Donnerstag, 22. Februar 2007
Familien-Bild
varzil, 17:35h
Schon erstaunlich, was das Gruppenbild dreier alter Herren mit Dame da oben, nämlich Bischof Walter Mixa (Bild von Spiegel-online), Innenminister Jörg Schönbohm (Bild bei zdf.de), Ministerpräsident Edmund Stoiber (Bild bei www.csu.de) und Frau Staatsministerin Christa Stewens (Bild bei Staatsministerium Bayern) zu einem eigentlich ganz vernünftigen Vorschlag der Frau da unten rechts alles zu meinen glauben:
"Der Augsburger Bischof Walter Mixa macht Front gegen die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zum Ausbau der Kleinkindbetreuung. Sie seien "schädlich für Kinder und Familien und einseitig auf eine aktive Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern fixiert", kritisierte Mixa am Donnerstag in Augsburg.
Die Doppelverdiener-Ehe werde von der Ministerin geradezu zum "ideologischen Fetisch" erhoben, bemängelte der Bischof. Wer aber mit staatlicher Förderung Mütter dazu verleite, ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur "Gebärmaschine". Es sei ein "gesellschaftspolitischer Skandal", dass das Ministerium zur Finanzierung neuer Betreuungseinrichtungen andere Familienleistungen kürzen wolle...."
(Quelle: eine ganz Menge, lt. Google z. Zt. 18 ähnliche, hier aus dem Fuldainfo)
Die Doppelverdiener-Ehe werde von der Ministerin geradezu zum "ideologischen Fetisch" erhoben, bemängelte der Bischof. Wer aber mit staatlicher Förderung Mütter dazu verleite, ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur "Gebärmaschine". Es sei ein "gesellschaftspolitischer Skandal", dass das Ministerium zur Finanzierung neuer Betreuungseinrichtungen andere Familienleistungen kürzen wolle...."
(Quelle: eine ganz Menge, lt. Google z. Zt. 18 ähnliche, hier aus dem Fuldainfo)
Und wer es nicht glaubt, was da beispielsweise der Bischof von sich gibt, lese mehr bei www.bistum-augsburg.de:
"Als „schädlich für Kinder und Familien und einseitig auf eine aktive Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern fixiert“, hat der Bischof von Augsburg, Dr. Walter Mixa, Pläne von Familienministerin von der Leyen kritisiert, die Zahl der in Krippen und von Tagesmüttern fremdbetreuten Kleinkindern durch den massiven Ausbau von Kindertagesstätten bis zum Jahr 2013 von derzeit 250.000 auf 750.000 zu erhöhen.
Als einen „gesellschaftspolitischen Skandal“ bezeichnete der Bischof in diesem Zusammenhang Planungen des Familienministeriums, zur Finanzierung neuer Kinderbetreuungseinrichtungen andere Familienleistungen zu kürzen.
„Die Familienpolitik von Frau von der Leyen dient nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie sondern ist vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren“, sagte Mixa anlässlich einer Audienz für den Vorstand des Familienbundes der Katholiken seiner Diözese. Die Denkmuster des Familienministeriums erinnerten in beklemmender Weise an die Ideologie der staatlichen Fremdbetreuung von Kindern in der untergegangenen DDR. Die ehemalige DDR habe die höchste Dichte an Kindertagesstätten und zugleich die niedrigste Geburtenrate in Europa aufgewiesen.
[usw.] ..."
(Quelle: Bistum Augsburg)
Als einen „gesellschaftspolitischen Skandal“ bezeichnete der Bischof in diesem Zusammenhang Planungen des Familienministeriums, zur Finanzierung neuer Kinderbetreuungseinrichtungen andere Familienleistungen zu kürzen.
„Die Familienpolitik von Frau von der Leyen dient nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie sondern ist vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren“, sagte Mixa anlässlich einer Audienz für den Vorstand des Familienbundes der Katholiken seiner Diözese. Die Denkmuster des Familienministeriums erinnerten in beklemmender Weise an die Ideologie der staatlichen Fremdbetreuung von Kindern in der untergegangenen DDR. Die ehemalige DDR habe die höchste Dichte an Kindertagesstätten und zugleich die niedrigste Geburtenrate in Europa aufgewiesen.
[usw.] ..."
(Quelle: Bistum Augsburg)
Das kann man ja mal meinen. Art. 5 GG gibt einem jedem das Recht dazu, zu meinen, was man will. Meinungsfreiheit halt eben. Man darf sogar grundrechtlich geschützt Unsinn meinen. Auch im Verbund. Spiegel-online stellt den Zusammenhang der drei Herren und der einzelnen Dame da oben her:
... Damit gehen die Angriffe auf von der Leyen weiter. Kritik an ihrem familienpolitischen Konzept kam bisher vor allem aus der bayerischen CSU. Bayerns Familienministerin Christa Stewens hatte von der Leyen gewarnt, die staatliche Kinderbetreuung dürfe nicht ausgespielt werden gegen die Erziehung innerhalb der Familie. CSU-Parteichef Edmund Stoiber sagte, der Vorschlag von der Leyens laufe Gefahr, den Familienbegriff zu verengen. Es gebe zahlreiche Eheleute, bei denen einer von beiden bewusst zu Hause bleibe, um sich vorwiegend den Kindern zu widmen. Diese Paare dürften nicht schlechter gestellt werden.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm hatte der Familienministerin ein "antiquiertes Männerbild" vorgeworfen. Von der Leyen wolle der Bevölkerung ein bestimmtes Familienbild vorschreiben und verbreite selbst ein "antiquiertes Männerbild", sagte Schönbohm dem "Tagesspiegel".
(Quelle: Spiegel-online)
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm hatte der Familienministerin ein "antiquiertes Männerbild" vorgeworfen. Von der Leyen wolle der Bevölkerung ein bestimmtes Familienbild vorschreiben und verbreite selbst ein "antiquiertes Männerbild", sagte Schönbohm dem "Tagesspiegel".
(Quelle: Spiegel-online)
Frau Stewens (*1945) hat 6 Kinder, Herr Schönbohm (*1937) hat immerhin 3 Kinder, Herr Stoiber (*1941) auch. Ob Herr Mixa (ebenfalls *1941) Kinder hat, ist zumindest in der Wikipedia nicht dokumentiert. Allerdings hat er laut Wikipedia über "Das Werden der Person durch Glaube, Hoffnung und Liebe nach Martin Deutinger" promoviert. Rein theoretisch sollte er also auch wissen, wovon er spricht, wenn er von Familie spricht.
Die Erfahrungen von Frau von der Leyen (*1958) mit 7 Kindern sind da allerdings erheblich unmittelbarer und jünger (Bild bei zdf.de).
Die familienpraktischen Erfahrungen der zwei Herren sowie die familientheoretische Promotion des Herrn Mixa liegen hingegen schon einige Jahrzehnte zurück - die Kinder sind groß, die Promotion quasi vergessen. Und irgendwie spürt man das, wenn man folgendes in der Presseerklärung von Herrn Mixa liest:
"... Der Bischof setzte sich auch für eine erweiterte Anerkennung von eigenen Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung sowie für eine verbesserte finanzielle Unterstützung des Staates zugunsten alleinerziehender und sozial schwacher Mütter ein, die derzeit aus wirtschaftlichen Gründen zu externer Berufstätigkeit auch in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder gezwungen würden. „Dass in einer Wohlstandsgesellschaft junge Mütter ihre kleinen Kinder in staatliche Fremdbetreuung geben müssten, um selbst wirtschaftlich überleben zu können, ist das Gegenteil einer modernen und humanen Familienpolitik“, sagte Mixa. Für eine gesunde seelische und geistige Entwicklung bräuchten Kinder in den ersten drei Lebensjahren die dauernde Ansprache durch die Mutter und keine noch so qualifizierte Fremdbetreuung. Moderne Konzepte der Familienpolitik müssten deshalb zum Ziel haben, „die Vereinbarkeit von Kindererziehung und außerfamiliärer Berufstätigkeit nicht gleichzeitig, sondern nacheinander zu gewährleisten“.
(Quelle: wie oben Bistum Augsburg)
(Quelle: wie oben Bistum Augsburg)
Da hat der Bischof wohl etwas nicht wahrgenommen: Es gibt eine ganze Reihe von Frauen, die unter anderem deshalb nicht Mutter werden wollen, weil sie nicht drei Jahre (bzw. bei drei Kindern drei mal drei, bzw. bei 7 Kindern drei mal sieben Jahre) zu Hause bleiben WOLLEN.
Und nur weil die oben abgebildete Altherren-Riege diese Frauen gerne zu Hause und schwanger sähen, werden eben diese Frauen es sich nicht anders überlegen. Mit so schlappen Argumenten ("DDR", "antiquiertes Männerbild") kriegt man heute niemanden davon überzeugt, zu Hause zu bleiben und Baby-Arbeit zu machen.
Die Vorbildfunktion z.B. von Frau von der Leyen wirkt da ganz anders, auf jeden Fall echter.
Varzil hat den Eindruck, dass Herr Mixa sich nach dem Tod von Herrn Dyba ernsthaft um die Stelle eines spaßfremd herumpolemisierenden verknöcherten Bischofs bewerben will.
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frankh,
Dienstag, 27. Februar 2007, 13:48
Warum ...
... wird diese Debatte eigentlich so emotional geführt? Es klingt ja fast so, als ob alle Kinder in einer Kinderbetreuungstätte gebracht werden müssen. Dabei will Frau von der Leyen doch bloß das nachholen, was längst überflüssig ist.
Ich persönlich bin sowieso dafür, dass unsere Minister nicht mehr nach Parteibuch, sondern nach Fähigkeit ernannt werden sollten. Interessanterweise fallen mir spontan nur zwei ein, die ihren Job im Rahmen der Möglichkeiten wirklich gut mach(t)en. Und es sind Frauen: Frau von der Leyen und Frau Künast.
Ich persönlich bin sowieso dafür, dass unsere Minister nicht mehr nach Parteibuch, sondern nach Fähigkeit ernannt werden sollten. Interessanterweise fallen mir spontan nur zwei ein, die ihren Job im Rahmen der Möglichkeiten wirklich gut mach(t)en. Und es sind Frauen: Frau von der Leyen und Frau Künast.
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varzil,
Dienstag, 27. Februar 2007, 19:48
Warum so emotional?
Kinder sind nun einfach und vor allem auch eine emotionale Angelegenheit. Und insbesondere wer keine hat, sieht sich in der gegenwärtigen Diskussion häufig veranlasst, seine Entscheidung gegen Kinder zu verteidigen.
Ansonsten: es gibt tatsächlich nicht viele Politiker, von denen man den Eindruck hat, sie machen ihren Job gut. Frau von der Leyen gehört definitiv dazu.
Respekt habe ich allerdings auch vor der Gesundheitsministerin (Frau Schmidt), die eine verkorkste Reform durchboxen muss - das macht sie nicht schlecht. Auch wenn das Ergebnis nachdenklich macht: ist eine schlechte Reform nun besser oder schlechter als gar keine ...
Kinder sind nun einfach und vor allem auch eine emotionale Angelegenheit. Und insbesondere wer keine hat, sieht sich in der gegenwärtigen Diskussion häufig veranlasst, seine Entscheidung gegen Kinder zu verteidigen.
Ansonsten: es gibt tatsächlich nicht viele Politiker, von denen man den Eindruck hat, sie machen ihren Job gut. Frau von der Leyen gehört definitiv dazu.
Respekt habe ich allerdings auch vor der Gesundheitsministerin (Frau Schmidt), die eine verkorkste Reform durchboxen muss - das macht sie nicht schlecht. Auch wenn das Ergebnis nachdenklich macht: ist eine schlechte Reform nun besser oder schlechter als gar keine ...
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