Auftragsforschung - war mal was Sinnvolles, damit die "weltfremden" Forscher an den Unis mit den Problemen der Praxis (Wirtschaft) in Berührung kamen. Das geht aber auch ganz anders:
"10.000 Dollar hat das als konservativ bekannte US-Institut American Enterprise Institute (AEI) denjenigen versprochen, deren Untersuchungen die Ergebnisse der aktuellen UN-Studie zum Klimawandel widerlegen oder zumindest in Zweifel ziehen, wie der «Guardian» berichtet. Reisekosten und Spesen exklusive.
Besonders pikant: Das AEI erhält sein Geld unter anderem von großen Öl-Konzernen. Laut dem Bericht zahlte Exxon-Mobil mehr als 1,6 Millionen Dollar. Zudem gilt das US-Institut als deutlich US-Präsident George W. Bush nahestehend. Laut dem «Guardian» arbeiteten fast zwei Dutzend AEI-Angestellte früher als Berater der Bush-Regierung - die weltweit für ihre distanzierte Haltung gegenüber dem Schutz des Klimas bekannt ist.
(Quelle: Netzeitung)
Wer lieber dem
"The Guardian" glaubt als der
"Netzeitung", lese
hier. Da gibt es auch das nette Eisbär-Foto...
Und wer wird jetzt noch glauben, was das AEI über Klima schreibt? Reputation gewinnt man so jedenfalls nicht.
Varzil stellt Waffengleichheit fest: Gut, dass nicht nur die
500 Wissenschaftler im UN-Klimarat sich "dumm" anstellen...
Da melden die Nachrichten um Mitternacht, dass infolge des Abschmelzens des Polareises der Meeresspiegel um x cm steige.
Man hält das für eine Folge der Müdigkeit (oder hat auch nicht richtig hingehört): Nach einem kurzen Aufschrecken verschiebt man das weitere Nachdenken auf den Morgen danach. Denn das Polareis ist (mit Ausnahme von Grönlandgletschern) Eis, das schwimmt. Und um schwimmen zu können, verdrängt es Wasser.
"...Ein Körper schwimmt, dass heißt er verbleibt auf der Oberfläche einer Flüssigkeit, falls er soviel von ihrer Masse verdrängt, wie er selbst wiegt. ..."
(Quelle: Wikipedia zum Schwimmen)
Vom Prinzip her müsste das also ein Null-Summen-Spiel sein. Das Eis, das schmilzt, wird zu Wasser und ersetzt damit exakt das vorher von ihm verdrängte Wasser. Ein Steigen des Meeresspiegels könnte allenfalls dann durch die Erwärmung des Wassers und die mit der Erwärmung verbundene (eher minimale) Ausdehnung zu Stande kommen. Also eigentlich kein Grund dafür, dass schmelzendes Polareis den Meeresspiegel erhöhen könnte.
Meint man.
Am nächsten Morgen steht es allerdings auch in der Zeitung:
"Das Abschmelzen von Gletschern und Polareis ließ den Meeresspiegel um die Jahrtausendwende herum um 0,77 Millimeter pro Jahr anwachsen...."
(Quelle: sueddeutsche.de, Hervorhebung vom Autor)
Ok, da sind jetzt die Gletscher dabei. Die schwimmen natürlich nicht. Und deren Schmelzwasser lässt den Meeresspiegel steigen.
Aber das Polareis? Wie gesagt, das Polareis schwimmt. Und wenn es schmilzt, wird es zu Wasser. (Sorry, wenn das so banal klingt - es ist einfach banal; es geht allerdings auch wissenschaftlicher, dann klingt es zwar anders, aber bleibt im Kern banal:)
"...Eis hat bei 0 Grad eine Dichte von 0,9168 kg/l. Ein Eisberg von einer Tonne Masse hat somit (idealisiert) ein Volumen von 1090,75 Litern. In der Arktis (Salinität=30) schauen deshalb 114,2 Liter, entsprechend 10,47%, aus dem Wasser. In der Antarktis (Salinität=34) sind es 117,3 Liter, entsprechend 10,76 %. ..."
(Quelle: wikipedia zu Eis)
...
Wasser hat unter Normaldruck seine größte Dichte von 1000 Kilogramm pro Kubikmeter bei 3,98 °C und zeigt damit eine Dichteanomalie. Diese besteht darin, dass sich Wasser unterhalb von 3,98 °C bei weiterer Temperaturverringerung, auch beim Wechsel zum festen Aggregatzustand, wieder ausdehnt, was man nur von wenigen Stoffen kennt.
(Quelle: Wikipedia Eigenschaften von Wasser)
Nochmals banal formuliert: Wasser hat seine größte Dichte bei 3,98° Celsius. Und als Feststoff (Eis) vergrößert sich das Volumen von Wasser um rund 9 - 10 %. Das lässt nicht nur Eis schwimmen, sondern verursacht auch Frostaufbrüche und verhindert, dass Seen und Meere von unten her zufrieren.
Und dann nach etwas mehr
Herumklicken "Recherchieren" dies:
"...Ein schmelzender Nordpol hätte zumindest für den Meeresspiegel nur verschwindend geringe Folgen (und als positive die Öffnung der Nordwestpassage für die Schifffahrt), da dieser komplett aus Eis besteht und Eis eine geringere Dichte als Wasser hat. Somit entspricht das Schmelzwasservolumen eines Eisberges genaue dem Volumen, mit dem er zuvor schwimmend im Wasser lag. ...
(Quelle: Wikipedia zu Folgen der globalen Erwärmung)
Ob das jemand mal dem Autor des
Süddeutsche-Artikels oben (Patrick Illinger) oder dem Presse-Menschen des UN-Klimarats weitersagt? Vielleicht fragt letzterer ja mal einen oder einen anderen von den 500 Wissenschaftlern, aus denen der UN-Klimarat besteht ...
Und es ist nicht nur die Süddeutsche. Auch andere Zeitungen stellen ausdrücklich oder zumindest dem Kontext nach das Abschmelzen "des Eises am Nordpol" (
Kölner Stadtanzeiger) in einen Zusammenhang mit der Erhöhung des Meeresspiegels:
"Dann [= Abschmelzen des Grönlandeises] sei zu erwarten, dass der Meeresspiegel um bis zu sieben Meter ansteigt.
...
Vor allem in der Arktis, wo sich die Lufttemperatur in den zurückliegenden hundert Jahren verdoppelt haben soll, wird mit weiteren großen Packeisverlusten gerechnet. ...
(Quelle: faz.net)
Ob es hilft, wenn die Presse-Leute die Wissenschaftler fragen würden?
... "The last time the polar regions were significantly warmer than present for an extended period (about 125,000 years ago), reductions in polar ice volume led to 4 to 6 metres of sea level rise. ...
(Quelle: S. 8 Summary for Policymakers "Climate Change 2007: The Physical Science Basis" - pdf-Dokument, 21 Seiten)
Viel besser klingt das, was die 500 Wissenschaftler da schreiben, auch nicht. Also ist man doch wieder auf das eigene Nachdenken angewiesen. Schade. Von einer "Summary for Policymakers", geschrieben von Wissenschaftlern für Politiker, sollte man doch etwas mehr Differenzierungsvermögen und Darstellungsklarheit erwarten.
Eigentlich ist das Thema "globale Erwärmung" nämlich ein wichtiges Thema. Und die globale Erwärmung hat sicherlich viele gravierende Auswirkungen, (bis hin zur Vervielfachung der Biergärten in Deutschland). Und jeder Eisbär wird bestätigen, dass das Schmelzen des Polareises für ihn lebensbedrohlich ist.
Eine Auswirkung hat das Schmelzen des Polareises allerdings mitnichten: es führt nicht zu einem Anstieg des Meeresspiegels.
Varzil meint, dass das Läuten von Alarmglocken am besten dann funktioniert, wenn die Gefahr glaubhaft ist und nicht mit Ungenauigkeiten und Fehlmeldungen vermischt wird.