Donnerstag, 25. März 2010
Die Misere mit der online-Werbung
varzil, 15:35h
Eine Überschrift sagt oft mehr als tausend Worte
Andererseits ist verständlich, dass die diversen Online-Redaktionen zumindest das Geld, das sie kosten, auch verdienen wollen.
Nur ist das definitiv nicht ein Problem der Leser. Eine Zeitschrift, die vor allem aus Werbung besteht, liest man einfach nicht, sondern wirft sie, selbst wenn sie nichts kostet ("Anzeigenblättchen"), einfach ungelesen ins Altpapier.
Und Webseiten, die nur noch blinken und glitzern und einem dubiose zweideutige bis eindeutige Inhalte anpreisen, besucht man nie wieder, wenn man nicht einen ganz triftigen Grund hat.
Oder konkreter: Werbeblocker sind oft so etwas wie Notwehr, das geringere Übel gegenüber dem "Gar-nicht-Aufrufen" der Seite ...
Und was nun? Da ist sicherlich Fantasie gefragt. Und natürlich Qualität - denn an Qualität mangelt es dem sogenannten Qualitätsjournalismus in den online-Redaktionen auch immer wieder.
Da fällt Herrn Patalong auch nichts mehr ein:
Oder man könnte überlegen, ob dass, was man als "Qualitätsjournist" da produziert, es tatsächlich wert ist, andere dafür zur Kasse zu bitten. Zahlreiche OpenSource-Projekte beweisen, dass viele Menschen bereit sind, gute Inhalte über Spenden zu finanzieren.
Und der Hype um die Apps auf iPhone und Co. zeigt, dass viele bereit sind, auch für schlichte Fun-Produkte zu zahlen. Das sind oft Programme, die den Ansprüchen, die der sogenannte "Qualitätsjournalismus" an sich selbst stellt, nie genügen würden. Gibt es da für den SPIEGEL nicht gerade eine App für Spiegel-Content, für schlappe 2,99 (Dollar, nicht EURO)?
"qualitätsheulsusenismus"Auslöser ist ein an Publikumsbeschimpfung erinnernder Artikel von Frank Patalong zum Thema "Medienkrise: Warum Online-Werbung wichtig fürs Web ist":
(Quelle: ix@wirres.net)
... Der Hauptgrund für diesen Trend ist natürlich die oben geschilderte Schwäche des Werbemarktes. Werbeblocker aber haben sich inzwischen zu einem Faktor entwickelt, der ausreicht, aus kleinen schwarzen Bilanzzahlen rote zu machen: Je nach Angebot verweigern zwischen 5 und 25 Prozent aller Online-Mediennutzer inzwischen das Ansehen von Werbung.Das kann man zunächst einmal so schreiben, und Herr Patalong belegt das auch mit den unterschiedlichsten Zahlen - leider passen die Zahlen nicht immer zueinander, wenn er mal Erhebungen aus den USA, mal aus Deutschland zitiert. Richtig daneben liegt er mit folgender Behauptung, es gebe einen Vertrag zwischen Verlag und Leser mit folgendem Inhalt:
Das Perfide daran: Je medienaffiner die Nutzer sind, desto häufiger setzen sie Blocker ein. Es sind also die Nutzer mit dem größten Interesse und Verständnis für Inhalte, die den meisten Schaden verursachen. Wir bei SPIEGEL ONLINE können das sogar innerhalb des Angebotes quantifizieren: Leser des Technik-Ressorts Netzwelt setzen bis zu zweieinhalbmal so häufig Werbeblocker ein wie der Durchschnittsleser von ..."
(Quelle: SPIEGEL)
Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.Das ist natürlich Unsinn. Zu einem Vertrag gehören zwei, und kaum einer wird auf die Frage "willst Du meine Werbung sehen" mit "ja" antworten. Herr Patalong selbst liefert dazu ja hinreichend Belege.
(Quelle: SPIEGEL)
Andererseits ist verständlich, dass die diversen Online-Redaktionen zumindest das Geld, das sie kosten, auch verdienen wollen.
Nur ist das definitiv nicht ein Problem der Leser. Eine Zeitschrift, die vor allem aus Werbung besteht, liest man einfach nicht, sondern wirft sie, selbst wenn sie nichts kostet ("Anzeigenblättchen"), einfach ungelesen ins Altpapier.
Und Webseiten, die nur noch blinken und glitzern und einem dubiose zweideutige bis eindeutige Inhalte anpreisen, besucht man nie wieder, wenn man nicht einen ganz triftigen Grund hat.
Oder konkreter: Werbeblocker sind oft so etwas wie Notwehr, das geringere Übel gegenüber dem "Gar-nicht-Aufrufen" der Seite ...
Und was nun? Da ist sicherlich Fantasie gefragt. Und natürlich Qualität - denn an Qualität mangelt es dem sogenannten Qualitätsjournalismus in den online-Redaktionen auch immer wieder.
Da fällt Herrn Patalong auch nichts mehr ein:
"... Die Alternative zur Online-Werbung wäre Paid Content, die aber nur in speziellen Fällen akzeptiert wird."Da kann man zwar sagen, dass das böse Internet bzw. der dumme User schuld ist. Und damit ist man dann auch alle Sorgen los. Denn die anderen sind ja schuld.
Da hat er [Paul Mudter, Vorsitzender des Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW):] allerdings recht. Wenn es einen Punkt gibt, über den sich alle Marktforscher einig sind, dann über diesen: Nur 16 Prozent aller Nutzer würden zahlen, ergab eine Forsa-Umfrage im Oktober 2009. ...
(Quelle: SPIEGEL)
Oder man könnte überlegen, ob dass, was man als "Qualitätsjournist" da produziert, es tatsächlich wert ist, andere dafür zur Kasse zu bitten. Zahlreiche OpenSource-Projekte beweisen, dass viele Menschen bereit sind, gute Inhalte über Spenden zu finanzieren.
Und der Hype um die Apps auf iPhone und Co. zeigt, dass viele bereit sind, auch für schlichte Fun-Produkte zu zahlen. Das sind oft Programme, die den Ansprüchen, die der sogenannte "Qualitätsjournalismus" an sich selbst stellt, nie genügen würden. Gibt es da für den SPIEGEL nicht gerade eine App für Spiegel-Content, für schlappe 2,99 (Dollar, nicht EURO)?
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mark793,
Donnerstag, 25. März 2010, 15:54
Naja,
formaljuristisch könnte man den Vertrag oder "Deal" zwischen Publikation und Leser über die Inkaufnahme von Werbung im Gegenzug für Inhalte als "konkludentes Handeln" betrachten. Aber selbst dann wäre so ein impliziter Vertrag prinzipiell jederzeit kündbar.
Ansonsten weiß man auch aus der Fernseh- und Printforschung: Bisschen Schwund ist immer, sei es, weil Zuschauer zur Toilette oder an den Kühlschrank gehen oder Leser mit digitalen Videorecordern zeitversetzt sehen ohne die Werbeblöcke anzugucken; Anzeigenseiten werden einfach überblättert, ich halte auch nicht an jeder Plakatwand da draußen an und stiere drauf.
Von daher verstehe ich nicht, was Herrn Patalong (mit dem ich an seinem vorherigen Wirkkreis durchaus gern zusammengearbeitet habe) jetzt reitet, dieses Fass aufzumachen. "Spiegel Online" ist ja nun keines von diesen hochdefizitären Verlagsprojekten und kann zumindest für Werbung auf den vorderen Seiten sehr stattliche Preise nehmen.
Ansonsten weiß man auch aus der Fernseh- und Printforschung: Bisschen Schwund ist immer, sei es, weil Zuschauer zur Toilette oder an den Kühlschrank gehen oder Leser mit digitalen Videorecordern zeitversetzt sehen ohne die Werbeblöcke anzugucken; Anzeigenseiten werden einfach überblättert, ich halte auch nicht an jeder Plakatwand da draußen an und stiere drauf.
Von daher verstehe ich nicht, was Herrn Patalong (mit dem ich an seinem vorherigen Wirkkreis durchaus gern zusammengearbeitet habe) jetzt reitet, dieses Fass aufzumachen. "Spiegel Online" ist ja nun keines von diesen hochdefizitären Verlagsprojekten und kann zumindest für Werbung auf den vorderen Seiten sehr stattliche Preise nehmen.
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varzil,
Donnerstag, 25. März 2010, 15:59
Danke für den Hinweis.
Arm ist eher, dass nur die Alternative "Werbung oder paid content" diskutiert wird.
Von daher verstehe ich nicht, was Herrn Patalong (mit dem ich an seinem vorherigen Wirkkreis durchaus gern zusammengearbeitet habe) jetzt reitet, dieses Fass aufzumachen.Ich glaube, ich habe Herrn Patalong verstanden - er lässt eigentlich wenig Zweifel an seiner Meinung ("Werbeblocker sind böse"). Dass er da gleichsam den "advocatus diaboli" gibt, wird er gewusst oder geahnt haben.
Arm ist eher, dass nur die Alternative "Werbung oder paid content" diskutiert wird.
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