Donnerstag, 17. November 2016
Kindheitserinnerungen die zweite: Pumuckl != Fizzibitz
Vor vielen Jahren und Tagen wurde anlässlich des Todes von Hans Clarin hier nahegelegt, dass der Kobold Pumuckl und der Kobold "Fizzibitz" identisch seien.

Sind sie nicht:
..Für diejenigen, die nicht wissen, wer Fizzibitz ist: Der Bayerische Rundfunk produzierte ab 1962 die erfolgreiche Serie "Meister Eder und sein Pumuckl". In der Kinderredaktion des Westdeutschen Rundfunks wußten die Geschichten auch sehr zu gefallen, allerdings empfand man die Hörspiele als "zu bayerisch" um sie auch im WDR zu senden. Deshalb adaptierten die Redakteurinnen Els Vordemberge und Ingeborg Oehme-Tröndle sowie Regisseur Fritz Peter Vary die Geschichten von Ellis Kaut und kreierten daraus 1963 den rheinischen Fizzibitz. Nachdem der Pumuckl aber Ende der 70er Jahre auf LP seinen Siegeszug auch außerhalb Bayerns begann, geriet Fizzibitz schnell in Vergessenheit.

(Quelle: Florian Mattes)
Sprecher des Fizzibitz war laut www.pumucklhomepage.de auch nicht Hans Clarin, sondern "Hans Georg Gregor" - offenbar deutlich weniger spektakulär. Kindheitserinnerungen vergolden offenbar die Vergangenheit.

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Donnerstag, 10. November 2016
das zusammengebastelte Wahlsystem:
Nun hat Donald Trump die Wahl zum 45. Präsidenten der USA gewonnen. Das mag man mögen oder auch nicht. Trump hat lange Zeit behauptet, dass das amerikanische (Wahl-)system "rigged" sei. Leo.org übersetzt das mit "aufgetakelt", "zurechtgebastelt".

Nach meinem Eindruck war in den deutschen Medien der Eindruck vorherrschend, dass Trump die Wahl für verfälscht halte. "Rigged" scheint hingegen etwas anderes anzudeuten. Das wird deutlich, wenn beispielsweise Wyoming mit knapp 600.000 Einwohnern drei Wahlmänner, also pro 200.000 Einwohner einen Wahlmann, zur Präsidentenwahl bestimmt, Kalifornien hingen mit 37 Millionen nur 55 Wahlmänner, also 670.000 Einwohner pro Wahlmann. Geht es nach "one man, one vote", hat man da sich tatsächlich etwas zusammengebastelt. Denn ein Wähler in Wyoming hat den dreifachen Einfluss auf den Wahlausgang im Vergleich zu einem kalifornischen Wähler.
Da jeder Bundesstaat genau zwei Vertreter im Senat und mindestens einen Vertreter im Repräsentantenhaus hat, stellen die bevölkerungsärmsten Staaten trotzdem drei Wahlmänner.

Auch ein Kandidat, dem es gelänge, nur die Wahlmännerstimmen der elf bevölkerungsreichsten Bundesstaaten auf sich zu vereinen, würde so Präsident. Zwar haben diese Staaten zusammen mehr als 56 % der Wahlberechtigten der USA, da aber in jedem dieser Staaten etwas mehr als die Hälfte der Wählerstimmen ausreicht, um alle Wahlmännerstimmen zu erhalten, genügen schon weniger als 29 % der Wählerstimmen, um den Präsidenten zu wählen. Erhält ein Kandidat von den 40 Staaten mit dem größten Stimmengewicht jeweils mehr als die Hälfte der Wählerstimmen (zur Vereinfachung 100 % in Maine und Nebraska), genügen auch weniger als 23 % der Wählerstimmen.
(Quelle: Wikipedia)
Ähnlich wie im Bundesrat (Bremen, Hamburg, Saarland) haben offenbar in den USA die "kleinen" Staaten ein vergleichsweise stärkeres Gewicht, so eine Art "Minderheitenschutz".
Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament (Europawahl) ist der Grundsatz der Wahlgleichheit nicht gewahrt, da den einzelnen Länder (unabhängig von der Wahlbeteiligung) eine feste Zahl an Sitzen zugeordnet ist, die kleine Länder stark überrepräsentiert (z.B. pro Abgeordneter in Deutschland 800.000 Bürger, in Malta 70.000 Bürger)
(Quelle: Wikipedia: Wahlgleichheit)
Und noch ein weiterer Systemfehler bestätigt die Feststellung, dass (nicht nur) das amerikanische Wahlsystem zurechtgebastelte Komponenten hat: Man schneidet die Wahlkreise so zu, dass ein politisch erwünschtes Ergebnis bei der Wahl wahrscheinlich wird. Das Englische hat dafür sogar einen eigenen Begriff des "Gerrymandering" geschaffen, benannt nach einem amerikanischen Vizepräsidenten Gerry im 19. Jahrhundert, dessen Wahlkreis in Massachusetts nach einer Neuordnung die Form eines Salamanders hatte.

Das "Zurechtbasteln" am Wahlsystem hat also Methode und eine gewisse Tradition, und die Behauptung von Donald Trump, die Wahl sei "rigged", stimmt, wenn auch vermutlich nicht in dem Sinn, wie die Trump-Unterstützer das meinen ("Wahlbetrug").

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Montag, 31. Oktober 2016
Zeit und "SAP-Zeit"
Zeit ist ja nicht erst seit Einstein etwas sehr Relatives. Kurzfassung: Je schneller ich mich bewege, desto langsamer vergeht die Zeit, jedenfalls im Vergleich zu Zeitmess-System in unbewegtem Zustand...

Auch die Abbildung von Zeit auf digitaler Ebene hat ihre Tücken, zuletzt spuckte die Jahrtausendwende etlichen Admins in die Suppe.

Irgendwann gegen 2038 wird die Anzahl der seit dem 1. Januar 1970 vergangenen Sekunden so groß, dass sie auf 32-bittiger Software einen Fehler verursachen kann.
Die Unixzeit zählt die seit dem 1. Januar 1970 abgelaufene Zeit in Sekunden.[1] Am Dienstag, den 19. Januar 2038 um 03:14:08 Uhr UTC wird die Anzahl der vergangenen Sekunden die Kapazität einer vorzeichenbehafteten 32-Bit-Ganzzahl (maximal 2.147.483.647, 231−1) überschreiten.[2] Das signifikanteste Bit (MSB) wird laut Konvention dazu verwendet, positive und negative Zahlen zu unterscheiden (Vorzeichen im Zweierkomplement), sodass die Zählung bei einer Überschreitung des Wertes 2.147.483.647 (binär 01111111111111111111111111111111) in den negativen Bereich springt (z. B. −2.147.483.648 binär 10000000000000000000000000000000). Das führt bei einer ungenügend implementierten Konvertierung von Unixtime zu Datum und Uhrzeit ungewollt zu einem Wert, der vor Beginn der POSIX-Epoche (1. Januar 1970) liegt.
(Quelle: Jahr- 2038-Problem bei Wikipedia)
Vergleichsweise harmlos dagegen sind die Folgen der Winter- und Sommerzeitumstellung. Die meisten Systeme können es automatisch. Die meisten Menschen bleiben einfach im Herbst eine Stunde länger im Bett und schlafen im Frühjahr dafür eine Stunde weniger. Manche jammern jetzt laut darüber - und die armen Kühe, deren biologische Uhr sich anscheinend nicht automatisch umstellt.

Merkwürdig allerdings, dass knapp 40 Jahre nach Einführung der Sommerzeit einer der führenden Softwarehersteller (SAP) immer noch ein Problem mit der Umstellung hat:
Like all the software that deal with local time will be confused when the computer clock traverses twice
through the same points in time, SAP system is no exception. With many delivered SAP systems, the "system time", that is, "wall clock time", accessible via SY-UZEIT, SY-DATUM, is used for control-relevant timestamps. With double hours this could lead to consistency problems. If, for example, timestamp1 is taken at point 2:30 summer time and timestamp2 is taken at point 2:15 winter time, the timestamp comparison timestamp1 > timestamp2
leads to an incorrect result. These inconsistent records are stored in the database, and cannot be solved by system reboot ...
(Quelle: Zhi Lue in SAP White Paper am 24.01.2012
Seine Empfehlungen:
There are three ways to deal with Daylight Saving Time:

A Two hour downtime method: Completely avoid running SAP system during this double hour.
B One hour downtime method: See Note 102088
C Zero downtime method: Use the default “stretched time”.
(Quelle: Zhi Lue in SAP White Paper am 24.01.2012)
"Streched time" bringt einen zur Ausgangsthese "Zeit ist relativ" zurück.

Die beiden anderen Empfehlungen "downtime" wirken im Jahr 2016 zumindest seltsam. Merkwürdig, dass es billiger ist, die SAP-Admins eine Nachtschicht machen zu lassen als da eine gescheite Zeitumstellungssoftware zu schreiben.

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