Montag, 6. Juni 2005
viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt
Matthäus 22, 2-14:
    Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen.
Soweit also alles klar? Der König lädt zum Fest ein, aber die Gäste wollen nicht kommen. Das kann schon 'mal vorkommen.

Nun eine wenig überraschende Wendung: Der König versteht sein Volk nicht: wie kann es seine Einladung ablehnen? Nicht dass er, der König, selbst etwas falsch gemacht haben könnte, er vermutet vielmehr, dass es an seinen Boten liegt. Er tauscht daher die Boten (man assoziiert spontan mit Fußballtrainern oder Finanzministern) aus und macht die Botschaft dringlich, nach dem Motto: "nun sind die Kartoffeln einmal da, nun werden sie auch gegessen!"
    Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie.
Das ist sicherlich nicht die feine Art der Gäste, mit den Boten des Königs umzugehen. Vor allem das "Töten" hat etwas Irreversibles, aber auch etwas Eindeutiges. Naheliegend ist allerdings, dass die Boten des Königs die "Einladung" ziemlich massiv vorgetragen haben. Schließlich hatte der König ja selbst schon vermutet, dass mit seinen Boten etwas nicht in Ordnung ist und diese ausgetauscht. Nach der Reaktion seiner Gäste möchte man vermuten, dass er eine schlechte Wahl getroffen hat. So nimmt das Unheil seinen Lauf:
    Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.
Der "zornige König", eine klassische Metapher. Während der zornige Achilles im Zelt schmollte, weil er seine holde Briseis nicht mehr hat, macht der König mit den Mördern kurzen Prozess. Und weil er schon einmal dabei ist, steckt er gleich die ganze Stadt an. Achilles hätte das nicht besser gekonnt. Eigentlich nennt man so etwas "Mordbrennerei". Kein Wunder, dass die Gäste die beiden Einladungen dankend abgelehnt haben.

Aber weiter im Geschehen. Nach dieser tragischen Katastrophe geht es ökonomisch-ökologisch sowie sozio-dynamisch sehr wertvoll weiter: Der König hat endlich verstanden, dass seine ursprünglich geladenen Gäste nicht kommen wollen. Er sagt sich, "die Gäste waren es nicht wert" und lädt Hinz und Kunz ein. Das ist ein bißchen kleinkindmäßig trotzig. Menschlich halt.
    Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.
Das wesentliche Kriterium für ein gelungenes Hochzeitsfest: "und die Tische wurden alle voll". (Man erinnere sich: egal, ob gut oder böse!) Die Absage der Gäste wird immer verständlicher. Es kommt ja nur darauf an, die Tische zu füllen.

Aber damit nicht genug, es kommt noch härter:
    Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Da liest man es ganz deutlich:
wer nicht ordentlich angezogen ist, fliegt raus, und zwar nicht nur aus der Nobel-Disco, sondern auch schon vor 2000 Jahren beim Hochzeitsmahl des Königs.

Warum die Gäste also nicht auf die Feier kommen wollten?
Das Risiko ist hoch, dass man entweder nach der falschen Reaktion auf die "Einladung" das Dach über dem Kopf angezündet bekommt, oder aber auch, dass man hochkant rausfliegt ("an Händen und Füßen gebunden hinaus in die Finsternis"), wenn man nicht angemessen angezogen ist.

Wie war das doch gleich am Anfang:
    "Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete."
Himmelreich? Nein danke! Man sympathisiert automatisch mit dem "Münchener im Himmel" von Karl Valentin.

Varzil glaubt eher an die menschliche Seite des Gottessohnes: Nach Matthäus war Jesus in dieser Phase, in der er das Gleichnis erzählte, einfach sauer, weil die Hohenpriester nicht auf ihn hören wollten.
Er marschiert abends wutentbrannt in die Wüste, kommt morgens hungrig zurück und reagiert schließlich seinen Ärger an einem Feigenbaum ab:
    Als er aber am Morgen wieder in die Stadt ging, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum an dem Wege, ging hin und afand nichts daran als Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir niemals mehr Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte sogleich. (Matth. 21, 18-19)

Ob der was dafür kann, dass er nicht immer Früchte trug, wenn der "auserwählte Sohn, an dem ich meine Freude habe" (Jesus) vorbeikam?

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Entscheidungen
Der König hatte zu aller erst mal geladene Gäste, oder: Sein auserwähltes Volk. Das sind die Hebräer, bzw. Juden. die wollten nicht. Aus seiner Wortwahl über die "Anderen" kann man erkennen, wie hoch er sein auserwähltes Volk schätzte. Nachdem die Juden, die ausgewählt geladenen Gäste, allesammt seine Einladung verschmähten, hat er die anderen Eingeladen. Und viele sind gekommen. Doch es handelt sich hierbei um eine besondere Sache, und so ist es nicht verwunderlich, dass der Gastgeber von seinen Gästen die notwendige Angemessenheit verlangt. Wer nicht bereit ist, für diese besondere Einladung sein ollen Plörren gegen was passenderes einzutauschen, stößt damit den Gastgeber vor den Kopf. Und irgendwann ist Schluss mit lustig.

Das der Feigenbaum, der Blätter aber keine Frucht trug , irgendwann mal seinem Ende überantwortet wird, passiert jedem. Früher (wie dem Feigenbaum) oder später, wenn nach einem langen Leben immer noch nur FunFunFun der Sinn des Lebens war. Es zeigt, dass die Zeit Früchte zu tragen, besser geeignet ist um dem Herrn entgegen zu treten. Den warum sonst soll er es dem Feigenbaum denn gegeben haben, wenn nicht um Frucht zu tragen? Warum also hat er uns das Leben gegeben?

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Text und Botschaft
ok, aber damit verlassen wir die Ebene des Textes. Wenn man darüber nachdenkt, was will XYZ (oder J. oder M.) mir eigentlich sagen, ist die erste (unterste, einfachste) Protokollebene der Kommunikation gestört.

Nach dem Kontext von Matthäus 21 un 22 drängt sich einem doch der Verdacht auf, dass nicht das gemeine Volk, sondern die Hohenpriester und feinen Juden, denen Jesus im Tempel was vom Himmelreich erzählt hat, das die nun gar nicht hören wollten, die Adressaten sind.

Nur: dieser Kontext geht verloren, wenn von der Kanzel Matthäus 22 ff. einfach so verlesen wird.

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