Donnerstag, 19. Juni 2008
Bildung und Römer
Letzte Woche (am 12.06.2008) haben KMK (Kultusministerkonferenz) und BMBF (Bundes­ministerium für Bildung und Forschung) den Bildungsbericht 2008 vorgelegt.

Und abgesehen von dem eher schlappen Echo auf die Pressemitteilungen von KMK und BMBF war danach Sendepause. Da der Bericht brutto 355 Seiten hat, kann man hoffen, dass die Welt mit Lesen beschäftigt ist.

Man muss allerdings gar nicht alles lesen, manche Bilder sagen mehr als 1000 Worte, geschweige denn 355 Seiten: Auf der folgenden Grafik sieht man die "Abgänge­rinnen und Abgänger ohne Haupt­schul­abschluss aus allgemein­bildenden Schulen 2006 nach Ländern (in % der 15- bis unter 17-Jährigen)" (der Autor würde sie Schul­ab­brecher nennen).
"... Im Jahr 2006 haben rund 76.000 Schülerinnen und Schüler, d.h. 8% der Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 17 Jahren, die Schule verlassen, ohne zumindest über den Hauptschulabschluss zu verfügen . Die Zahl dieser Jugendlichen bewegt sich seit Jahren in vergleich­barer Größen­ordnung. Zunehmend sind diese Jugendlichen jedoch mit höheren Risiken hinsicht­lich künftiger Bildungs- und Erwerbs­chancen konfron­tiert. Während Branden­burg, Hamburg, Mecklenburg­-Vorpommern und Sachsen­-Anhalt den Bundes­durchschnitt von 8% deutlich überschreiten, verlassen in Baden­-Württemberg und Nordrhein­-Westfalen weniger als 7% eine allgemeinbildende Schule ohne Hauptschulabschluss..."
(Quelle: S. 89 Bildungsbericht 2008)
Es gibt aber noch mehr zu sehen, zum Beispiel den Anteil der Ausländerkinder an der Gesamtbevölkerung bis 25 Jahre:

Man sieht den Anteil an Menschen mit Migrations­hinter­grund, die jünger als 26 Jahre sind ("Ausländer­kinder" halt)...
"...Insgesamt weisen im Jahr 2006 etwas mehr als 18% der Gesamtbevölkerung einen Migrations­hinter­grund auf, wobei sich eine klare Ost-West-Dichotomie zeigt. Davon leben 91% der Migranten in den westdeutschen Län­dern. Das bedeutet, dass 21% der Bevöl­ke­rung in West­deutsch­land einen Mi­gra­tions­hinter­grund besitzen, jedoch nur gut 8% in Ostdeutschland. Bei der für das Bildungssystem besonders relevanten Altersgruppe der unter 25- Jährigen haben in den westlichen Ländern im Durchschnitt 30% einen Migrations­hintergrund. In Ballungszentren wie etwa dem Rhein- Main- Gebiet, dem Raum Düsseldorf-Wuppertal, Teilen des Ruhrgebietes, aber auch in Großstädten wie Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Augsburg oder Erlangen/Nürnberg steigt dieser Anteil auf bis zu 50%, teilweise geht er sogar darüber hinaus...."
(Quelle: S. 30/31 Bildungsbericht 2008)
Vergleicht man jetzt diese Karte mit der Karte der Schul­abbrecher oben, sieht man, dass die relativ meisten Kinder ohne Schulabschluss ausgerechnet da wohnen, wo es die wenigsten Ausländer­kinder gibt. Oder kürzer: Im Norden und im Osten Deutschlands gibt es einfach deutlich mehr Schul­abbrecher als im Süden und im Westen.

Nördlich des römischen Limes (Bild und Link aus Wikipedia) hat der Grad der Bildung der Gesambevölkerung anscheinend immer noch nicht den Stand des Gebiets des römischen Reichs erreicht hat. Zumindest an den Migrantenkindern liegt es nicht. Vielleicht muss man sogar umgekehrt denken: da wo Migrantenkinder wohnen, wohnen die besser Gebildeten...

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