Donnerstag, 8. Juni 2006
Über den Zorn
varzil, 20:54h
Da hat Kai Dieckmann eigentlich über eine der Todsünden predigen sollen:
Warum allerdings "Zorn" eine Todsünde sein soll, erschließt sich einem nicht auf Anhieb. Zum Thema "Zorn" liest man daher nach:
Streiten kann man tatsächlich darüber, ob Zorn nun eine gute (so Dieckmann, s.o.) oder eher schlechte Eigenschaft ist.
Vieles spricht dafür, dass Zorn ein eher schlechter Ratgeber ist. Das Ideal vieler Jahrhunderte, die emotionslose Beurteilung von Sachverhalten, ist Herrn Dieckmann aber offenbar ein Gräuel - ebenso wie die Schreibweise dieses Wortes.
Die Behauptung, dass "ohne Zorn ein bürgerliches Staatswesen nicht denkbar" sei, müsste allerdings erst einmal belegt werden. Dieckmann bleibt nach der Darstellung in der Süddeutschen dafür jeden Beleg schuldig - wer Platons "Politeia" auch nur in Ansätzen kennt, wird der Dieckmannschen These gegenüber skeptisch sein.
Ein guter Beleg, warum die These "wir brauchen mehr Zorn" nicht taugt, findet sich in dem o.a. Artikel selbst:
Aber dass Zorn bei der Rechtschreibreform hilft, scheint doch mehr als fragwürdig zu sein.
Varzil meint nach wie vor, dass weniger Emotionen bei dem Thema hilfreicher sein könnte.
- "...Wie auch sechs andere Prominente – unter ihnen Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, TV-Moderator Reinhold Beckmann und Unicef-Streiterin Heide Simonis – sollte Diekmann anlässlich einer Vortragsreihe über eine der sieben Todsünden sprechen.
Doch der Bild-Chef machte aus der Todsünde Zorn, über die er reden soll, kurzerhand eine Tugend.
...
Es geht ihm ums große Ganze. „Ohne Zorn“ , führte er aus, sei „ein bürgerliches Staatswesen nicht denkbar“. Leider müsse er beobachten, dass sich immer mehr Deutsche „in die innere Emigration“ verabschiedeten. Es fehle an zornigen Deutschen – außer den konservativen Intellektuellen Paul Kirchhof, Meinhard Miegel, Arnulf Baring, ein paar Kirchenleuten und einigen Unternehmern.
..."
(Quelle: Süddeutsche online)
Warum allerdings "Zorn" eine Todsünde sein soll, erschließt sich einem nicht auf Anhieb. Zum Thema "Zorn" liest man daher nach:
- Einerseits tritt er [Zorn] als heftiger Ärger, wutartiger Affekt als Jähzorn oder Zornesausbruch auf, der zu unkontrollierten Handlungen oder Worten führen kann. Der Zorn erscheint dann als Beherrscher des Menschen, der seinerseits seine Gefühlsregungen nicht mehr kontrolliert.
Andererseits tritt der Zorn auf als gerecht erscheinendes Zürnen auf (auch: als "Groll"): Bauernzorn, Bürgerzorn, Volkszorn, Wählerzorn; Götterzorn, Zorn Gottes, heiliger Zorn (siehe auch: Ingrimm).
Zorn ist immer gegen eine bestimmte Person oder Gruppe gerichtet, während die Wut nach allen Seiten explodieren kann. ..."
(Quelle: wikipedia)
- "...
- Superbia: Hochmut (Übermut, Hoffart, Eitelkeit, Stolz)
- Avaritia: Geiz (Habgier, Habsucht)
- Invidia: Neid (Missgunst, Eifersucht)
- Ira: Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)
- Luxuria: Wollust (Unkeuschheit)
- Gula: Völlerei (Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit)
- Acedia: Trägheit des Herzens / des Geistes (Überdruss)
Sünden entstehen nach der klassischen Theologie aus sieben schlechten Charaktereigenschaften:
..."
(Quelle: wikipedia)
Streiten kann man tatsächlich darüber, ob Zorn nun eine gute (so Dieckmann, s.o.) oder eher schlechte Eigenschaft ist.
Vieles spricht dafür, dass Zorn ein eher schlechter Ratgeber ist. Das Ideal vieler Jahrhunderte, die emotionslose Beurteilung von Sachverhalten, ist Herrn Dieckmann aber offenbar ein Gräuel - ebenso wie die Schreibweise dieses Wortes.
Die Behauptung, dass "ohne Zorn ein bürgerliches Staatswesen nicht denkbar" sei, müsste allerdings erst einmal belegt werden. Dieckmann bleibt nach der Darstellung in der Süddeutschen dafür jeden Beleg schuldig - wer Platons "Politeia" auch nur in Ansätzen kennt, wird der Dieckmannschen These gegenüber skeptisch sein.
Ein guter Beleg, warum die These "wir brauchen mehr Zorn" nicht taugt, findet sich in dem o.a. Artikel selbst:
- "... Zum Ende meldete sich eine ältere Dame: Sie sei „sehr zornig auf den Springer-Konzern“, da der beim Kampf gegen die Rechtschreibreform eingeknickt sei. Dabei habe sie sich so gefreut, als in Bild gegen die „Schlechtschreibreform“ polemisiert wurde und der Redaktion geschrieben. Diekmann stockte kurz. Dann sagte er: „Die Deutschen haben uns bei dem Thema allein gelassen. ...“
(Quelle: Süddeutsche online)
Aber dass Zorn bei der Rechtschreibreform hilft, scheint doch mehr als fragwürdig zu sein.
Varzil meint nach wie vor, dass weniger Emotionen bei dem Thema hilfreicher sein könnte.
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