Der Nachbar im WEG
Es ist schon sprichwörtlich:
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben,
wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."
(Schiller: Wilhelm Tell 4 Aufzug, 3. Szene - Quelle: Gutenbergprojekt)
Exkurs:
Das ist übrigens die selbe Szene wie die, die mit den legendären Worten eingeleitet wird:
"Durch diese hohle Gasse muss er kommen,
Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht"
(und mit den Worten
"Das ist Tells Geschoss"
auch den Tod des Landvogts mitteilt).
(Schiller: Wilhelm Tell ebenda)
Exkurs-Ende
Schiller schreibt dies im 19. Jahrhundert und beschreibt die mittelalterliche Schweiz. Ein
Wohnungseigentumsgesetz (WEG) gab es damals noch nicht - auch die Väter des BGB waren dagegen, dass es Eigentum an Wohnungen geben könnte (vgl. §§
93,
946 BGB).
Wenn es damals schon Wohnungseigentum gegeben hätte, würde es bei Schiller wohl anders lauten:
"Ja, wohl dem, der seine Feld bestellt Wohnung hat in Ruh,
Und ungekränkt daheim sitzt bei den Seinen."(Schiller, ebenda)
Seit 1951 gibt es aber Wohnungseigentumsrecht, und es ist ein Wunder, dass über die Wohnungseigentumsstreitgkeiten noch keine namhaften Dramen geschrieben wurden.
Schillers dieser Welt, wo seid ihr? Kennt ihr das Wohnungseigentumsgesetz nicht? Hier finden die neuen Dramen des Alltags statt,
- ob eine Sauna ins Haus eingebaut,
- das Dach saniert ("Dat hällt noch"),
- ein im Herbst Laub werfender Laubbaum gefällt werden
- oder ob die Hausordnung das Abstellen von Kinderwagen im Flur verbieten soll:
Das sind die Themen, die heute die Wohnungseigentümer bewegen, ähnlich wie damals Gesslers Hut die Schweizer zum Beugen des Hauptes veranlassen sollte.
Und da es offenbar keinen Schiller mehr gibt und Grass und Co. ebenso offensichtlich keine Einsicht in die Probleme der Wohnungseigentümer haben, hier der Vorschlag für die Blogosphäre:
Stellt die Protokolle der Eigentümerversammlungen ins Netz,
den einen zur Erbauung, den anderen zur Lehre und den übrigen als abschreckendes Beispiel!
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