Donnerstag, 23. Februar 2012
Zu schnell
Im September 2011 geisterten Meldungen über Neutrinos durch die Presse, die den Weg von CERN in Genf ins Gran Sasso Massiv in den Abruzzen mit Überlichtgeschwindigkeit zurückgelegt haben sollten.

Dieser Erfolg der europäischen Teilchenforschung veranlasste die italienische Bildungsministerin Mariastella Gelmini sogar dazu, von einen Tunnel zwischen Gran Sasso und CERN mit einer Länge von 700 km zu schwärmen (Tagesspiegel).

Das wäre eine echte Sensation gewesen, zum einen natürlich ein Tunnel mit 700 km Länge, zum andern aber auch die Durchbrechung des Tempolimits "Lichtgeschwindigkeit".

Ziemlich schnell wurde allerdings klar, dass es den Tunnel nicht gibt. Vier bis fünf Monate später ist wohl auch die wissenschaftliche "Sensation" auf ganz normale irdische Phänomene reduziert:
...Die Wissenschaftler hatten im September 2011 Messergebnisse öffentlich gemacht, nach denen Neutrinos aus dem Beschleuniger CERN bei Genf 60 Nanosekunden früher in Gran Sasso eintrafen, als sie mit Lichtgeschwindigkeit für die Strecke gebraucht hätten.
Unter Berufung auf Quellen im Umfeld der beteiligten Wissenschaftler berichtete "Science" bereits gestern, die Ursache des Fehlers sei ein Glasfaserkabel, das einen Computer mit einem GPS-Gerät verbindet. Dieser Teil der Anlage wird für die korrekte Erfassung der Ankunftszeit der Neutrinos benötigt. Nachdem diese Verbindung überprüft worden war, stellten die Forscher fest, dass die Daten 60 Nanosekunden weniger für die Strecke durch das Kabel brauchten als erwartet – demnach könnte dieser Fehler die ursprünglichen Messergebnisse vollständig erklären.
(Quelle: Spektrum der Wissenschaft)
"Tunnel" und "überlichtgeschwindigkeitsschnelle Neutrinos" - beides also höchstwahrscheinlich Irrtümer.

Errare humanum est.

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