Mittwoch, 2. September 2009
Alltagssorgen
Die Bundesregierung in Berlin strickt offenbar immer noch an ein paar Milliarden (Euro) mehr, um einer angeblichen Kreditklemme abzuhelfen.
Die Bundesregierung hat staatliche Hilfen zur besseren Versorgung von Unternehmen mit Krediten beschlossen. Damit soll eine - nur möglicherweise drohende - Kreditklemme auf breiter Front verhindert werden.
(Quelle: sueddeutsche.de)
Die Stadtregierung in Bonn wartet nach wie vor auf den Eigenkapitalnachweis der Bauherren des WCCB (World Congress Centrum Bonn).
"... Georg Fenninger (CDU) war auch letzte Woche "nach wie vor optimistisch", dass die abermals von Honua Investment Management Ltd. (Hawaii) versprochenen 30 Millionen Euro bald in der WCCB-Baukasse landen.

Der Optimismus kann nur auf fehlender Kenntnis der Zusammenhänge beruhen: Würde etwa Herr Fenninger für ein Projekt zahlen, wenn ein Gericht ihm gerade bescheinigt hätte, dass ebendieses Projekt längst einem anderen gehört? Natürlich kam das Honua-Geld - mal wieder - nicht, und Verwaltungschefin und Noch-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann stand wieder einmal mit leeren Händen da.

Hintergrund: Das Zukunftsprojekt Weltkongresszentrum, das bei den Kosten von zunächst 70, dann (mit mehr Hotelzimmern) auf 140 und jetzt fast 200 Millionen Euro davon galoppierte, steckt aus verschiedenen Gründen in der Sackgasse...
(Quelle: Generalanzeiger online)
In Konstanz kann man nicht zwischen Wasser und Formaldehyd unterscheiden.
Passend zum Jahr der Wissenschaft, das Konstanz in diesem Jahr feiert, rief man einen Wettbewerb unter Studenten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz aus. ... Eine mehrköpfige Jury aus Marketing- und PR-Fachleuten, Unterneh­mern und Amtsleitern der Stadt Konstanz und Wörnle wählte schließlich aus den über 30 Entwürfen einen Gewinner.
...
So machte der Erschaffer des Siegerplakates aus der "Stadt am See" ganz einfach die "Stadt am H2O"...

Von Chemikern wird das Wasser-Molekül dargestellt als ein Sauerstoff-Atom (Symbol O), das über zwei Striche mit zwei Wasser­stoff-Atomen (Sym­bol H) verbun­den ist. Die Striche bilden dabei einen Winkel von etwa 105 Grad.

... Der Student aber zeichnete drei Striche, die einen Punkt mit jeweils zwei Hs und einem O verbinden. Für Chemiker ähnelt diese Formel am ehesten Formal­dehyd, CH2O. Den mit dem Buchstaben C symbo­lisierten Kohlen­stoff lassen sie üblicherweise in der Strich­darstellung weg.

Konstanz - die Stadt am Formaldehyd?
(Quelle: spiegel.de)
Und die deutsche Öffentlichkeit?

Sie streitet über die Abschaffung von Glühbirnen, den Energieverschwendern schlechthin.
Ab diesem Dienstag dürfen Händler keine klassischen 100-Watt-Lampen mehr beziehen, alle matten Glühbirnen sind von dem Verbot ebenfalls betroffen....
Das Verbot der 100-Watt-Birne ist nur der erste Schritt einer europaweiten Umstrukturierung. Bis 2012 verschwinden schrittweise auch klare Glühbirnen mit 75, 60, 40 und 25 Watt sowie herkömmliche Halogenlampen mit geringer Energieausbeute vom Markt. Nur für spezielle Anwendungen sind weiter Glühlampen erlaubt, beispielsweise für Öfen oder in der Tierhaltung.
(Quelle: spiegel.de)
Und auch im Kollegen-Kreis ist das Glühbirnen-Verbot die große Sorge - einer berichtet von einem Ventilator im Bad, der sich nur dann einschaltet, wenn auch die Badezimmerbeleuchtung (mit einer 100-Watt-Birne) eingeschaltet wird. Tauscht er die 100-Watt-Birne gegen eine schwächere Birne oder gar gegen eine Energiesparleuchte, springt der Ventilator nicht an ...

So hat halt jeder seine Sorgen.

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Zur Abrundung Ihres Bildes:
Eine gut recherchierte Geschichte aus unserem Nachbarland, die gelinde gesagt wenig euphorische Bewertung von "Ökotest" kennen Sie sicher schon.

Ich muss gestehen, dass ich angesichts des Themas auch lange dachte "na, und?", aber je mehr ich mich damit beschäftige, umso deutlicher wird mir, dass die ach so klimafreundliche Aktion zu einem nicht geringen Teil eine Riesen-Mogelpackung ist. Ein Abwrackprämie für Altbirnen beim Kauf von Kompakten wäre ein besserer Anzreiz gewesen, um den Marktanteil von Kompaktröhren zu steigern (was ich ja im Prinzip auch befürworte). Aber so nicht.

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In der Tat ein interessanter Artikel:

Allerdings ist die Giftigkeit von Energiesparlampen kein gutes Argument dafür, dass man energieverendende Glühbirnen weiter herstellt, verkauft und verwendet.

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Andererseits
muss mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel die Gegenfrage ebenso erlaubt sein, ob die Energieersparnis einen hinreichenden Grund liefert, den Leuten zwangsweise diese überteuerten Giftbomben aufzunötigen.

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Gift
Zwangsweise?

"Aufnötigen" würde ich schon eher zustimmen.

Naja und zur Giftbilanz:
Weil bei der Stromerzeugung aus Kohle ebenfalls Quecksilber in die Umwelt gelangt, haben klassische Glühbirnen sogar eine schlechtere Gesamtbilanz.
(Quelle: sudeutsche.de)

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Ich denke,
Sie sind intelligent genug, die argumentativen Schwachpunkte dieses Einwurfs selber zu sehen. Die Wahl meines Leuchtmittels hat auf den Energieträger-Mix der Stromerzeuger beim besten Willen keinen Einfluss, und die Energiearmutsfunzeln werden ja auch nicht mit Windkraftenergie gespeist. Ich will es auch hier nicht in ein ewiges tit-for-tat ausarten lassen, wenn ich an dieser Stelle auf den bis zu 10x höheren Energieverbrauch im Herstellungsprozess der Kompaktleuchtstofflampen verweise.

Für mich bleibt es auch dabei, dass die Energiesparbirnen in bestimmten Anwendungen und unter gewissen Voraussetzungen durchaus eine sinnvolle Alternative sind. Aber für alle Aufgaben und Lebenslagen, in denen sich Glühbirnen bewährt haben, taugen sie nun mal nicht (oder meinetwegen noch nicht). Da hat sich die EU aus fehlgeleitetem Aktionismus vor den Karren des Kompaktlampen-Kartells spannen lassen.

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Danke für die Intelligenz-"Blumen".

Den "Aktionismus" der EU empfinde ich als in der Tendenz richtig. Denn die vergleichsweise geringen Energie-Einsparungen pro Leuchtmittel summieren sich auf EU-Ebene dann doch zu dem einen oder anderen Kraftwerk. Das kann und sollte man sparen.

Und wenn der Einzelne - statt zu sparen - lieber das "bisschen Energie" mehr verbraucht, ist eine Gegen-Steuerung auf diesem Gebiet sinnvoll. Ob ein Herstellungsverbot das einzige Mittel ist, dagegen vorzugehen, erscheint auch mir zweifelhaft.

Alternativ hätte eine Glühbirnen-Steuer einen ähnlichen Effekt, wenn der Verkaufspreis für Glühbirnen dann in Höhe der Energiesparlampen läge. Nur so als Beispiel.

Nebenbei:
Ich wüsste gerne, ob die, die heute so begeistert vom Glüh-Birnen-Licht schwärmen, das immer noch so sehen, wenn eine 60-Watt-Birne (matt) dann 5 € kostet.

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Mein Problem mit der Geschichte
ist ja auch nicht der hoheitliche Versuch der Bedarfssteuerung an sich, sondern das gewählte Mittel und dessen (jedenfalls von mir so empfundene) Unverhältnismäßigkeit. Ein (am besten zweckgebundener) preislicher "Energiezuschlag" für konventionelle Birnen in Verbindung mit ein paar intelligenten Anreizen zum Erwerb sparsamerer Leuchtmittel, das wärs doch gewesen.

Zum "nebenbei": Vielleicht würde das 60-W-Licht ja dann umso mehr als erstrebenswerte Kostbarkeit empfunden. Kann man nicht ausschließen.

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