Mittwoch, 9. August 2006
Männer sind Schweine Wäschemuffel
"Männer sind Schweine" - singt es seit Jahren im Radio und hört man immer wieder, wenn Freundin A, frisch getrennt, Freundin B ihr Leid klagt. In wieweit diese Aussage haltbar ist, mag dem Urteil der Leserin oder des Lesers überlassen bleiben. In jedem Fall wird man mit der Aussage dem hierzulande heißgeliebten, weil meistgegessenen Säugetier nicht gerecht.

Ähnlich undifferenziert müffelt es derzeit durch Zeitungen und Zeitschriften mit der Überschrift: Einige andere Zeitungen von hervorragender Bedeutung hatten offenbar auch nichts Wichtigeres zu schreiben (wie z. B.Rhein Hunsrück Kurier, Handwerkermarkt oder auch die beliebte und als Auftraggeber zitierte Apotheken Umschau):
    In einer Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der Zeitschrift "Apotheken Umschau" gaben 13 Prozent und damit jeder Achte an, nicht jeden Morgen in einen frischen Slip zu schlüpfen.

    Dabei gibt es bei den Männern deutlich mehr Wäschemuffel als bei den Frauen: Knapp jeder fünfte Mann (18,1 Prozent) gab bei der Befragung zu, schon mal die Wäsche vom Vortag anzubehalten. ...
    (Quelle: Kölner Stadtanzeiger online)
Das könnte man so stehen lassen. Wenn immerhin 82 Prozent aller Männer, d.h. mehr als 30 Millionen Deutsche, täglich die Unterhose wechseln, müssten selbst die Unterhosenhersteller zufrieden sein.

Man kann aber auch mal drüber nachdenken: 18 Prozent der Männer haben eine Unterhose "schon mal" einen zweiten Tag getragen. Zu welch repräsentativen (?) Bekenntnissen ein solches Statement führt, zeigt der Exkurs:
    Exkurs:
    Zu jenen 18 % muss sich auch der Autor zählen:
    Vor ca 20 Jahren hatte er bei einer 6-wöchigen Pyrenäen-Wanderung gerade mal 3 Unterhosen dabei: eine zum Wandern, eine für abends nach der Dusche (falls da eine Dusche war) und eine "als Reserve".
Die "Gesellschaft für Konsumforschung" hat da allerdings sicherlich seriöser ("Alltagsgewohnheiten") gefragt, als es in der Meldung steht. Nehmen wir die Zahlen also als bare Münze. Dann tragen also tatsächlich manche Männer manchmal ihre Unterhose länger mehr als einen Tag. Und? Ist das nun schon ein Hygiene-Notstand?

Der regelmäßige Wechsel einer Unterhose sagt über die Reinlichkeit z.B des Männer-Hinterns rein gar nichts. Eine frische Unterhose macht den Hintern nämlich nicht sauberer als eine bereits getragene. Da hilft nur Waschen. Wenngleich nicht überall zitiert, weiß die Studie aber auch etwas über die Waschgewohnheiten:
    "...
    Insgesamt duschen, baden oder waschen sich 83,8 Prozent der Bevölkerung jeden Tag...."(Quelle: Presseportal))
Ob die 16,2 % (die nicht täglich Duschenden) sich vor allem aus den 18 % der Unterhosen-mehrfach-benutzenden Männer rekrutieren, weiß die Studie allerdings nicht. Möglicherweise ist in diesen Zahlen auch die Generation überproportional vertreten, die noch mit Waschlappen und Seife groß geworden ist und sich nur vor dem Sonntag eine Dusche (früher: ein Wannenbad) gönnt.

Ebensowenig weiß/sagt die Studie, ob und wie die 83,8 Prozent Duschenden ihren Genital- und Analbereich beim Duschen tatsächlich säubern (oder ob ihnen das Duschwasser wortwörtlich am Arsch vorbeiplätschert).

Und noch etwas:
Die Notwendigkeit, die Unterhose zu wechseln, lässt sich in aller Regel aufgrund einer optischen und/oder olfaktorsichen Prüfung feststellen. Ganz sicherlich ergibt sich die Notwendigkeit nicht dadurch, dass ein neuer Tag angebrochen ist.

Und hier wendet sich der Blick auf das andere Geschlecht. So gibt es Slipeinlagen - ein, wenn man der Werbung glauben mag, beliebter "Wäscheschutz" - ausschließlich für Frauen. Ein Blick auf die Anatomie bestätigt: Frauen haben eine Körperöffnung mehr, durch die Flüssigkeiten den Körper verlassen können. Vermutlich liegt hierin der Grund, warum mehr Frauen als Männer die Unterhose täglich wechseln.

Für dieses Ergebnis hätte man allerdings nicht 1976 repräsentativ ausgewählte Konsumentinnen und Konsumenten befragen müssen. Nachdenken hätte gereicht.

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