Dienstag, 16. November 2010
Euro in den "Dungeons of Doom"
Seit einigen Tagen spekuliert die Öffentlichkeit darüber, wie pleite Irland ist. Vieles liegt im Dunkeln - und die Grundrechenarten sind in Europa offenbar weniger verbreitet als gedacht. Oder über allem liegt ein düsterer Schleier der allgemeinen Verunsicherung:
Irlands Finanznot wird größer - und mit ihr die Angst der deutschen Großbanken vor Verlusten: Insgesamt 138 Milliarden Dollar an Forderungen halten sie gegenüber irischen Schuldnern. Besonders stark hat sich die taumelnde Hypo Real Estate engagiert.
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Zeitungsberichten zufolge könnte Irland bald EU-Hilfen von 45 bis 90 Milliarden Euro beantragen. ...

Ein Regierungsvertreter dementierte das. ..."Es gibt keinen Grund, warum wir eine Rettung durch den IWF oder die EU in Anspruch nehmen sollten", sagte er. Es gebe definitiv ein Problem mit der Liquidität von Banken.

Auch die EU-Kommission sieht nach eigenen Angaben keine Notlage. Das Land sei bis Mitte 2011 durchfinanziert, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Montag.
(Quelle: Spiegel onine)
Alles klar: bis Juni 2011 ist alles in irischer Butter. Aber dann?

Der Vergleich zu Griechenland: Griechenland - das war eigentlich im Mai 2010 aktuell - und die Finanznot von Griechenland wurde so lange geleugnet, bis die europäischen Regierungschefs einen Rettungsschirm mit einem Volumen von ca. 600 Milliarden Euro aufgespannt hatten. (Dummerweise hatten die EU-Beratungen die NRW-Wahl nicht auf dem Schirm - NRW ging vielleicht auch deshalb für die im Bund regierenden Parteien CDU/FDP verloren.)

Viel besser geht es Griechenland seit Mai 2010 aber nicht - Griechenland hat offenbar einen Trank der Dyskalkulie geschluckt:
Unterdessen bestätigt sich, dass Griechenlands Finanzlage noch prekärer ist als befürchtet. Das Haushaltsdefizit erreichte 2009 nicht 13,6 sondern 15,4 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ergab eine Überprüfung der Defizitzahlen durch die EU-Statistikbehörde Eurostat.

Damit erwirtschaftete Griechenland im vergangenen Jahr einen noch höheren Fehlbetrag als der bisherige Spitzenreiter Irland mit 14,4 Prozent. Auch 2006 bis 2008 setzte die Athener Regierung die Haushaltsdefizite zu niedrig an, wie Eurostat jetzt feststellte.
(Quelle: Frankfurter Rundschau)
Und wer ist schuld am griechischen und irischen Desaster? Vielleicht diejenigen, die die Schulden gemacht haben? Weit gefehlt: Schuld ist, wer über die Begleichung der Schulden und den Kreis der Gläubiger nachdenkt.
Ministerpräsident Giorgos Papandreou macht Deutschland für die Verschärfung der Euro-Schuldenkrise mitverantwortlich. Die Forderung der Bundesregierung, private Anleger und Banken an der Sanierung von europäischen Krisenstaaten zu beteiligen, könnte einige Länder in die Pleite treiben, sagte Papandreou.

Die deutsche Haltung löse „eine Spirale steigender Zinsen für die Länder aus, die in einer schwierigen Position sind, wie Irland und Portugal“, meinte der griechische Premier.
(Quelle: Frankfurter Rundschau)
Wenn das so weitergeht (Portugal, Spanien, Italien), gibt es bald wieder neues Geld ...

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