Donnerstag, 7. Dezember 2006
Gott - selbst definiert
Es kommt Bewegung in den interreligiösen Dialog: allerdings nicht in die von den meisten Laien gewünschte Richtung.

So verbietet das Erzbistum Köln den katholischen Religionslehrern in seinem Sprengel die Teilnahme an "multireligiösen Adventsfeiern":
    "...Daher sollen im Erzbistum Köln keine multireligiösen Feiern für Schülerinnen und Schüler an Schulen stattfinden.

    Die Pastoralen Dienste und die katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer, die im Erzbistum Köln Religionsunterricht erteilen, haben Sorge dafür zu tragen, dass etwaige multireligiöse Feiern in jedem Fall ohne Beteiligung der Katholischen Kirche stattfinden.
    ..."
    (Quelle:
    Richtlinie des Erzbischofs zu multireligiösen Feiern in Schulen
    )
Das hat zu einigem Ärger im Einflussbereich des "rheinischen Katholizismus" geführt (Kölner Stadtanzeiger "Meisners Verbot in der Kritik".)

Nun findet man auf den Seiten des Erzbistums eine Pressemitteilung, die das Verbot erklärt. Und zwar so:
    "... Allerdings ist zu betonen, dass es zum Wesen des interreligiösen Dialogs gehört – in dessen Kontext multireligiöse Feiern zu sehen sind –, dass jeder Partner mit der ganzen Integrität seines Glaubens teilnimmt (vgl. Dominus lesus 22).

    Das Gottesbild der nichtchristlichen Religionen ist nicht identisch mit dem Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist. Daher sind gemeinsame Gottesdienste nicht möglich. Jede Gemeinschaft kann daher nur allein zu ihrem Gott beten. Geschieht das gemeinschaftlich, muss die jeweils andere Gruppe schweigend dabei stehen. ..."
    [Folgerung: da Kinder das noch nicht richtig können, soll es für sie solche Feiern nicht geben.]
    (Quelle: Pressemitteilung vom 6.12.2006 (pdf-Datei))
Bemerkenswert: Jede Gemeinschaft definiert sich ihren Gott. Ob das auch für die katholische Kirche gilt?

Und noch interessanter: Wie wird Gott wohl darauf reagieren, dass er jeweils katholisch, evangelisch, jüdisch oder islamisch definiert werden kann? Ob ihn das überhaupt interessiert? Richtet er sich vielleicht sogar nach der Definition derjenigen, die ihn anbeten?

Bislang davon überzeugt, dass man als Mensch nicht in der Lage ist, belastbare Aussagen über Gott zu machen, liest man nunmehr in einer Pressemitteilung des Erzbistums Köln etwas anderes: Jeder strickt/bäckt/definiert sich seinen Gott selbst.

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Mit was für Haarspaltereien
die hohen Kirchenherren ihr Tagwerk zubringen, da greift man sich wirklich an den Kopf als interessierter Laie.

Wenn es um Gottesdienste mit allem liturgischen Pipapo geht, dann kann ich es noch ansatzweise nachvollziehen, dass man theologische Reinheitsgebote aufrechterhält, selbst wenn sie nicht mehr wirklich zeitgemäß sind.

Wenn etwa das Transsubstantationsdogma theologisch gesehen eine so hohe Hürde legt für ein gemeinsames Abendmahl mit Protestanten, dann ist das schon dem gemeinen Gläubigen kaum noch plausibel zu vermitteln. Was an bisschen multikulturellem Adventsgesinge verkehrt sein soll, das versteht nun wirklich kein Mensch, der alle seine fünf Sinne beisammen hat.

Ich fands jedenfalls ganz lustig, dass die Erzieherinnen im Kiga mit den Kleinen auch eine japanisch gesungene Strophe von "O Tannenbaum" eingeübt hatten.

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    Mit was für Haarspaltereien
    die hohen Kirchenherren ihr Tagwerk zubringen, da greift man sich wirklich an den Kopf als interessierter Laie.
Mein Eindruck: man misst dem, was die Professionellen Theologen von sich geben, einen zu hohen Wert bei.

Das ist bei Pfarrern nicht anders als bei Ärzten oder Lehrern: auch die sondern nicht immer die reine und allein seeligmachende Wahrheit ab.

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Ich bin zwar kein Katholik und auch kein Protestant, aber da hat sich die kath. Kriche mal was vernünftiges einfallen lassen, denn als Christ bete ich nicht zu dem gleichen Gott wie z.B. die Moslems. Allah ist nicht gleich Jesus Christus.
Der Gott zu dem ich bete ist in Jesus zu den Menschen gekommen. Jesus ist für den Islam aber kein Gott sondern ein Prophet. Und ihn als Gottes Sohn, anzubeten, der für uns am Kreuz gestorben ist, für den Islam reine Blasphemie. Wo sind da denn die Gemeinsamkeiten.

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Ein tapferer Erklärungsversuch - vermutlich würde auch Kardinal Meisner ähnlich argumentieren.

Dennoch noch mal auf den Punkt: Das sieht doch so aus, als ob sich jede Kirche/Religionsgemeinschaft ihren Gott selbst definiert, oder?

Die monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam hätten dann drei ähnliche, aber für sich einzigartige Formen von Gott geschaffen. "Gottesbild" schreibt die Pressemitteilung.

Der Haken: in Exodus 20,4 heißt es, "Du sollst Dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist".

Das sagt doch allein schon genug: Gott ist einfach unbegreiflich. Und vermutlich gilt das auch für Päpste und Kardinäle.

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@varzil: Treffer, versenkt.

@risced: Ich denke nicht, dass es diese Unterschiede der Bekenntnisse restlos auslöscht oder das Deutungsmonopol der eigenen Religion auch nur im geringsten ankratzt, wenn auch ein paar türkische Kinder Adventslieder mitsingen oder wie bei uns im KiGa eine Strophe von "O Tannenbaum" auf japanisch ertönt oder ein paar konfessionslosse Kiddies beim Krippenspiel mitwirken.

Da ist ein paar kirchlichen Würdenträgern vor lauter Dogmatik das Augenmaß oder der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen.

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