Mittwoch, 15. März 2006
Demographisches (die fünfte)
Das Thema "Kinderlosigkeit" ist hier schon wiederholt (am 31.1.2005, 3.5.2005, 4.5.2005 und am 8.6.2005) thematisiert worden.

Entscheidendes hat sich in der Diskussion nicht getan. Aber es hat sich wieder einmal jemand zu Wort gemeldet - und alle Medien (Süddeutsche in der Paperausgabe, aber auch Spiegel-online u.v.a. mit Bezahl-Content) drucken es:
    "Geburtenrate so niedrig wie seit 1945 nicht mehr"
    (Quelle:Netzeitung, dankenswerter Weise mit dauerhaft funktionierenden Links und ohne Abkassiersperre)
Dabei hat das Bundesamt für Statistik die Geburtenzahlen für 2005 noch gar nicht veröffentlicht. Deren Webseite verlinkt eine Excel-Tabelle mit den Geburtenzahlen bis 2004.

BILD weiß mehr. Die Bildzeitung hat derweil wieder das Menetekel "Die Deutschen sterben aus" an die Wand geschrieben. Wie auch immer sie das ausgerechnet haben: wenn im Jahr 2004 noch 700.00 und derzeit vielleicht nur noch 600.000 Babies pro Jahr geboren werden, sind das immer noch eine ganze Menge.

Derweil hält Don Alphonso in einem sehr persönlich gehaltenen Beitrag eine lesenswerte Philippika gegen die Bevölkerungsrückgangsjammerer.

Und wo er Recht hat, hat er Recht. Es kann keine Pflicht, auch keine moralische Pflicht, geben, sich zu vermehren. Die persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen verdient Respekt. Was nicht hindert, dass man sich, a la Harald Schmidt in einem Zeitinterview, über einzelne Gründe für die Kinderlosigkeit nur amüsieren kann.

Denn es bleibt das eine Problem: irgendwer wird zahlen müssen. Ohne Kinder wird es nicht gehen.
Nachtrag 20:20
Bildblog.de hat die RechenSchätzkünste von Bild überprüft ...

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Und selbst wenns stimmen würde,
könnte ich tot umfallen vor Gleichgültigkeit. Natürlich haben Sie recht, dass irgendjemand für die demographische Delle in den Sozialsystemen zahlen muss. Ich kann Ihnen auch schon verraten, wer das sein wird - nämlich diejenigen, die immer zahlen müssen: Erika Mustermann und Otto Normalverbraucher...

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"Tot-Umfallen" ist eine Lösung, wenn auch nur sehr mikro-ökonomisch betrachtet. Aus meiner individueller Perspektive wäre das allerdings nicht die Lösung, die ich für mich bevorzugen würde. ...

Makroökonomisch gesehen:
Wenn die Gesamtsituation stimmt, (wenn Kinder in erster Linie eine Bereicherung und nicht lediglich als Belastung und Kostenfaktor gewertet werden) d.h. auch, dass das berufliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld Eltern unterstützt und nicht behindert, gibt es auch wieder mehr Kinder.

Die derzeitige Situation entspricht dem leider nur in Ausnahmefällen. Bezeichnend für die allgemeine Stimmung sind doch eher die Beispiele, die Sie auch schon bei wasweißich gelesen und kommentiert haben.

Hier in meinem beruflichen Umfeld gibt es beispielsweise nur wenig Akademikerinnen mit Kinder, und die Frauen in Leitungspositionen haben alle keine Kinder ...

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Das ist sehr zu bedauern,
und macht mir wieder einmal klar, dass es einen entscheidenden Unterschied macht, wie der Arbeitgeber mit diesem Thema umgeht. Die Firma, in der meine Frau beschäftigt ist, bietet wirklich sehr gute Rahmenbedingungen gerade auch für gut ausgebildete Frauen. In der firmeneigenen Kita tummeln sich die Kiddies von Senior Managerinnen und Vorstandsassistentinnen genauso wie die von Sachbearbeiterinnen und einfachen Angestellten. Bei der Eröffnung dieser Kita sagte der Vorstandsvorsitzende, dass die Firma mit ihrem Engagement für die Mütter auch durchaus eigennützig handle, schließlich habe man auch viel in die Qualifikation dieser Mitarbeiterinnen investiert. Von daher liege es im Eigeninteresse des Unternehmens, dieses Know-how und diese Kompetenzen nicht einfach ziehen zu lassen, sondern den Frauen eine weitergehende Perspektive zu bieten.

Ich weiß nicht, ob es nur an unserer Wahrnehmung liegt, weil wir jetzt auch mehr Eltern kennenlernen in der Firma, aber irgendwie kommt es uns schon so vor, dass diese Politik sowas wie einen kleinen Babyboom bei den Mitarbeiterinnen ausgelöst hat. Einige der Mütter, die mit uns ihr erstes Kind in die Kita brachten, haben bereits das zweite in der Mache. Es gibt also schon positive Beispiele.

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Nachgezählt
Das klingt ja erfreulich. Ich hab hier derweil mal nachgezählt.

Bei rund 230 Arbeitsplätzen sind hier 2/3, d.h. also rund 150 weiblich. Ca. 30 Frauen arbeiten in Positionen, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium voraussetzen. Von den 30 Frauen haben 5 Frauen meines Wissens insgesamt 7 Kinder ...

Bei den Nichtakademikerinnen ist der Anteil von Frauen mit Kindern deutlich höher, die Zahl der Frauen ohne Kinder überwiegt nach meiner Einschätzung aber auch da.

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