Mittwoch, 29. März 2006
Eine Farce - aus dem Alltag einer Bewerberrunde
Wenn der öffentliche Dienst spart, dann kracht es, und alle sparen, koste es was es wolle.

Da in den nächsten Jahren eine ganze Reihe von Stellen (ca.15 %) "abzubauen" sind, gibt es kaum Neueinstellungen. Die verbleibenden Mitarbeiter werden folglich älter (und kränker). Eine Kollegin im Empfang ist seit längerem erwerbsunfähig. Keiner weiß, ob und wann sie wiederkommt. Und ein Fahrer im Botendienst ist "dauerkrank", und auch die Dame von der "Sitzungsbetreuung" ist längerfristig erkrankt. Also sucht man eine eierlegende Wollmichsau, d.h. jemand, der alles kann. Einen Springer halt.

Und dann fängt es in der Personalbesetzungsmaschinerie an zu klicken:
    Empfang = Telefonzentrale = behindertengerechter Arbeitsplatz = Einschaltung der Agentur für Arbeit, sog. "Intergrationsämter".
Die Agenturagenten greifen ins Regal und fordern ein Sortiment von potentiellen Telefondienstlern auf, sich zu bewerben.

Und es kommen 5 Damen ("ich musste ja kommen, weil das Arbeitsamt mich aufgefordert hat") zur Vorstellungsrund, alle schwerbehindert und bis auf eine Dame den körperlichen Arbeiten, z.B. Wasserkisten und Posttaschen schleppen eher abhold.

Die Frauenbeauftragte legt sich ins Zeug. Sie fordert den Autor auf, in folgender Frage nicht auf die Kinder hinzuweisen:
    "Sie haben lt. Lebenslauf Kinder; können Sie, wenn gelegentlich eine Sitzung länger als bis 16 Uhr dauert, flexibel reagieren oder müssen Sie dann zwingend nach Hause?"
    Anm.:Das macht der Autor dann auch. Die Frage funktioniert genauso ohne den Hinweis auf Kinder. Der Kontext ist klar. Daher antworten alle auch ohne einen expliziten Hinweis auf eventuelle Kinder etc., dass ihre Kinder schon älter sind, dass sie keine Kinder haben, die Kinder aus dem Haus sind, ...
Die Schwerbehindertenbeauftragte will nicht einsehen, dass die Schwerbehinderten den körperlichen Anforderungen nicht gerecht werden (wollen/können) und hält die Einladung der Bewerberinnen für das, was sie ist: eine Farce.
    "Dafür ist mir meine Zeit zu schade."
Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

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