Donnerstag, 8. April 2010
Statistik ...
Über was man nicht alles sich statistische Gedanken machen kann. Vor einem Jahr hieß es:
Eine Studie der britischen Psychologen Daniel Nettle und Thomas Pollet, die von der Times vorgestellt wurde, geht noch einen Schritt weiter in den Folgen der sexuellen Selektion und dürfte Aufsehen erregen. Nach ihr würde es einen Zusammenhang zwischen dem Reichtum eines Mannes und der Zahl der Orgasmen geben, die eine Frau erlebt ...
Quelle: Telepolis am 18.01.2009)
Nun gibt es neue Erkenntnisse, weniger zum weiblichen Orgasmus als vielmehr zum verwendeten Statistikprogramm:
"... Das klang schon damals sehr einfach und ist offenbar auch falsch, wenn auch nicht vollständig. Torsten Hothorn und Esther Herberich vom Institut für Statistik der LMU fanden die Aussage wohl auch zu einfach und wenig glaubwürdig, jedenfalls haben sie diese widerlegt. Das Ergebnis kam aufgrund eines falschen Statistikprogramms zustande, schreiben sie. Das hätten sie herausgefunden, als sie zu Lehrzwecken die öffentlich zugänglich Daten neu ausgewertet hatten.

Mit einem anderen statistischen Modell habe sich dann ein anderes Bild ergeben: "Die Orgasmushäufigkeit der Frauen hängt am stärksten mit ihrem Bildungsniveau, aber auch mit ihrem Gesundheitszustand und dem Alter zusammen. Jüngere und gesündere Frauen berichteten über häufigere sexuelle Höhepunkte als ältere und wenig gesunde. Das Einkommen des Partners erwies sich dagegen als unbedeutende Variable in diesem Zusammenhang." Also nicht je reicher der Mann, sondern je klüger die Frau ...
(Quelle: Telepolis am 07.04.2010)
Und wer die Details nachlesen will, findet da auch den Link zu der neuen Studie, allerdings wohl erst nach Registrierung bei Elsevier.

FeFe schreibt dazu:
Ursache der Falschmeldung, dass die Orgasmen vom Reichtum des Mannes abhängen, war die falsche Statistiksoftware. In dem Originalpaper steht wohl, dass die SPSS 15 benutzt haben, eine Kommerzsoftware, und die hat das falsche Modell als Default gehabt, daher kam das falsche Ergebnis raus. Das neue Ergebnis haben sie mit R gemacht, einem Open Source Statistik-Tool. Und sie konnten das auch nur prüfen, weil die Autoren des ersten Papers neben ihren Ergebnissen auch ihre Daten veröffentlicht haben. Wenn das mal kein starkes Argument pro Open Access und Open Source ist, dann weiß ich auch nicht.
(Quelle: FeFe)
Der Autor hat auch schon einmal für teures Geld (einige Tausend DM) eine SPSS-Lizenz gekauft, die dann längst nicht das hielt, was sie versprach.

Fazit: Reichtum macht nicht glücklich - weder die Frau noch den Statistiker ...

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