Freitag, 12. August 2005
Über die Unlust zu regieren
Nun gut: der Bundeskanzler hat kein Vertrauen mehr in seine Mannen und hat sich das Misstrauen aussprechen lassen. Ob mit Erfolg, wird das Bundesverfassungsgericht demnächst sagen.

Nach der deftigen Wahlniederlage in NRW konnte man durchaus den Eindruck haben, als ob Herr Schörder so wie bisher nicht weiter machen und die Verwantwortung "den anderen" überlassen will.

Die jüngsten Äußerungen von Schönbohm ("Verwahrlosung im Sozialismus") und Stoiber ("Die Ostdeutschen sollen nicht über den Wahlausgang entscheiden") über die Wähler in den neuen Bundesländern lassen jetzt den Eindruck entstehen, als ob auch die CDU/CSU nicht ernsthaft an einem Wahlsieg interessiert ist - die Umfragewerte für die CDU/SCU sinken dementsprechend.

Wenn man unterstellt, dass die CDU-Politiker Menschen von zumindest durchschnittlichem Verstand sind, lassen sich die Äußerungen a la Schönbohm und Stoiber doch nur so erklären - oder gibt es da noch eine bessere Erklärung?

Update 13.8.:
Die Leib- und Magenspeise zum Frühstück, vulgo auch die ZEITUNG, weiß es natürlich besser - das unterscheidet den Profi-Journalisten vom Hobby-Blogger:
    [Das Streiflicht schreibt an Herrn Stoiber]...Wie Sie sich erinnern, hatten wir im Juni mit einigen Herren aus der Staatskanzlei sowie dem CSU-Generalsekretär Söder den Plan "Doppelschlag" erarbeitet. Ihre Vorgaben waren damals: Schröder darf nicht weiterregieren, Angela Merkel darf nicht Kanzlerin werden, Westerwelle und der Osten müssen weiter dafür bestraft werden, dass sie Ihnen 2002 den Wahlsieg gestohlen haben. Ihr Ziel sei, wir zitieren Sie wörtlich aus dem Gesprächsprotokoll: "A möglichst schlechtes Wahlergebnis für die CDU, 60 Prozent für uns in Bayern, an, ääh, Westerwelle weghaun und die Sozen unter 30 Prozent." Wir hatten uns damals darauf geeinigt, dass dies das wahrscheinlichste Szenario sei, um letztlich eine große Koalition unter Ihrer Führung zu erreichen.

    Nachdem Sie mit Ihrer brillanten Rede in Schwandorf nun den Grundstein für ein schlechtes CDU-Ergebnis gelegt haben, sollten wir bald in Phase zwei eintreten. (Die Bayern wählen ohnehin CSU, egal was passiert. Da müssen wir weiter nichts machen.)
    .."
    (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 13.8.2005, S. 1 - leider nicht online verfügbar)."
Während anderswo nach dem Berlin-Bashing jetzt Bayern-Bashing en vogue ist, macht sich innerhalbs Bayern in einer offenbar etwas unbairischen Enklave eine Gruppe aufrechter Denker noch eigenständige Gedanken: "Durch die Niederlage kommen WIR zum Sieg!" oder "per aspera ad astra".

Varzil: Asterix hätte seine Freude.

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