Dienstag, 23. Mai 2006
Singen, Chor, Esten, Bär, Bonn und mehr
Ca. 2 - 3 % der deutschen Bevölkerung singen in zumindest einem Chor (weiß die wikipedia), in absoluten Zahlen heißt das:
    1,6 bis 2,4 Millionen Deutsche singen in einem Chor.
Zum Vergleich eine Zahl vom Fußball:
    "Alleine in Deutschland wird diese relativ einfache Sportart von 27.000 Fußballvereinen und darin weit über sechs Millionen Menschen ausgeübt...."
    (Quelle: wikipedia)
Im Vergleich zu den 6 Millionen deutschen Fußballspielenden sind die 2 Millionen deutschen Chorsingenden eher unauffällig. Und zumindest bei den Zuschauer-/Zuhörerzahlen ist die Relation für die Chorszene auch deutlich schlechter: Sind es über 11 Millionen Zuschauer bei 306 Bundesligaspielen (Quelle s.o.), fehlen vergleichbare Zahlen für Chorkonzerte. Es dürfte jedoch unwahrscheinlich sein, dass bei den 300 bestbesuchten Chorkonzerten in Deutschland mehr als 1 Million Zuhörer erscheinen. Wenn man allerdings die Million Weltjugendtagsbesucher auf dem Marienfeld zu den Chorkonzert-Hörern im weiteren Sinne rechnet, sieht die Relation doch etwas besser aus...

Anders als bei den Millionen Fliegen, die sich bekanntlich nicht irren können, können elf Millionen Menschen sehr wohl irren. Irren ist halt menschlich.

Wo wir gerade bei denm Irren sind: Die Fußball-WM beginnt am 9. Juni und ganz Deutschland tut so, als ob das Spiel "Deutschland Costa-Rica" von herausragender Bedeutung sei. Zumindest ähnlich Bedeutendes gibt es allerdings schon ab dem 28. Mai in Bonn: Das Programm ist ebenso vielfältig wie die Bonner Chorszene und fast so international wie die Fußball-WM. Es reicht von Renaissance bis Jazz, von Solo über a-capella bis hin zu großen Werken für Chor und Orchester, - auch eine Uraufführung einer zeitgenössischen Komposition ist dabei - und für den internationalen Touch, ohne den auch in Bonn nun einmal nichts läuft, sorgen diverse estnische Gäste.
    Exkurs zu Estland:
    Estland hat ca. 1,3 Millionen Einwohner - in Deutschland gibt es also mehr Chorsänger als es Esten gibt. Allerdings hat Estland mehr (ca. 800) Braunbären als Deutschland (zur Zeit vielleicht noch ca. 1, wenn der eine nicht gerade wieder über die Grenze nach Österreich entwischt ist.)
    Aus Gründen, die der Autor nicht nachvollziehen kann, ist Estland übrigens nicht bei der Fußball-WM dabei.
Ziemlich sicher dürfte sein, dass weder einer der 800 estnischen noch der eine deutsch/österreichische Bär nach CANTABOnn kommt.

Sicherlich erscheinen werden aber Und alle, die bei CANTABOnn auftreten, werden besser singen als beispielsweise die Deutsche Nationalelf von 1974. Versprochen!
    (Noch ein Exkurs:
    Singen Klinsmann und Co. dieses Jahr eigentlich gar nicht? Ist Fußball nicht mehr ihr Leben?)
Varzil meint, dass dies als Beispiel für einen misslungenen PR-Text ausreicht. Er rät dazu, den Gegenwert einer Karte für "Deutschland-Costa Rica", für den man sämliche Veranstaltungen von CANTABOnn besuchen könnte, zu sparen, ein Zehntel des gesparten Geldes beispielsweise in eine Konzertkarte für die Nacht der Poesie am 7.6. mit einer Reihe von Eichendorff-Vertonungen zu investieren - da gibt es nicht nur Lyrik und Musik, sondern auch etwas zu essen - und sich am 9.6. Costa Ricas Sieg über Deutschland im Fernsehen anzusehen.

Und eines ist sicher: In jedem Fall wird bei CANTABOnn besser gesungen als bei Costa Rica:Deutschland.

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