Freitag, 26. August 2005
Pilot-Projekt Bahn und e-Ticket
Gestern in der Regionalbahn von Bonn nach Köln:
    Exkurs:
    Das Ding hat auch einen netten Namen (so was wie "Rhein-Wupper-Bahn"), der aber bei dieser Geschichte nichts zur Sache tut.


    Nur zur Illustration: so ein Zug war das - das Bild selbst stammt von Florian Derwarf bei bahnbilder.de.


    Exkurs-Ende
Der Zug war richtig voll - Feierabend! Die Fahrscheine kontrolliert eine äußerlich wie innerlich sehr blonde Schaffnerin in dem sehr vollen Zug. Mit der ec-Karte des Autors, auf der das Jobticket gespeichert ist, kann sie auf Anhieb nichts anfangen.
    Exkurs 2:
      "...Eine Besonderheit gilt für JobTicket-Kunden aus Bonn: Im Rahmen eines Pilotversuches der Stadtwerke Bonn (SWB) ist es möglich, das JobTicket auch auf den Geldkartenchip etwa der ec-Karte oder auf unpersönlichen Geldkarten wie der BonnCard zu speichern....
      Für Fahrausweiskontrollen werden die Prüfer künftig mit einem Lesegerät ausgestattet, das erkennt, ob die Chipkarte ein gültiges Ticket enthält. Dabei werden nur die für die Gültigkeit des Tickets relevanten Daten wie zum Beispiel die zeitliche Gültigkeit der Chipkarte, der Name des Inhabers und der Geltungsbereich angezeigt. Persönliche Daten oder Ticketdaten werden aber nicht im Prüfgerät gespeichert.(Quelle: Pressemitteilung VRS vom 20.3.2003)
    Exkurs-Ende.
Die Schaffnerin holt einen Kartenleser, der in einer Schutzhülle steckt. Nach dem Einstecken der Karte piepst das Gerät mehrfach verzweifelt. Dann erklärt das Blondchen, auf dem Chip der ec-Karte sei kein Jobticket drauf. Sie stellt ein "erhöhtes Beförderungsentgeld" über 40 Euro (in Anlage ein Überweisungsvordruck) aus. Der Autor möge doch das Ticket am Bahnhof kontrollieren lassen. Dann müsse er auch nicht bezahlen.

Diese Prozedur dauert ca. 10 Minuten (von Brühl bis Köln Süd).

Im Reisezentrum im Bahnhof Köln die Karte kontrollieren zu lassen, ist eigentlich einfach, daaauuuuert aber. Und man muss es den freundlichen Herren am Service-Päunt (früher hieß das wohl mal "Auskunft") lassen: sie sind freundlich. Sie wissen zwar auch nicht, wo man so eine Karte einlesen kann, aber sie sind freundlich und schicken einen in das Reisezentrum: "da kann man auf jeden Fall bezahlen!" Toll.

Die Schlange ist so ca. 10 Leute lang, die 4 Schalter, der die Schlange zugeordnet ist, haben in 15 Minuten gerade 2 (zwei!) Leute abgefertigt. Den ersten Versuch bricht der Autor daher nach 15 Minuten ergebnislos ab, weil der Termin, dessentwegen er nach Köln gefahren war, ansteht.

Um 19:20 Uhr (also nach dem Termin) ist die Schlange im Reisezentrum Köln 8 Leute lang, aber es sind auch nur noch 2 der vier Schalter geöffnet. Also waaaartet der Autor dann 40 Minuten, bis er sein Anliegen vortragen kann.

Der Reisezentrum-Service-Operator (oder wie auch immer die Schalterbeamten heute heißen) steckt die Karte in einen Kartenleser (er hat einen!) und stellt fest:
"Aber da ist doch das Jobticket drauf!" - Mit vorwurfsvollem Unterton "Wieso kommen Sie überhaupt?" - vielleicht meint er auch "Wieso hat das bei der Kontrolle im Zug nicht geklappt?": diese Untertöne sind manchmal nicht einfach zu unterscheiden.

Er notiert auf dem Wisch über das erhöhte Beförderungsentgelt, dass das elektronische Ticket in Ordnung sei. Er legt es zu einem Stapel und verschwindet in den Kulissen, um das e-Ticket noch mal an einem anderen Gerät zu prüfen. Nach ca. 3 Minuten (= gefühlte 10 Minuten) erscheint er wieder, erklärt, dass auch da alles in Ordnung sei und wünscht einen schönen Abend.

Zahlen muss der Autor nichts - nur hat er etwa 55 Minuten in der Schlange des Reisezentrums gestanden, für nichts und wieder nichts. Kein Wunder, dass die Bahn auf keinen grünen Zweig kommt.

Soviel zu einem 2 Jahre alten Pilotprojekt ...

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