"Unterschicht"
"Unterschicht" soll man ja nicht mehr sagen. Das soll gestern der Bundestag gesagt haben. Am vergangenen Mittwoch hörte es jedenfalls der Autor so von Herrn Pofalla bei "hart - aber fair".
Was im Bundestag gesagt worden ist, ist nicht klar. Das
Protokoll vom 19.10.2006 ist jedenfalls unergiebig. Eigentlich es ja einen schon interessieren, wie der Bundestag das Wort "utnerschicht" tabuisiert, ohne das Wort "Unterschicht" zu verwenden und damit gegen seinen eigenen Grundsatz zu verstoßen.
Ärgerlich an der laufenden Diskussion um Unterschichten: Armut, Dummheit und Dreistheit werden durcheinander verwuchselt und verschwurbelt, bis niemand mehr recht durchblickt.
"ZP 5 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN:
Neue Armut in Deutschland - Die aktuelle Diskussion um sogenannte Unterschichten"
(Quelle: Plenarprotokoll 19.10.2006)
Eine persönliche Klarstellung einiger Worte:
- Armut
Arm ist, wer sich um sein tägliches Brot Sorgen machen muss, eventuell dazu auch noch um ein Dach überm Kopf.
- Dumm
ist, wer es nicht besser weiß und vor allem nicht besser wissen will: Armut und Dummheit haben nichts miteinander zu tun.
- Dreist
ist, wer ohne Rücksicht auf seine Nachbarn lebt, gemeinsames (öffentliches) Eigentum wie Fahrstühle, Bus und Bahn, zerstört oder beschmutzt etc.
- Faul
ist, wer etwas nicht tut, obwohl er etwas tun könnte und tun müsste.
Zur Unterschicht gehört dann der Teil der Bevölkerung, auf den die Summe der Beschreibungen "faul", "dumm" und "dreist" passt:
Oder wem das zu abstrakt ist:
Zur Unterschicht gehört, wer
- in Aufzüge pinkelt,
- den Müll aus dem Fenster wirft,
- sich - bei voller Gesundheit - seinen Unterhalt staatlich subventionieren lässt,
- Fernsehsendungen wie z.B. zum Thema "Hilfe, meine Mutter hat mich vergewaltigt" ansieht.
- kein Klingelschild hat
Ist das denn alles so schwer? Warum meinen Politiker wie Herr Pofalla eigentlich, man sollte Worte vermeiden, die jeder versteht? Vielleicht, weil man dann verstanden wird?
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