Donnerstag, 17. November 2005
Domino
Da haben doch relativ viele was drüber geschrieben:
    ...Ein "Spatz war am Montag in die [Domino-Day-]Halle geflogen und hatte 23.000 von insgesamt mehr als vier Millionen Dominosteinen umgeworfen. Diese sind dort für einen Weltrekordversuch aufgebaut und sollen erst am Freitag während einer Fernsehübertragung für den sogenannten "Domino Day" des Senders RTL kunstvoll fallen. Nur vorsorglich eingebaute Schutzwälle verhinderten, dass noch mehr Steine vorzeitig kippten.... (Quelle: Spiegel online)
Immerhin: 23.000 Domino-Steine (nicht etwa Reissäcke in China) sind umgekippt. Aber es kommt noch schlimmer:
    ..."Das Tierchen schlug überall Löcher in das Projekt, so konnte das nicht weitergehen", sagte Produzent Wilhelm Boll. Nach vergeblichen Versuchen, den Spatz einzufangen, hat ihn ein Mitarbeiter mit einem Luftgewehr erschossen. ..."
    (Quelle: Spiegel online)
Egal, wieviel Menschen zur gleichen Zeit etwa durch Gewalteingriffe umgekommen sind, hier geht es um menschliche Willkür gegenüber der göttlichen Kreatur:
    "...Der tödliche Schuss empört jetzt Tierschützer. Die niederländische Organisation "Dierenbescherming" schaltete gestern die Polizei ein. Nach ihrer Überzeugung hätte die verantwortliche Firma für Schädlingsbekämpfung eine Genehmigung für den Abschuss des Vogels in einer Messehalle in Leeuwarden haben müssen. "Ein Helfer, der versehentlich Dominosteine umstößt, wird doch auch nicht gleich erschossen", kritisierte "Dierenbescherming". Die Firma sagt, sie habe eine Genehmigung. ..."
    (Quelle: Spiegel online)
Und die Blogosphäre, ja, auch dieses Blog - man muss es anerkennen, schreibt sich die Finger wund:
  1. vollkommen verrückt,
  2. ungeheuer,
  3. DCN Blog,
  4. blog by pyst
sind Einträge aus den letzten Stunden.
  1. unheilpraktiker,
  2. TVBlogger und
  3. Grenzwissen Weblog
haben es schon vor 2 Tagen geschrieben. Technorati listet sage und schreibe 47 Blogeinträge zum Thema "Domino"AND"Spatz" auf. (Stand 17.11. 16 Uhr) auf.

Der Bedeutung der Sache angemessen hat BILD die Zahl der Dominosteine mal schnell von 4 Millionen auf 4 Billionen erhöht. Und das BILD-Blog hat ebenfalls schon vorgestern interessante Berechnungen hinsichtlich der Größe der Halle angestellt, wie das denn aussehen würde, wenn da wirklich 4.000.000.000.000 Domino-Steine stünden:
    Um alle Steine unterzubringen, müsste die Halle fast so hoch sein wie der Mount Everest, nämlich rund 8585 Meter — Platz zum Umfallen nicht mal eingeplant. (Bild-Blog)
Unübertroffen - allerdings hat der Autor nicht alle 47 bei technorati erwähnten Blogeinträge gelesen - ist wie so oft das Streiflicht der Süddeutschen, das (leider nur im Bezahl-Content online verfügbar) dazu folgendes meinte:
    ... Dabei ist der größte anzunehmende Unfall der Menschheit gerade noch erspart geblieben: Insgesamt hatte das Team von Paul Weijers mehr als 4,3 Millionen Steine - Weltrekord! - aufgestellt, und wenn die alle . . . nein, man möchte es nicht zu Ende denken. Nicht nur die Arbeit von Wochen wäre für die Katz gewesen, sondern es käme auch noch die Schmach hinzu, einen niederländischen Sperling als Weltrekordler im Dominosteine-Kippen führen zu müssen. Die Holländer haben das Problem auf die Weise gelöst, wie man es früher in Texas zu tun pflegte: Mit einem Schuss aus der Knarre, der den Spatzen zur Strecke brachte.

    Es versteht sich von selbst, dass sie jetzt die Tierschützer am Hals haben. Zum Wortführer der Empörung ist die holländische Organisation ¸¸Dierenbescherming" avanciert, die gleich mal mit dem spitzfindigen Argument gepunktet hat, man würde einen Helfer, der versehentlich Dominosteine umstößt, auch nicht gleich erschießen. Ungeachtet der Frage, ob in der Formulierung ¸¸nicht gleich" die Forderung steckt, der Exekution habe ein ordentliches Gerichtsverfahren vorauszugehen, trifft der Vergleich aus Sicht der Veranstalter insofern nicht zu, als der Spatz, wie glaubhaft versichert wird, Opfer eines finalen Rettungsschusses wurde.

    Andernfalls hätte Paul Weijers seinen Weltrekord in den Wind schießen können.

    Na und? Ein überflüssiger Rekord weniger! Südeuropäer übrigens hätten anstatt des Gewehrs die Leimrute eingesetzt. Dass wir uns von all diesen Praktiken schärfstens distanzieren, ist ja wohl klar. Holländer! Wir schauen erst wieder zu, wenn ein Schmetterling die Steine zu Fall bringt.(Quelle: Süddeutsche Zeitung von heute)

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Maikaefer-prozesse und Strafverfahren gegen Insekten, Schweine und hoffentlich auch Spatzen muessen sein, um den Wille Gottes und Seine Hand zu erkennen...
Das wussten schon unsere Vorvaeter und das kann man hier nachlesen wie man Recht sprach:
http://www.lichtenberg-gesellschaft.de/pdf/jb04_barton.pdf

Die Portugiesen locken flueggegewordene Ameisen aus dem Boden heraus (man taeuscht mit Gieskanne Regen vor), klemmen die lebenden Ameisen an Schnappfallen und stellt diese an Traenken auf.

Die Voegel werden gegessen.
Schmeckt !

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Was spricht dagegen, auch Tieren einen "Prozess" zu machen?
Es scheint wohl eher ein neuzeitliches Phänomen zu sein, dass Mensch sich über den Rest der Natur so erhaben erscheint, dass uns das Vorgehen heute lächerlich vorkommt.

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