Dienstag, 28. März 2006
Phishen mit Stephen King
Eigentlich guckt man ja gar nicht mehr hin, wenn da im Spam-Ordner E-Mails mit einer Absenderadresse einer Bank auftaucht.

Und wenn man dann doch mal so eine E-Mail anklickt, ist es natürlich Phish:
    (Quelle: Bild einer E-Mail aus dem Spam-Ordner des Autors)
Abgesehen davon, dass Raiffeisenbanken eingetragene Genossenschaften und keine Aktiengesellschaften sind: In der Mail-Übersicht sahen die E-Mails doch etwas anders aus: Spam Phish

Wie man sieht, kommt nach dem Betreff keine Anrede, sondern ein eigenartiger englischer Text. Bei genauerem Hinsehen erklärt sich dann, warum der Autor den Text oben nicht kopieren konnte: Der Text ist gar kein Text, sondern ein Bild mit dem Text.

Und der eigentliche Text der E-Mail, den man in der Übersicht nach der Betreffzeile ahnen konnte, ist "weiß auf weiß" geschrieben, sodass man ihn nicht sieht (oder erst, wenn man ihn markiert):
    DIE WICHTIGE INFORMATION
    Volksbanken Raiffeisenbanken AG Online banking
    <custsupport-83586873908800@vr-networld.de> an ... 24. Mrz. (Vor 4 Tagen)

    In a crazy way he was even having fun with it. counterclockwise arlington Paul vomited beside the chair with his eyes closed.

    And even supposing he could make it out to the road, what were his chances of flagging down a car? And if anyone on Earth's a Martian, it's Annie-fuckin-Wilkes. Why, he didn't even�� For a moment his thoughts broke off cleanly. He could hear her behind him. He always does. And he'd certainly remember the instructions�� instructions so queer any printer would remember them. and if her hands slipped up his legs as she climbed the stairs, she was going to grab, more than a handful of his skinny ass. adopt)

    (Quelle: wer's nicht glaubt: eine ähnliche E-Mail findet man bei www1.ietf.org/spam-archive)
Bevor man sich fragt, was das für ein Misttext ist: der Text scheint weitgehend von Stephen King zu stammen: "Misery", zu deutsch: "SIE".

Skurril, einen Text von Stephen King unlesbar in eine Phishing-E-Mail zu verpacken. Denn in "misery" geht es um einen Autor, der von einer Psychopathin in Abhängigkeit bebracht wird, damit er ihren Vorstellungen entsprechend eine Romanserie fortsetzt (Inhaltsangabe zu SIE).

Da gruselt es einen, wenn Phisher auf Stephen King zurückgreifen...

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zum Tod von Stanislaw Lem (+ 27.03.2006)
Meldungen über den Tod von prominenten Menschen nimmt man gemeinhin eher gleichmütig bis freundlich interessiert hin. Sobald die Menschen jedoch Einfluss auf das eigene Leben hatten, ändert sich das - Hans Clarin oder Hanns-Dieter Hüsch waren in letzter Zeit Beispiele dafür.

Gestern ist Stanislaw Lem, geboren am 12. 09.1921 in Lemberg, gestorben (Bild vom Kölner Stadtanzeiger). Er hat dem Autor seinerzeit die Welt der zeitgenössischen Science-Fiction eröffnet (nach Hans Dominik und Jules Verne), eine Welt, die ihm bis heute offen ist.

Und es dürfte kaum einen Science Fiction geben, dessen technologischen Hintergrund Lem nicht bereits durchdacht hat. "Summa technologiae" war so ein Werk, dass sich mit den möglichen Techniken/Technologien auseinandersetzte und sich auch beim Lesen nach 30 Jahren noch aktuell anfühlt.

Die früheren Romane, vor allem "Der Unbesiegbare" mit seinem Entwurf einer intelligenten toten Materie, waren es, die den Autor fesselten und veranlassten, die damals bei "rororo" erscheinenden Bücher vom knappen Taschengeld zu kaufen. Später wechselte Lem dann zu Suhrkamp und wurde damit deutlich teuerer, eine Zeitlang sogar unerschwinglich. Allerdings gab es an der Bonner Uni damals noch eine interessante Studenten-Bücherei, die nicht nur aktuelle Zeitschriften und Zeitungen, sondern auch einige Bücher von Lem in den Regalen hatte.

Spätere Werke ("Fiasko") beschäftigten sich auf eine hellsichtige Weise mit dem Wettrüsten verfeindeter Systeme - wohlgemerkt geschrieben von einem Autor "hinter" dem Eisernen Vorhang. Ein Umstand, der zur Faszination beitrug: auch in dem anderen System gab es Autoren, die ihre Skepsis gegenüber der bis in die 80er aktuellen Weltpolitik mitzuteilen wussten.

Nun ist er tot, gestorben im Alter von 84 Jahren.

Typisch für Lem erscheint ein Aufsatz in Telepolis aus dem Jahr 2000:
    Kann man ohne Computer noch glücklich sein?
    ...
    Ich gestehe, dass ich mich unter dem Druck der mir überzeugender erscheinenden Fakten und Tendenzen computerisiert habe und mir ein Fax und ein Modem zugelegt habe.
    ...
    Lassen wir letztendlich die Worte von Brigitte Bardot zu, die sagte: "Bei Computern ist unsympathisch, dass sie nur ja oder nein sagen können, aber sie können nicht 'vielleicht' sagen". Die Zeit geht aber unerbittlich weiter, und der Augenblick, in dem die Worte von Frau Bardot den Nachgeschmack eines besonnenen Aphorismus hatten, ist bereits vergangen. Computer, die Betriebsprogramme haben, die auf Wahrscheinlichkeitsrechnung gründen, gibt es bereits, aber ein Computer, der seinen Benutzer ausschließlich mit Probabilitätsaussagen versorgt, wird kaum jemanden glücklich machen.

    (Quelle: Stanislaw Lem in Telepolis)

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