassung machte ihn freilich in hohem Grade verführbar; auch davon ist bei Platon die Rede.
Wenn pädagogischer Eros unter den gegenwärtigen Umständen noch eine Chance haben soll, ist er einerseits auf solche jugendlichen Eigenschaften angewiesen und muss andererseits Sinn für sie haben. Wer gar nichts übrig hat für Halbwüchsigkeit, keinen Gefallen findet an Jugendlichen, die zu sich selbst unterwegs sind und von denen man viel, nur nicht Dankbarkeit erwarten soll, kommt über solide Pflichtübungen nicht hinaus. ...
(Quelle: Süddeutsche online)
Schule und Erziehung sollte tatsächlich mehr sein als eine Pflichtübung. Im Idealfall geht es bei Erziehung nicht nur um Wissensvermittlung und Ausbildung, sondern auch um Liebe.

Die derzeitige Aufklärungs­welle läuft Gefahr, hier das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wenn schon der Vater, der den eigenen Sohn in einem Einkaufzentrum auf einen Karussell fotografiert, unter Pädophilie-Verdacht gerät (siehe rechts das inkriminierte Foto bei sky.com) , läuft definitiv etwas schief... (via Fefe)

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