Eigentlich will der Autor sich zu einem Buch, das er nicht gelesen hat und auch nicht lesen will, nicht äußern. So hat es die Buchkritik von Thomas Steinfeld in der Süddeutschen in sich. Sein Fazit:
"... Das ist mindestens so eitel, anmaßend und selbstgefällig wie das permanente Eigenlob der mit dem Staatsfeminismus befassten offiziellen Heldinnen der Emanzipation. Und mindestens so ignorant. So ist leider das vorlaute Kind auch ein dummes Kind."
(Quelle: Süddeutsche online vom 13.09.2006)
Danach hat man kein Interesse mehr an dem Buch.
Dafür hat der Autor gestern "
Hart - aber fair" gesehen. Thema:
Evas Sünde oder Emmas Ende -
Eva Hermans Feldzug gegen die Emanzipation
(Quelle: wdr.de)
Nach den Verrissen über das Buch von Frau Herman hatte der Autor eine weitere Blamage einer Blondine erwartet. Aber er sah sich angenehm enttäuscht.
Die Zusammenstellung der Diskussionsteilnehmer ist erstaunlich: alles Eltern mit mehreren Kindern, Herr Liminski hat sogar 10 Kinder, Frau Herman allerdings nur eins.
Frau Herman schlägt sich (wider Erwarten) wacker: angeblich hat sie in dem Buch nichts zum Thema "Frauen zurück an den Herd" gesagt. Ihr gehe es darum, dass Frauen in der gegenwärtigen Gesellschaft eine Alternative zu dem von männlichen Werten ("Beruf, Karriere, Wohlstand") bestimmten Frauenbild haben. Ihr Thema lautete "Nestwärme, emotionale Nähe, Geborgenheit" - und der Autor kann damit sympathisieren.
Wie so oft bei "Hart - aber fair": Es ist ein sehr munteres und interessantes Gespräch.
So lernt man auch den Familienminister von NRW ein bißchen kennen (wie hieß er doch gleich: ach ja
Herr Laschet). Er diskutiert dialektisch gegen Frau Herman an - warum auch immer: er baut Gegenpositionen zu dem Buch auf und geht wenig auf das ein, was in der Gesprächsrunde tatsächlich diskutiert wird. Für Ohren, die in den 68er Jahren zu hören gelernt haben, klingen seine Thesen modern, für die Jugendlichen von heute vermutlich eher altbacken. Er verfestigt allerdings das Politikerbild eines Menschen, der eingeübte Positionen vertritt, aber im Gespräch nicht wirklich zuhört, sondern nur nach Impressionen sucht, um daran seine eigenen Statements festzumachen.
Herzerfrischend hingegen die Wortwechsel der übrigen Diskussionsteilnehmer: Zum Beispiel erwidert Frau Schreinemakers auf die Anspielung von Herrn Plasberg zum Scheitern ihrer Ehe zunächst mit dem Hinweis:
"Soweit ich weiß, leben Sie doch auch in einer Patchwork-Familie."
Herr Plasberg nickt milde lächelnd - und schweigt dazu. Dann redet Frau Schreinemakers aber auch zum Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" und erklärt, dass ihre Ehe erst gescheitert sei, nachdem sie sich aus dem Beruf zurückgezogen habe. Soviel Offenheit wirkt authentisch - und das war die Sendung dann auch insgesamt.
Varzil ist davon beeindruckt, dass das Buch mit einer Auflage von 100.000 Stück schon jetzt ein wirtschaftlicher Erfolg ist - und allem Beteuerungen von Frau Herman zum Trotz: vermutlich verkauft sich das Buch deshalb so gut, weil zumindest in der öffentlichen Diskussion der Eindruck entsteht, als ob das Buch eine Rückkehr zu den 50er Jahren propagiert.
PS: Nachtrag vom 16.11.:
"...Damit Sie das Buch nicht noch lesen müssen, habe ich es getan; alles, was Sie über das "Eva-Prinzip" wissen müssen, finden Sie hier. Meine Einschätzung gebe ich Ihnen gleich und kostenfrei vorweg, zum Zwecke der Niederschlagung aller Kaufgelüste und Klärung aller Doppeldeutigkeiten:
Eva Hermans Buch Das Eva-Prinzip ist ein bemerkenswert dummes Buch voller logischer Inkonsistenzen, dessen Argumentation aus groben Vereinfachungen, Halb- bis Unwahrheiten und schlichten Verdrehungen besteht, es ist dort, wo überhaupt, nur schlecht recherchiert, ideologisch verblendet, von Verfolgungswahn geprägt und darüber hinaus und trotz all dieser Eigenschaften, und das ist schon ein besonderes Ergebnis, atemberaubend langweilig.
... [Detaillierte Kritik] ...
Aber Grund zum Verzagen besteht natürlich auch nicht. Denn – diese billige Pointe zum Schluss sei mir gegönnt – Hermans Buch ist ein Triumph der Frauenbewegung. Endlich darf eine Frau, wie früher nur die Männer, gequirlte Dampfkacke daherschreiben, die dann nicht nur publiziert wird, sondern auch noch Ernst genommen und anschließend durch die Medienlandschaft gereicht wird, als hätten wir nichts Originelleres oder Bemerkenswerteres zu tun. Dieser Text hier ist nur ein weiterer Beweis dafür.
So sieht Gleichberechtigung aus, und es hat ja nun wirklich niemand behauptet, dass die völlig schmerzfrei zu haben sei."
(Quelle: Rochus Wolff in Querelles-net.de)