Donnerstag, 6. April 2006
Ägypten - eine Freundschaft
In den Geschichten von dem Ägypter, der beinahe einen Mann heiratete, klingt beim ersten Lesen meist etwas Häme mit. Dabei geht es auch ganz ohne, wie der Spiegel-online-Artikel von Ralf Hoppe zeigt. Wenn man die Beschreibung der polizeilichen Vernehmung weglässt, ist es eigentlich eine schöne Geschichte:
    [Beschreibung der polizeilichen Vernehmung]...
    Tamir und Muna lernten sich vor drei Jahren kennen. Muna arbeitete damals in einer Papierfabrik, als ungelernte Hilfskraft. Aber Tamir verschaffte ihr einen besseren Job, er kannte jemanden in einer Manufaktur für Damenhandtaschen. Als Muna fragte, wie sie ihre Dankbarkeit zeigen könne, sagte Tamir: Indem du mit mir spazieren gehst.

    Und so fuhren sie mit dem Bus zu einem Park und gingen spazieren. Immer öfter trafen sie sich, nur donnerstags nicht, da spielte Tamir Fußball. Wenn sie spazieren gingen, rezitierte Tamir Liebesgedichte, manchmal sangen sie Lieder, zweistimmig: "Weit von dir ist mein Leben eine Qual".

    Dann war Muna weg. Verschwunden. Urplötzlich. Sie kam nicht zur Arbeit, sie kam nicht mehr in den Park.

    Muna, in Wahrheit ein junger Mann namens Ahmed Abu Seid, 18 Jahre alt, war zum Arzt gegangen - aus Liebe zu Tamir. Er hatte im Behandlungszimmer gesessen, hatte dem Arzt gestanden, dass er sich als Frau fühle, schon immer sei es so gewesen, doch jetzt hätte er einen jungen Mann kennengelernt, den er liebe, und ob man ihn zur Frau machen könne?

    Der Arzt hörte sich Muna/Ahmeds Geschichte an, dann stand er auf, holte aus seinem Schrank einen Gummischlauch und drosch auf seinen Patienten ein, brüllte ihn an, und Muna/Ahmed heulte vor Schmerz und Demütigung und floh.

    Es gab also keine Rettung. Zwei Monate lang nach jenem Arztbesuch versteckte sich Ahmed vor der Welt, aber irgendwann hielt er es nicht mehr aus.

    Und er wurde wieder Muna, so trafen sie sich wieder.

    Tamirs Fragen wich Muna aus. Eines furchtbaren Tages würde Tamir alles erfahren, doch bis dahin war Zeit, jede einzelne Sekunde wollte Muna genießen.

    Drei Jahre lang schöpfte Tamir keinen Verdacht. Er hätte gern mal ihren Busen gesehen, doch Muna sagte nein, so eine sei sie nicht, Tamir liebte sie umso mehr. Muna machte manchmal dunkle Andeutungen, es gäbe ein Geheimnis in ihrem Leben - Tamir verstand kein Wort, aber hat nicht jeder ein Geheimnis? Ende November setzten sie einen Termin an für die Heirat. Sie gingen zu einem Laden, um Brautkleidung auszuleihen, fuhren zum Basar Chan al-Chalili, um eine goldene Kette zu kaufen, einen Ring, Ohrringe, Tamirs gesamte Ersparnisse 1300 Pfund (etwa 188 Euro) gingen dafür drauf. Nach der Geburtsurkunde - die Ahmed seiner kleinen Halbschwester gestohlen hatte - war Muna erst 13 Jahre alt, ein Computerfehler, erklärte sie Tamir. Na ja, kommt halt vor, dachte der.

    In den Wochen vor der Hochzeit war Muna oft zu Besuch bei Tamir; auch an jenem schrecklichen Tag, als die Frau kam. Ein Gerücht kursierte im Viertel, ein schreckliches Gerücht, und die Frau, eine Nachbarin, sagte, es sei ihre Pflicht vor Allah und den Menschen, die Familie zu warnen.

    Und sie erzählte.

    Muna wurde gerufen. Sie war bleich, willigte aber schließlich ein in die Untersuchung. Die älteren Frauen tasteten die Schwiegertochter in spe ab, griffen unter ihr Kleid, und plötzlich schrien sie auf, grell, durchdringend, jemand rannte los, um die Polizei zu holen.

    Ahmed kam in Untersuchungshaft. Anfang Mai soll der Prozess sein, Ahmed rechnet mit drei Monaten Gefängnis. Tamir, der betrogene Bräutigam, hat sich etwas erholt. Eines Tages, sagt er, wolle er Ahmed wiedersehen, er trägt ihm nichts nach, vielleicht können sie Freunde sein.

    (Quelle: SPIEGEL-online)
Ein erstaunliche Wendung ins Menschliche, "Freunde sein" käme einem bei der Vorgeschichte nicht so auf Anhieb in den Sinn, zumal wenn man den islamischen Kontext berücksichtigt.

Varzil vermutet, dass Tamir vielleicht gar nicht so arglos war, wie er vorgibt, sondern erst das Theater der Nachbarn ihn veranlasst hat, sich ahnungslos zu stellen.

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Varzil´s Vermutung ist unzutreffend.
Wer die Welt Asiens ueber laengere Zeit hinweg studieren konnte, wie ich in Bangkok, findet sich irgendwann im Kreise derer wieder, die eine echte Frau von einer unechten unterscheiden koennen.
An dieser Faehigkeit zeigt sich, ob man bloss zu Besuch ist oder das Land kennt.
Trifft man als Expat auf einen Touri und hoert ihn von Abenteuern und den Schoenheiten schwaermen, braucht man bloss zu fragen ob es " mit Licht an" oder "mit Licht aus" geschah.
Hoert man als Antwort:
"Sie wollte unbedingt Licht aus"
...bestellt man lieber noch zwei Bier und wechselt das Thema .....

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    "findet sich irgendwann im Kreise derer wieder, die eine echte Frau von einer unechten unterscheiden koennen"
Anhand des kleinen Unterschieds?

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Nein, Adamsapfel und andere Merkmale sind unkenntlich.
Es sind der Hauch Schoenheit zuviel, die um eine Nuance zu kraeftige Handknoechel, die kleinwenig als ueberzogen empfundene Weiblichkeit, das leicht extravagante Getue....
Fuer einen Betrachter (oder einfache Landeskinder) apriori garantiert nicht erkennbar !
Fuer tolljecke Gockel erst recht nicht!

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