Donnerstag, 5. Juni 2008
Milch
varzil, 19:17h
Säugetiere heißen Säugetiere, weil sie alle nach der Geburt Muttermilch als erste Nahrung geben/erhalten, daher auch der lateinische Gattungsname Mammalia ("Mamma" steht im Lateinischen für die "Brust").
Und damit - besonders in schlechten Zeiten - die Erwachsenen nicht den Neugeborenen die (nahrhafte) Milch wegtrinken, gibt es bei praktisch allen Arten eine "Laktoseintoleranz".
Wobei:
"Damit" ist eigentlich nicht richtig. Nur hatten die Säugetiere, die auch als Erwachsene noch (Mutter-)Milch vertragen und folglich den Neugeborenen die Milch wegtranken, schlechtere Überlebenschancen.
Diese Laktoseintoleranz gibt es auch beim Säugetier "homo sapiens", allerdings mit regional großen Unterschieden:
In den letzten (150?) Jahren hat sich die Menge der Milchproduktion radikal verändert. Wurde früher neben der Milch für den eigenen Nachwuchs allenfalls Milch für die jeweilige Nachbarschaft bereitgestellt, wird seit dem Milch für die Menschen in den Städten produziert und aufbereitet, meist in Molkereien.
Die Segnungen der europäischen Agrarwirtschaft haben auf dem Weg der garantierten Festpreise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts unter anderem auch zu "Milchseen" geführt. D.h. Milch wurde unabhängig vom Bedarf produziert (und dann vernichtet, verdampft, zu Milchpulver gemacht und verschenkt ...).
Seit etwa 20 Jahren soll eine Milchquote eigentlich dafür sorgen, dass nicht mehr Milch produziert als verbraucht wird. Das klappt aber nicht:
In diesem ohnehin nicht befriedigenden System ist jetzt zusätzliche Unruhe ausgebrochen:
Zum einen haben die ostasiatischen Märkte - aller Laktoseunverträglichkeit zum Trotz - nicht nur ihren Appetit auf Erdöl, sondern auch auf Milchprodukte entdeckt und entwickelt. Im Herbst 2007 stieg daher der Weltmarktpreis für Milch so sehr, dass er zeitweise über dem EU-Marktpreis lag. Milch wurde - auch in Deutschland - teuerer. Nach Ausweitung der Produktion hat sich dieser Effekt wieder normalisiert. Die Milch wurde vor einigen Monaten wieder billiger.
Zum anderen haben die deutschen Bauernihre alten Flugblätter gelesen und festgestellt, dass die Erzeugererlöse für Milch zu niedrig sind. Ihr ursprünglich eher belächelter Lieferboykott wird inzwischen ernst genommen.
Ein guter Hinweis auf einen funktionierenden Marktpreis könnte die Bio-Milch geben. Die ist nicht reglementiert - sie kostet das, was der Verbraucher bereit ist, dafür zu zahlen: deutlich mehr als ein Euro der Liter....
Und damit - besonders in schlechten Zeiten - die Erwachsenen nicht den Neugeborenen die (nahrhafte) Milch wegtrinken, gibt es bei praktisch allen Arten eine "Laktoseintoleranz".
Wobei:
"Damit" ist eigentlich nicht richtig. Nur hatten die Säugetiere, die auch als Erwachsene noch (Mutter-)Milch vertragen und folglich den Neugeborenen die Milch wegtranken, schlechtere Überlebenschancen.
Diese Laktoseintoleranz gibt es auch beim Säugetier "homo sapiens", allerdings mit regional großen Unterschieden:
"Die größte Konzentration Erwachsener, die Laktose verwerten können, findet sich in Europa nördlich der Alpen. Über 95% der Holländer, Dänen, Schweden und anderer Skandinavier verfügen über eine körpereigene Laktaseenzymgenese, um ihr ganzes Leben lang Laktose verdauen zu können. Ein Großteil der mittel- und südasiatischen erwachsenen Bevölkerung verträgt im Erwachsenenalter keine Kuhmilch mehr, bei ihnen besteht eine Laktoseintoleranz...."Erstaunlich, dass man nichts zur Milchuntverträglichkeit von Menschen findet, die in Ostafrika, der Wiege der Menschheit, leben. Die Laktosetoleranz der Europäer entwickelte sich nach dem, was man so liest vor rund 9500 Jahren - eben zu der Zeit, als die letzte Kaltzeit zu Ende ging.
(Quelle: Wikipedia zu Milch; von dort auch das Foto)
In den letzten (150?) Jahren hat sich die Menge der Milchproduktion radikal verändert. Wurde früher neben der Milch für den eigenen Nachwuchs allenfalls Milch für die jeweilige Nachbarschaft bereitgestellt, wird seit dem Milch für die Menschen in den Städten produziert und aufbereitet, meist in Molkereien.
Die Segnungen der europäischen Agrarwirtschaft haben auf dem Weg der garantierten Festpreise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts unter anderem auch zu "Milchseen" geführt. D.h. Milch wurde unabhängig vom Bedarf produziert (und dann vernichtet, verdampft, zu Milchpulver gemacht und verschenkt ...).
Seit etwa 20 Jahren soll eine Milchquote eigentlich dafür sorgen, dass nicht mehr Milch produziert als verbraucht wird. Das klappt aber nicht:
"Die zugeteilte Quote der EU lag rund 15–20 % über dem Verbrauch. Auch heute noch liegt sie 10–15 % darüber, so dass bis heute dieser Teil der Erzeugung weitgehend subventioniert abgesetzt wird (Futtermittel, industrielle Verwertung, Drittlandsexport). Damit konnten die stabilen Preise nicht in der erhofften Form durchgesetzt werden.Der subventionierte Export in Nicht-EU-Länder führt zwangsläufig dazu, dass der Milchpreis am Weltmarkt sich auf einem (noch) niedrigeren Niveau als ohne den Export einpegelt.
(Quelle: Wikipedia zu Milchquote
In diesem ohnehin nicht befriedigenden System ist jetzt zusätzliche Unruhe ausgebrochen:
Zum einen haben die ostasiatischen Märkte - aller Laktoseunverträglichkeit zum Trotz - nicht nur ihren Appetit auf Erdöl, sondern auch auf Milchprodukte entdeckt und entwickelt. Im Herbst 2007 stieg daher der Weltmarktpreis für Milch so sehr, dass er zeitweise über dem EU-Marktpreis lag. Milch wurde - auch in Deutschland - teuerer. Nach Ausweitung der Produktion hat sich dieser Effekt wieder normalisiert. Die Milch wurde vor einigen Monaten wieder billiger.
Zum anderen haben die deutschen Bauern
Nach gut einer Woche sehen sich die deutschen Milchbauern fast am Ziel: Sie wollen ihren Boykott ab Donnerstagabend aufheben.Mal sehen, was wird: Unwahrscheinlich, dass da was Vernünftiges rauskommt.
...
"Ich rufe sie auf, ab heute Abend wieder Milch zu liefern", forderte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, demonstrierende Bauern in Berlin auf. ...
Die Bauern seien zwar mit den bisherigen Zugeständnissen des Handels noch nicht ganz zufrieden, weil die zugesagten Preiserhöhungen nur für Butter und Milch gelten sollten. Aber sein Verband begrüße es, dass Bewegung in die Preisgestaltung bekommen sei. "Das Ganze ist nicht mehr zu halten", sagte Schaber. Seinen Angaben zufolge haben sich die Ketten Lidl, Rewe, Norma, Plus und Aldi-Süd zur Zahlung höherer Preise bereit erklärt. "Die letzte Bastion bei den Discountern wird bald fallen", sagte Schaber.
... Am Mittwoch hatte bereits Lidl angekündigt, den Verkaufspreis je Liter um 10 Cent und für Butter je 250-Gramm-Päckchen um 20 Cent erhöhen. Gültig werden soll die Preiserhöhung ab kommenden Montag.... Die rechtlich voneinander unabhängigen Unternehmen Aldi Nord und Aldi Süd gelten als Signalgeber für die gesamte Discounter-Branche.
(Quelle: Financioal Times Deutschland vom 5.6.2008)
Ein guter Hinweis auf einen funktionierenden Marktpreis könnte die Bio-Milch geben. Die ist nicht reglementiert - sie kostet das, was der Verbraucher bereit ist, dafür zu zahlen: deutlich mehr als ein Euro der Liter....
...Schon heute ist Deutschland nach den Vereinigten Staaten weltweit der zweitgrößte Absatzmarkt für Bionahrung. Die Kunden sind bereit mehr zu zahlen. Bei Basic kostet der Liter Vollmilch zur Zeit 1,29 Euro. Aldi dagegen wirbt diese Woche mit einem neuen "Dauertiefpreis" von 61 Cent. ..."Varzil gehört auch zu denen, die lieber 61 als 129 Cent für einen Liter bezahlen. Vielleicht lernt er ja mal um. Basic ist gar nicht so weit weg.
(Quelle: faz.net vom 3.6.08)
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