Dienstag, 16. August 2005
London: shoot to kill
varzil, 14:10h
Langsam wird das Geschehen klarer, aber nicht besser.
Zunächst die offizielle Darstellung:
Er starb, weil er im selben Haus wohnte wie einige Terrorverdächtige auch und weil er dunklere Hautfarbe hatte.
Keinesfalls allerdings hat die Polizei aus dem Geschehen gelernt, dass man zukünftig vielleicht etwas zurückhaltender beim Schießen sein sollte. Im Gegenteil: In "The Observer" liest man als Stellungnahme des Chefs der Londoner Polizei vielmehr:
- [Das ist das, was die "westliche Welt" dem "Rest der Welt" wohl immer noch voraus hat: Irgendwann kommt es raus, was eigentlich passiert ist ...]
- [Das ist keine besondere britische Spezialität. Auch der deutsche Rechtsstaat leistet sich den Todesschuss ohne Urteil ("finaler Rettungsschuss" oder auch vgl. "wann darf man ein Flugzeug abschießen").]
Zunächst die offizielle Darstellung:
- " ... Die Ermittler hatten Menezes aus einem Mehrfamilienhaus kommen sehen, in dem sie mehrere Terroristen vermuteten. Man habe zuerst gehofft, der Verdächtige werde die Polizei zu seinen Hintermännern führen, doch an der Londoner Stockwell Station sei der Mann mit dem dunklen Teint plötzlich in die U-Bahn gerannt und habe ein Drehkreuz übersprungen. Unter der dicken Jacke des Mannes hätten die Polizeibeamten einen Sprengsatz vermutet, deswegen sei der mutmaßliche Selbstmordbomber ausgeschaltet worden, so lautete die offizielle Version der Londoner Polizei. (Quelle:Spiegel online)
- Nach Recherchen der britische Sonntagszeitung "The Observer" hat sich der Vorfall jedoch ganz anders zugetragen: Demzufolge bewegte sich der angeblich so verdächtige Brasilianer keineswegs in panischer Eile durch die U-Bahn und übersprang auch kein Drehkreuz, als wäre er auf der Flucht. Stattdessen habe Menezes ein normales Dauerticket benutzt, um die U-Bahn zu betreten. Augenzeugen hätten ihn vermutlich mit einem der Fahnder verwechselt, die dem jungen Mann zu diesem Zeitpunkt hinterhergelaufen seien.
"In dem Moment, in dem Menezes die Station betrat, war sein Schicksal besiegelt", schreibt die Zeitung. Mitverantwortlich dafür seien die Beamten, die Menezes von seiner Wohnung bis zur U-Bahn verfolgt hätten. Anscheinend waren die Beschatter unbewaffnet. Als der mutmaßliche Terrorist die U-Bahnstation Stockwell betreten habe, hätten sie erst noch ein bewaffnetes Polizeiteam alarmieren müssen, das den vermeintlichen Attentäter stoppen sollte.
Doch die herbeigerufenen Zivilbeamten stellten Menezes erst auf dem Bahnsteig. Aus Angst vor einer Explosion in der Menschenmenge hätten sie sich für den Todesschuss entschieden - ohne Rücksprache mit ihren Vorgesetzten, denn im Gegensatz zu den Funkgeräte der U-Bahn-Angestellten würden die der Anti-Terror-Fahnder unter der Erde nicht funktionieren, schreibt der "Observer".
Entgegen ersten Darstellungen trug Menezes nach Informationen der Zeitung keine dicke Jacke, die ihn in der Sommerhitze verdächtig gemacht haben könnte. Stattdessen sei der als "Jim" bekannte Brasilianer mit einer gewöhnlichen "Denim"-Jacke bekleidet gewesen. Es habe weder eine Aufforderung der Beamten an Menezes gegeben, stehen zu bleiben, noch hätten sich die in Zivil gekleideten Fahnder ausreichend zu erkennen gegeben. Stattdessen sei nur gerufen worden: "Auf den Boden!" Augenzeugen zufolge habe der Brasilianer einen verwirrten Eindruck gemacht, bevor er überwältigt und erschossen worden sei. Menezes war erst zwei Wochen vor seinem Tod von einer Jugendbande angegriffen worden. (Quelle:Spiegel online)
Er starb, weil er im selben Haus wohnte wie einige Terrorverdächtige auch und weil er dunklere Hautfarbe hatte.
Keinesfalls allerdings hat die Polizei aus dem Geschehen gelernt, dass man zukünftig vielleicht etwas zurückhaltender beim Schießen sein sollte. Im Gegenteil: In "The Observer" liest man als Stellungnahme des Chefs der Londoner Polizei vielmehr:
- ...
... the Metropolitan Police Commissioner, Sir Ian Blair, announced an expansion of his firearms unit to cope with the new terrorist threat.
Despite the death of de Menezes and the charging of two firearms officers with murder in connection with the case of Harry Stanley, shot dead when officers believed the table leg he was carrying was a shotgun, Blair believes there will be no shortage of volunteers for firearms duty, insisting the officers feel 'very well supported' by the force.
He insists the shoot-to-kill policy is the 'least worst' way of tackling suicide bombers and refuses to rule out other innocent people being shot in similar circumstances. 'I am not certain the tactic we have is the right tactic, but it is the best we have found so far.'... "(Quelle:The Observer)
- Gehen ein Internist, ein Chirurg und ein Pathologe auf die Entenjagd. Kommen zwei Enten angeflogen. Sagt der Internist:
- "Also - ja - also - meine Herren Kollegen, wenn Sie keine Einwände haben, werde ich jetzt auf die - von mir aus gesehen - rechte Ente, das heißt, von der Ente aus gesehen, auf die linke Ente natürlich, einen Schuß abgeben - halt, jetzt sind die Enten über uns hinweg geflogen, dann muß ich den Schuß selbstverständlich auf die - von mir aus gesehen - linke Ente abgeben, das heißt nunmehr auch, die von der Ente aus gesehen linke Ente... Sie haben nichts dagegen einzuwenden, meine Herren Kollegen? Dann feuere ich den Schuß also jetzt ab."
Die Enten sind inzwischen längst wieder außer Schußweite, der Schuß des Internisten bleibt ohne Wirkung.
Kommen wieder zwei Vögel angeflogen. Der Chirurg legt an und schießt: *PENG* *PENG* *PENG* *PENG* *PENG*.
Dann wendet er sich zum Pathologen und sagt:
- "Geh doch mal und siehst nach, ob 'ne Ente dabei ist!"
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