Dienstag, 13. Dezember 2005
Con und Pute
Da lebt man nun jahrzehntelang Grenze an Grenze und man lernt nicht aus. Es gibt immer wieder was Neues bei den Franzosen:
    "...Or learn that the French invented the word ordinateur in order not to have to say "computer", because con is slang for vagina and pute slang for whore, the combination of which is literally unspeakable in haunts of the chivalrous...."
    (Quelle: The Independent online via Gedanken über Sinn und Zweck...)
Man kann die Franzosen in ihrem (verständlichen) Kampf gegen Anglizismen ja für leicht verklemmt chauvinistisch und puristisch halten, wenn sie "le weekend" und "le picknick" auf den Index der unfranzösischen Worte setzen.

Bei "ordinateur", dem Ersatz für den "computer" geht es allerdings offenbar um die Wahrung eines Minimums an Sprachkultur und Alltagsästhetik. Denn wer würde schon gerne für sein alltägliches Arbeitswerkzeug ein Wort verwenden, das so ähnlich wie (pssst - Flüstermodus) "Fotzennutte" (Flüstermodus aus) klänge.

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Hm,
mir scheint dieses Argument an den (Scham-)Haaren herbeigezogen. Gucken Sie doch mal ins französische Wörterbuch, da fangen Abertausende von Wörtern mit com und con an, an denen sich kein Franzose stört.

Dahinter sehe ich nichts als die (leicht verschrobene, aber irgendwie doch ganz sympathische) Sucht der französischen Kulturbewahrer, sich von jeglichem anglo-amerikanischen Sprachgebrauch abzugrenzen. Sonst hätte man ja auch nicht die Verrenkung gebraucht, "numerique" zu sagen, wo es auch "digital" getan hätte.

Und ist "pique nique" nicht längst kanonisiert - wie übrigens auch "hitparad" und "ersatz"?

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Scham und ...
Ein "Argument an den (Scham-)Haaren herbeizuziehen" ist nicht gerade die feine englische Art, aber immerhin eine bedenkenswerte Taktik.

Das Beispiel "Computer" aus einer Besprechung eines Buchs von John Walsh im "The Independent" muss natürlich nicht stimmen, es taugt aber allemal zu der angestellten Spekulation.

Denn Sprache lebt von der Mehrdeutigkeit und wenn man eindeutig zweideutige Wortspiele anbringen kann, lässt sich man sich die Gelegenheit bei passender Gelegenheit kaum entgehen. Andererseits mag man die Zweideutigkeit dann im Alltagssprachgebrauch nicht und sucht nach einer eindeutigen (=nicht zweideutigen) Alternative. Und daher kommt mir die Spekulation von John Walsh jenseits aller - englischen - Prüderie ganz plausibel vor.

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Für diese These
spräche beispielsweise die Tatsache, dass Eugene Ionesco den Endvokal seines Nachnamens von u zu o änderte, damit er nicht mehr am Ende nach "cul" klingt.

Die Vermeidung der Zweideutigkeiten mag durchaus zusätzliche Motivation geliefert haben, nach einer Alternative für das Wort "computer" zu suchen. Die Hauptmotivation sehe ich aber nach wie vor eher in der staatlich verordneten Anglophobie. Das Wort "computer" wurde ja in Frankreich meines Wissens durchaus auch benutzt, bis die Academie "ordinateur" als verbindlichen Sprachgebrauch deklarierte.

Die eigentliche Neuigkeit waren für mich aber eher die 27 (!) albanischen Wörter für Schnurrbart. Das erinnerte mich stark an die sprichwörtlichen 29 unterschiedlichen Wörter für Schnee, die es angeblich in der Inuitsprache gibt. Oder war das vielleicht auch nur ein Klischee?

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Liebeserklaerung an die deutsche Sprache
http://www.goethe.de/z/pro/adventskalender/deindex.htm
Gruesse
Konrad

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