Dienstag, 29. August 2006
Pharisäer
Das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner lässt einen wieder einmal an der Sinnhaftigkeit biblischer Gleichnisse zweifeln - wie so oft, wenn man den Texten zuhört. Jesus erzählt das Gleichnis wie folgt:
    "Er [Jesus] sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
Soweit klar: es geht um diejenigen, die sich anmaßen, "fromm zu sein" und dabei die anderen verachten.
    Der Pharisäer stand für sich und betete so:
    Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.
Das ist vermutlich kein sehr kluges Gebet - aber immerhin: der Pharisäer reflektiert über sich selbst, beschreibt sein an sich nicht anstößiges Verhalten: fastend, wohltätig und rechtschaffen. Nichts, weswegen man sich schämen müsste. Und er ist Gott dankbar dafür, dass er so ist, wie er ist, und nicht so wie andere Leute, die er verabscheut. Jesus sagt nichts davon, dass der Pharisäer etwa geheuchelt habe oder lüge. Dabei lässt Jesus sonst an den Pharisäern oft genug kein gutes Haar.

Im Kontrast dazu steht der Zöllner.
    Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Das ist natürlich eine andere Kategorie: der Zöllner weiß um seine Fehler (" ...mir Sünder ...") und bittet Gott um Gnade, wohl gemerkt um Gnade, und nicht etwa um Gerechtigkeit.

Jesus kommentiert die beiden Beispiele wie folgt:
    Ich sage euch: Dieser [der Zöllner] ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener [der Pharisäer]. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. ..."
    (Quelle: Lukas 18,10 Bibel-online)
Das ist nun wirklich ein Hammer:
Derjenige, der mit sich und seinem Leben zufrieden ist und auch zufrieden sein darf, hat ein Problem vor und mit Gott. Vorbildlich hingegen ist, wer sündigt und seine Sünden bereut.

Wenn er die Wahl hat, ist Varzil da lieber Pharisäer: mit sich selbst im reinen.

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Ihre Gegenüberstellung
bringt eines meiner Kardinalprobleme mit dem Christentum ziemlich genau auf den Punkt. Dieser ganze Selbstgeißelungs-Kult mit seiner besch**senen Büßer-Attitüde und Jammertal-Folklore, das kann sich alles nur ein Sadist ausgedacht haben.

Allerdings bin ich privatim der Überzeugung, dass Jesus, wenn er denn heute auf die Welt käme, für die Pharisäer und Schriftgelehrten, die angeblich in seinem Namen predigen, keine wesentlich freundlicheren Worte finden würde als damals.

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Wenn man es sich mal überlegt:

Eigentlich ist der Pharisäer, der da fastet, nicht ehebricht und auch sonst nur Gutes tut, ein ziemlicher Langweiler. Deutlich spannender dürfte es sein, den Zöllner ("sei mir Sünder gnädig") mal auf ein Bier einzuladen, um zu hören, was denn da so los war.

Mit Rücksicht auf die Empfindungen der religiös Empfindlichen sei hier allerdings darauf verzichtet, darüber zu spekulieren, ob Jesus aus ähnlichen Motiven mit dem Zöllner sympathisiert ...

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Pharisäer und Zöllner
der erstere war sozusagen das mass der theoligischen kompetenz und der zweite war noch noch schlimmer als ein drecksack kinderschänder oder raubmörder angesehen

theologen nennen das bei der interpretation theologischer texte: sitz im leben

insofern war jesus ein arschloch weil er die dreistigkeit hat zöllner und pharisäer gegenüberzustellen.

so fängt es schon mal an.
der is nich umsonst ans kreuz geschlagen worden.

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Sitz im Leben
"Sitz im Leben" ist eine interessante Metapher für die Verortung von "Drecksäcken, Kinderschändern oder Raubmördern".

Das Menschenbild von Theologen ist möglicherweise ähnlich schief wie das von Ärzten: wer ständig mit den "Sünden" (resp. "Krankheiten") der Menschen zu tun hat, für den ist ein Leben ohne "Sünde"/"Krankheit" nach einiger Zeit kaum noch vorstellbar.

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