Mittwoch, 17. August 2005
Kondomwiesen-Besucher - "Die brauchen wir nicht"
Inzwischen bestätigt sich der Eindruck: der Weltjugendtag ist einfach eine große tolle Party, mag der ÖPNV auch regelmäßig vor den Massen kapitulieren!
bonner hofgarten(Bild links: Bonner Hofgarten 16.8.05 im Bonner Generalanzeiger)

Egal: Super Stimmung, an jeder Ecke einfach frohes Jungvolk.
    ... Mit "Ben-e-detto"- und "Ole ole"-Rufen versuchen sich auf den Treppen vom Kölner Hauptbahnhof zum Dom eine Gruppe aus Mexiko in gelben "Benedikt 16"-Shirts und rund zwanzig Italiener gegenseitig zu übertreffen. Auf die Melodie von "We will rock you" stimmen mehrere Polen ihr "We love Benedikt" an. Das können sich die Mexikaner nicht bieten lassen und legen an Lautstärke noch ein bisschen zu....

    Auf der Domplatte ist die Tanzfläche eröffnet: Eine Gruppe italienischer Erzieher hüpft im Kreis und macht dabei lautstark Tiere nach. "Es ist phantastisch hier", erzählt Enrico Giovanni aus Rom, "eine einzige große Party." Selbst die Kölner steckt das Tanzfieber an: Helga Grau aus Bensberg macht spontan bei einem ausgelassenen Kreistanz mit. "Ich find' das toll." Wie sie bleiben viele Kölner stehen, gucken zu, wippen mit. Eine Gruppe aus Wuppertal hat sich bereits mit italienischen Pilgern verbündet und erteilt ihnen eine Lektion in kölschem Liedgut: Der Refrain des Karnevalsschlagers "Viva Colonia" klappt fast fehlerfrei.
    (Quelle: Spiegel online)
Im harten Kontrast dazu eine Meldung der TAZ von vorgestern:
    "... [Text zu Johannes Paul II. und dem letzten Weltjugendtag im Jahr 2000:] ... Der Menschenfischer nahm es offenbar gelassen hin, dass die jungen Pilgerinnen und Pilger nach dem Weltjugendtag in Rom im Jahr 2000 eine Wiese voll gebrauchter Kondome hinterließen.

    Auch liberalere Kardinäle kann dies nicht erregen. "Die Mädchen auf dem Petersplatz, die dem Papst zujubeln, haben die Pille in der Tasche. Das wissen wir schon lange", sagte der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, neulich. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz will sich offensichtlich nicht dauernd statt mit dem Evangelium mit Pillen und Kondomen beschäftigen - er betrachte diese Fragen der Sexualethik als "periphere Dinge", sagt er. Ganz anders Meisner, der bei diesen richtig heiß zu werden scheint. Zu fragen wäre an dieser Stelle, wen der anfangs zitierte Kardinal Meisner mit seiner Aussage eigentlich im Blick hatte, als er von der älteren Generation sprach, die ihren eigenen "verluderten Lebensstil" rechtfertigen wolle. Doch nicht etwa seinen Mainzer Mitbruder? Es geht hier auch um einen Machtkampf innerhalb des deutschen Katholizismus, welche Richtung obsiegt.

    Ratzinger jedenfalls fehlt wie Meisner jede Gelassenheit bei dem Thema - er soll im vertrauten Kreis angesichts der Kondomwiese des Weltjugendtages [vermutlich im Jahr 2000] gesagt haben: "Die brauchen wir nicht, diese Jugendlichen." Dennoch reist er nun nach Köln, um sich wie sein Vorgänger und Idol von genau solchen Jugendlichen feiern zu lassen...."
    (Quelle: taz)
Wenn die etwas weniger liberalen Kardinäle beim Weltjugendtag 2005 immer noch meinen, dass sie Jugendliche, die Kondome verwenden, "nicht brauchen", muss die Gegenfrage erlaubt sein:

Wer braucht eigentlich noch solche Kardinäle? Vielleicht ist es aber auch nur eine gezielte Desinformation der TAZ. Wo "wir" alle Papst sind, werden "wir" doch nicht mehr solchen Blödsinn sagen ...

Varzil rät den Jungs, ihre Gummis hinterher in den nächsten Mülleimer zu entsorgen.

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