Freitag, 28. August 2009
Ratlos im Kino
varzil, 17:30h
Inglorious Basterds von Quentin Tarantino: Gestern im Kino gesehen und heute immer noch ratlos, was man da gesehen hat.
Es ist eine Mixtur aus Nazi-Schinken, Western und Comedy, spielt im besetzten Frankreich des II. Weltkriegs und wartet mit einer ganzen Reihe namhafter Schauspieler (Brad Pitt, Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl) auf.
Es gibt eine Reihe von schönen Bildern, Einstellungen und guter Musik. Auch die Story, wenn auch an den Haaren herbeigezogen, ist eigentlich nicht wirklich schlecht, und in vielen Einstellungen fühlt man sich an eine Reihe von anderen Filmen erinnert.
Und dennoch bleibt auch am Tag danach das Gefühl von Ratlosigkeit als vorherrschender Eindruck zurück. Man fragt sich: "was soll das"? Viele Szenen sind zu bitter (Judenverfolgung, Gefangenenmisshandlung usw.), als dass man das als Comedy hinnehmen kann. Andere Szenen wiederum wirken einfach albern (z. B. "Folter-Szene", in der Brad Pitt Diane Kruger eine Kugel in eine Schussverletzung drückt), wieder andere ("wer bin ich") sind einfach hochinteressant, witzig und gut inszeniert.
Am meisten irritiert hat den Autor wohl, dass in einer Reihe von Szenen zwischen den handelnden Personen um eine Vertrauensbasis gefeilscht wird, dass aber, sobald dem Zuschauer der Eindruck vermittelt wurde, die Vertrauensbasis ist erreicht, dieser Eindruck sofort wieder ruiniert wird.
Andere Ungereimtheiten wie
Wenn man nicht weiter weiß, liest man halt noch mal die Kritiken nach, hier z.B. von Tobias Kniebe in der Süddeutschen:
Es ist eine Mixtur aus Nazi-Schinken, Western und Comedy, spielt im besetzten Frankreich des II. Weltkriegs und wartet mit einer ganzen Reihe namhafter Schauspieler (Brad Pitt, Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl) auf.
Es gibt eine Reihe von schönen Bildern, Einstellungen und guter Musik. Auch die Story, wenn auch an den Haaren herbeigezogen, ist eigentlich nicht wirklich schlecht, und in vielen Einstellungen fühlt man sich an eine Reihe von anderen Filmen erinnert.
Und dennoch bleibt auch am Tag danach das Gefühl von Ratlosigkeit als vorherrschender Eindruck zurück. Man fragt sich: "was soll das"? Viele Szenen sind zu bitter (Judenverfolgung, Gefangenenmisshandlung usw.), als dass man das als Comedy hinnehmen kann. Andere Szenen wiederum wirken einfach albern (z. B. "Folter-Szene", in der Brad Pitt Diane Kruger eine Kugel in eine Schussverletzung drückt), wieder andere ("wer bin ich") sind einfach hochinteressant, witzig und gut inszeniert.
Am meisten irritiert hat den Autor wohl, dass in einer Reihe von Szenen zwischen den handelnden Personen um eine Vertrauensbasis gefeilscht wird, dass aber, sobald dem Zuschauer der Eindruck vermittelt wurde, die Vertrauensbasis ist erreicht, dieser Eindruck sofort wieder ruiniert wird.
Andere Ungereimtheiten wie
- Warum hat Ltd. Aldo Raine (=Brad Pitt) eine Narbe um den Hals, so als sei er schon einmal aufgehängt worden?
- Wieso ist jemand, der aus dem Grenzgebiet von Schweiz und Italien, d.h. vom Piz Palü stammt und also definitiv nicht Deuscher ist, auffällig, wenn er die Zahl "3" mit den Fingern nicht so, wie in Deutschland üblich, anzeigt?
- Wieso wird der einzige Überlebende aus einem von den Inglorious Basterd angerichteten Massaker Adolf Hitler als Held vorgeführt und erweist sich erst im Gespräch mit Hitler als Feigling? (als ob so jemand nicht vorher schon gründlich vernommen worden wäre)
- Wieso hat ein Kino in Paris eine Unmenge von Filmen auf Nitrofilm im Keller? Mussten Kinos damals die Filme kaufen?
Wenn man nicht weiter weiß, liest man halt noch mal die Kritiken nach, hier z.B. von Tobias Kniebe in der Süddeutschen:
"...Die Provokationen des Films - Comicgewalt versus Holocaust-Schrecken, Baseballschläger versus explodierende Nazischädel, Brad Pitt mit dem Riesenmesser, das Hakenkreuze in Soldatenstirnen graviert, dazu ein geschichtsfälscherisch verkürzter Zweiter Weltkrieg -, alles unverändert, das Ganze ist sogar eine Minute länger geworden. Ketzerisch könnte man also fragen, ob man sich diese "Inglourious Basterds" jetzt überhaupt noch ansehen sollte. Und die Antwort lautet: ja, ganz unbedingt. Denn gleichgültig, ob man den Film nun lieben oder hassen wird - lauwarm dazwischen dürfte die Reaktion eher nicht ausfallen. Es gibt so viel darin zu entdecken.Beruhigend: Es war also gutes Kino, auch wenn man es erst nachlesen muss, um zu wissen, warum. Aber das ist in der Oper ja oft auch so...
(Quelle: sueddeutsche.de)
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